Studie zeigt größere Kluft zwischen Arm und Reich in der Pandemie

Wen trifft es besonders hart?

An diesem Donnerstag ist der Verteilungsbericht der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlicht worden. Die Studie hat untersucht, wer am meisten unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise leidet. Die Ergebnisse dürften die wenigsten überraschen.

Studie zeigt größere Kluft zwischen Arm und Reich in der Pandemie / © Africa Studio (shutterstock)
Studie zeigt größere Kluft zwischen Arm und Reich in der Pandemie / © Africa Studio ( shutterstock )

Die Corona-Krise verschärft laut einer aktuellen Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung die Ungleichheit zwischen hohen und niedrigen Einkommen in Deutschland. Wer schon vorher ein niedriges Einkommen hatte, sei im Verlauf der Pandemie fast doppelt so häufig von Verlusten betroffen wie Menschen mit hohen Einkünften, teilte die gewerkschaftsnahe Stiftung bei der Vorlage ihres neuen Verteilungsberichts ihres Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) am Donnerstag in Düsseldorf mit.

Bereits in den 2010er-Jahren seien die Haushalte mit niedrigen Einkommen zurückgefallen.

Einkommenseinbußen bis zu 40 Prozent

Konkret hätten durchschnittlich 32 Prozent der über 6.300 befragten Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden zwischen April und Juni dieses Jahres Einkommenseinbußen hinnehmen müssen, berichtete das WSI. In den Gruppen mit Haushaltseinkommen unter 1.500 Euro netto monatlich liege der Anteil deutlich über 40 Prozent, bei Befragten mit über 4.500 Euro netto lediglich bei 26 Prozent. Von den Verlusten seien neben Selbständigen vor allem prekär Beschäftigte wie Leiharbeiter oder Minijobber besonders oft betroffen, hieß es weiter.

Auch bei der Höhe der Ausfälle zeigt sich laut der Mitteilung ein Zusammenhang mit dem Einkommen. Etwa 30 Prozent der Befragten aus Haushalten mit mindestens 2.600 Euro Monatsnetto berichteten von Einbußen von mehr als einem Viertel. Bei Menschen mit Niedrigeinkommen unter 900 Euro hätten knapp 20 Prozent sogar mehr als die Hälfte ihres Einkommens verloren.

Kurzarbeit bedeute Ausfälle

Als wichtige Gründe für spürbare Einkommenseinbußen nennt das Institut neben dem Verlust von Umsätzen bei Selbständigen oder dem Verlust des Arbeitsplatzes auch Kurzarbeit, wie es weiter hieß. Diese sichere in der Krise zwar zahlreiche Jobs, könne aber für die Betroffenen empfindliche Ausfälle bedeuten.

In Unternehmen ohne Tarifbindung erhielten der Befragung zufolge lediglich 34 Prozent der Beschäftigten eine Aufstockung zum Kurzarbeitergeld - wo nach Tarifvertrag bezahlt werde, seien es durchschnittlich 58 Prozent gewesen.

"Wachsende Kluft zwischen Arm und Reich"

Auch ein Teil der mittleren Einkommen dürfte in der Krise zurückfallen, wenn nicht Schutzmechanismen "schnell weiter gestärkt würden", erklärten die Autoren der Studie. Um der "wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich" entgegenzusteuern, empfehlen die Autoren unter anderem eine Anhebung des Kurzarbeitergeldes, besonders für Beschäftigte mit Niedrigeinkommen.

Außerdem solle die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld I für den gesamten Zeitraum der Corona-Krise verlängert und längerfristig etwa der gesetzliche Mindestlohn auf 60 Prozent des mittleren Lohns von Vollzeitbeschäftigten angehoben werden.


Quelle:
epd
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