Wenige Schnittstellen bei Trump und Katholiken

"Ein Populist, Scharfmacher und Rassist"

Nach der US-Wahl beginnen die Analysen. Trotz all seiner rassistischen und sexistischen Verlautbarungen: Es haben wohl auch viele Katholiken Donald Trump gewählt. Für den Theologen Alexander Görlach ein Unding.

Oh my God: Trump / © Michael Reynolds (dpa)
Oh my God: Trump / © Michael Reynolds ( dpa )

domradio.de: Nachdem, was Trump zum Beispiel über Frauen vom Stapel gelassen hat, muss man sich ja ganz ernsthaft fragen: Welche Frau kann so jemandem ihre Stimme geben? Trotzdem haben viele, viele Amerikanerinnen das ja ganz offensichtlich getan. Haben Sie eine Erklärung?

Dr. Alexander Görlach (Theologe und Linguist): Weite Teile des Landes verharren nach wie vor in einer Art vormodernem Zustand, selbst an so liberalen Orten wie hier in Harvard ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern noch ein ganz anderes als z.B. bei uns in Deutschland. Stereotypen und Sexismus sind leider in weiten Teilen des Landes noch eine Selbstverständlichkeit. Das geht auch einher mit religiösen Gesellschaftsbildern, die der Frau bestimmte Plätze in der Gesellschaft zuweisen. Die USA bestehen eben nicht nur aus den Küstenregionen.

domradio.de: Trump war zwar mit seinem persönlichen Lebenswandel nicht gerade der Traumkandidat der Katholiken, andererseits schätzten ihn viele wegen seiner Haltung in der Abtreibungsfrage. Was bedeutet der Trump-Sieg für die Katholiken?

Görlach: Trump ist ein Populist und ein Scharfmacher und ein Rassist. Die katholische Kirche kann jetzt eigentlich nur in Daueropposition zu Trump gehen. Nur weil er gegen Abtreibung ist, macht es ihn ja noch lange nicht zu einem guten Katholiken. Die katholische Kirche ist ja auch die Kirche jener mexikanischen Minderheit, die von Trump am meisten gehasst und beschimpft wird. Und Trumps Wirtschaftspolitik will die Reichen reicher machen, das entspricht auch nicht der katholischen Soziallehre. Die Armen sind ihm am Ende des Tages völlig egal. Er wird also aus all diesen Gründen kein Freund irgendeiner christlichen Kirche sein können.

domradio.de: Nun hat Trump ja in einer ersten Reaktion eher versöhnliche Töne angeschlagen.

Görlach: Das ist Teil der typischen Rhetorik nach einer solchen Wahl. Aber selbst das war ja nicht selbstverständlich und fast schon eine Überraschung. Aber davon kann man jetzt nicht auf seine kommenden Taten schließen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR