In wenigen Tagen beginnt der 98. Deutsche Katholikentag

Vollbepackte Rucksäcke

Der Countdown läuft: Nur noch 12 Tage bis zum Katholikentag in Mannheim. Mehr als 60.000 Christen aus dem ganzen Bundesgebiet werden zu über 1.200 Veranstaltungen erwartet. Weithin sichtbar machen schon seit Wochen knallrote, Riesen-Rucksäcke in der Mannheimer Innenstadt auf das Riesenevent neugierig. domradio.de sucht auf seiner Facebook-Seite noch domradio.de-Botschafter für Mannheim.

Autor/in:
Volker Hasenauer
Köln: Auch das domradio.de-Team macht sich bald auf den Weg nach Mannheim (DR)
Köln: Auch das domradio.de-Team macht sich bald auf den Weg nach Mannheim / ( DR )

Die großen Themen des 98. Deutschen Katholikentags stehen längst fest: Aufbruch zu innerkirchlichen Reformen, Aufbruch zu gesellschaftlichen Debatten über Klimawandel, Demografie und europäische Schuldenkrise. Gastgeber des Christentreffens ist neben dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Robert Zollitsch, zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof. Er hat den Dialogprozess zur Zukunft der Kirche angestoßen. Stichworte heißen Missbrauchskrise, Priestermangel, sinkende Katholikenzahlen. An der Basis gärt es. Zollitsch setzt auf echten Dialog, fairen Austausch und ehrliche Standortbestimmung. Ein Problem ist aber, dass der Dialogprozess mit vielen und sehr unterschiedlichen Erwartungen verbunden ist.



Winfried Kretschmann, baden-württembergischer Ministerpräsident und seit Jahren ZdK-Mitglied, sagt es so: "Dialog macht nur Sinn, wenn nicht von vornherein feststeht, was rauskommen darf und was nicht. Ich wünsche mir, dass meine Kirche nicht - was sie gerne tut - Kritik als Illoyalität auffasst, sondern als Besorgnis begreift."



Breites Spektrum von "Kirche von unten" bis "Piusbrüder"

Traditionell ist bei den seit 1848, meist alle zwei Jahre organisierten Katholikentagen ein breites Spektrum katholischer Gruppen und Initiativen vertreten. Von eher linken, reformorientierten Gruppen wie "Kirche von unten" bis zu tendenziell konservativen Gruppen wie Jugend 2000, geistlichen Bewegungen oder Lebensschutzgruppen. Sie alle werben auf der traditionellen "Kirchenmeile" für ihre Ziele. Abzuwarten bleibt, ob die erzkonservative Piusbruderschaft, die derzeit mit dem Vatikan um eine Wiedereingliederung ringt, eine Rolle spielt.



Kritische Gruppen haben ein Alternativprogramm zur offiziellen Agenda angekündigt. Dort wird es vor allem um Streitthemen wie Zölibat, die Rolle von Frauen in der Kirche, Missbrauch und Sexualmoral gehen. Zwei bekennend schwule, amtsenthobene Priester wollen am Rand des Treffens einen Gottesdienst feiern, bei dem ausdrücklich evangelische Christen, geschiedene Wiederverheiratete und "homosexuell liebende Menschen" zum Kommunionempfang eingeladen sind.



Gezielt will der Katholikentag ökumenische Impulse setzen. So gibt es deutlich mehr katholisch-evangelische Veranstaltungen als in den Vorjahren. Zentren widmen sich dem Dialog mit Judentum und Islam. Mannheimer Moscheen und die jüdische Synagoge öffnen ihre Türen. Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) kündigte an, dass die Mannheimer fröhliche Gastgeber sein wollen. Und er hofft, dass die "Frage nach der Dialogfähigkeit der Religionen", wie sie Mannheim mit Bürgern aus 170 Nationen präge, eine zentrale Rolle spielt.



Kein gewaltbereites Problempublikum

In Sachen Sicherheit geben die Organisatoren Entwarnung. Mannheim habe viel Erfahrung mit Großveranstaltungen, zudem sei kaum mit einem gewaltbereiten Problempublikum zu rechnen. Den Etat für das Fünf-Tage-Event beziffern die Veranstalter auf 8,5 Millionen Euro, die sich auf Teilnehmerbeiträge und Fundraising, Bistum, Bischofskonferenz, die Stadt sowie Landes- und Bundeszuschüsse verteilen.



Um das Thema Umweltschutz, dem sich zahlreiche Foren und biblische Gesprächskreise widmen, konkret werden zu lassen, setzen die Veranstalter neben Mehrweggeschirr sowie Bio- und fair gehandelten Produkten auf eine klimaschonende Anreise. Schon bei der Anmeldung im Internet schlägt ein Klimarechner eine CO2-Abgabe vor, die in Projekte des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor oder in das Pflanzen eines "Katholikentagswalds" am Bodensee fließen soll. Auch mit solchen Projekten soll das Leitwort vom neuen Aufbruch Gestalt annehmen. Die roten Katholikentags-Rucksäcke sind programmatisch voll bepackt.