Um den Weihnachtsbaum ranken sich die unterschiedlichsten Rituale: Die einen schlagen ihn selbst, die anderen suchen ihn an einem Verkaufsstand aus. Manche erwerben ihr Exemplar auch im Baumarkt oder ordern es online. Fest steht jedoch, dass der Baum fest zu den Traditionen rund um das Fest der Geburt Christi gehört. Das wird auch in diesem speziellen Corona-Jahr so sein - möglicherweise sogar noch intensiver.
Denn wer aus Gründen des Infektionsschutzes weniger nach draußen geht, um Freunde zu treffen, und wer plant, am Weihnachtsfest nicht die große Deutschlandtour zu den Verwandten zu unternehmen, macht es sich in den eigenen vier Wänden gemütlich. Zum Beispiel schon im Advent mit dem geschmückten Christbaum. "Man macht es sich zu Hause schön", sagt Saskia Blümel, Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger.
Baum immer früher in Wohnung oder Haus
Schon vor der Corona-Pandemie sei der Trend zu beobachten gewesen, dass sich Menschen immer früher den Baum in die Wohnung oder ins Haus holten, erklärt Blümel: aus Freude an der geschmückten Tanne oder auch, weil man an den Festtagen selbst gar nicht zu Hause ist, sondern Verwandte und Freunde besucht. Da leuchten die Baumlichter vielleicht schon, bevor die dritte Kerze am Adventskranz angezündet wird.
Das hat auch Stephan Mütherich, Inhaber von Weihnachtsbaumland.de im sauerländischen Eslohe, festgestellt. Bei dem Unternehmen können Kunden geschlagene Bäume oder Exemplare im Topf online bestellen und sich als Paket nach Hause liefern lassen. "Wir haben Bestellungen schon zum ersten Advent", sagt Mütherich. Auch er führt diesen Trend auf den Wunsch nach Behaglichkeit im Dezember zurück - und in diesem Jahr vor allem auf die coronabedingte Devise des sozialen Rückzugs.
Per Mausklick zum Weihnachtsbaum
"Bereits jetzt haben wir einen deutlichen Zuwachs, das sind so um die 50 Prozent", berichtet Mütherich. Zum Kundenkreis gehörten etwa Menschen ohne eigenes Auto, Ältere, die den Baum ohne fremde Hilfe nicht in höhere Etagen eines Wohnhauses tragen könnten, oder Freunde des bequemen Einkaufs: "Mit drei Klicks kommt der Weihnachtsbaum." Auch spreche viele Kunden an, dass es sich um einen Familienbetrieb handele, der transparent mit der Aufzucht der Bäume umgehe.
Die Firma Traumtanne.de vermietet geschmückte Weihnachtsbäume, in erster Linie an Unternehmen. Privatleute nutzten diesen Service kaum, sagt Inhaber Jan Marggraf. Auch in der Corona-Pandemie bestellten Firmen bei ihm Christbäume: "Wir haben sehr wenige Stornierungen." Die Unternehmen sagten sich, dass sie denjenigen Mitarbeitern, die nicht im Home Office seien, auch in diesen Zeiten vorweihnachtliches Flair bieten wollten.
Wie auch immer man sich den Christbaum nach Hause holt - auch in Corona-Zeiten dürfte es kein Problem sein, ihn unter freiem Himmel am Stand zu kaufen, im Laden zu erwerben oder im Freien zu schlagen, sagt Blümel. «Das macht uns in diesem Jahr keine Sorgen.» Erzeuger hätten sich auf Hygienekonzepte eingestellt. Bisher kauften etwa zwei Prozent der Kunden in einem Online-Shop - diese Zahl könnte Blümel zufolge in Corona-Zeiten steigen.
Wenig "Events" rund um den Weihnachtsbaum
Was aber wegfalle, seien "Events" rund um den Weihnachtsbaum, sagt die Expertin. Also Firmenfeiern sowie Glühwein, Punsch und Bratwurst nach dem Selberschlagen. "Das Thema Umsatzeinbußen treibt uns durchaus um." Alles in allem erwarte der Verband aber "keine riesengroßen Probleme". Der Kunde müsse sich auf einen etwas höheren Preis einstellen, kündigt Blümel an: Wer eine Nordmanntanne kaufe, müsse mit 20 bis 27 Euro pro laufendem Meter rechnen; bisher seien es 18 bis 25 gewesen. Grund seien unter anderen zusätzliche Kosten für Hygienevorgaben.
Pro Jahr werden nach Verbandsangaben in Deutschland etwa 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. "Davon ist auch ungefähr in diesem Jahr auszugehen", schätzt Blümel. Zahlen zum Umsatz gebe es jedoch nicht. Die größten Anbaugebiete seien das Sauerland, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Am beliebtesten sei die Nordmanntanne, und die meisten Weihnachtsbäume seien zwischen 1,50 und 2 Meter groß. Damit passen sie auch in Corona-Zeiten in - beinahe - jede kleine Hütte.