Wenigstens als Mädchenname lebt der Ziehvater Jesu weiter

Josefine statt Josef

Da helfen auch der Papst, Josef Ackermann und Jupp Heynckes nicht. Die "Seppen" haben es schwer - nicht nur in Bayern und nicht nur am 19. März. "Josef" wird in Deutschland von der weiblichen Konkurrenz überholt.

Autor/in:
Veronika Wawatschek
 (DR)

2011 landete der Ziehvater Jesu - egal ob mit "f" oder mit "ph" - nur auf Platz 55 der Hitliste der Vornamen, die die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden jedes Jahr erstellt. Um mehr als 20 Plätze abgehängt von "Josefine", die es immerhin auf Rang 30 schaffte.



Es ist schon länger her, dass der Zimmermann aus Nazareth wirklich populär war. 1977, als die GfdS ihre Auswertungen begann, zählte "Josef" bereits nicht mehr zu den Top Ten der beliebtesten Vornamen. Kein Wunder - möchte man sagen. Neun Jahre zuvor hatte die bayerische Staatsregierung "Josefi" als gesetzlichen Feiertag gestrichen.



Fachleute wie Michael Ritter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege wissen noch von einem reichen Brauchtum zu berichten, das sich einst um den Patron der Familie und der Handwerker rankte. Zum Beispiel im Bayerischen Wald: Dort gab es im 19. Jahrhundert den Josefstisch. In der eigentlich kargen Fastenzeit wurde ein reicheres Essen gekocht und dann an Arme weitergereicht. Das Kloster Einsiedeln in der Schweiz verkaufte Josefsringe als Talisman gegen Krankheiten. Der Zimmermann als Gesundheitsapostel? Ritter erklärt den Brauch damit, dass der Heilige um ein gutes Sterben angerufen worden sei.



Josefbräuche

Um das leibliche Wohl dreht sich auch so manch moderner Josefsbrauch. Im bayerisch-schwäbischen Hörmannsberg trifft man sich zum "Brezn paschen" - also zum Würfeln um Brezn. Das Kloster Andechs schenkt Freibier aus - für Josefs, Seppl und Josefinen. Den dazu passenden Josefsbock gibt es im Bierkrugmuseum im oberschwäbischen Bad Schussenried. Und die Wendelstein-Bahn kutschiert entsprechende Namensträger gratis aus dem Inntal in luftige Höhen.



"Wenn der Sepp am Birnbam sitzt" - so lädt die oberbayerische Stadt Grafing zum Lieder singen. Im unterfränkischen Rhöndorf Burgwallbach treffen sich schon seit mehr als 25 Jahren Josefs an ihrem Namenstag zum Gottesdienst und anschließendem gemütlichen Beisammensein im Wirtshaus. Für neue Josefs oder auch für Josefinen gibt es als Taufgeschenk ein Sparbuch.



Bei der Königlich-Bayerischen Josefspartei in Aichach kommen Weißwürscht" auf den Tisch. "Gebührend" wollen die Parteimitglieder ihren Patron feiern, wie Generalsekretär Fritz Josef Beintner erzählt. Auch wenn das einzige Parteiziel - den 19. März wieder als Feiertag in Bayern einzuführen - "mittlerweile aussichtslos" sei.



Eine gewisse Renaissance beobachtet Heimatpfleger Ritter dennoch. In den 1950er Jahren habe die katholische Kirche begonnen, "Josef, den Arbeiter" am 1. Mai zu ehren. Seit 2007 nutzen katholische Jugendverbände den 19. März für ihre Kampagne "Josefstag", um auf die Lebens- und Berufsperspektiven von Jugendlichen aufmerksam zu machen.



In Nussdorf am Inn darf der Ziehvater Jesu seit drei Jahren auch mit auf die Fronleichnamsprozession - in Gestalt einer neugeschnitzten Figur. Beim "Josefigottesdienst" am kommenden Montagmorgen ist er natürlich ebenfalls dabei - genau wie zahlreiche andere Seppen im Altarraum: der Pfarrer und der ehemalige Pfarrer heißen so, auch die Ministranten und der Kirchenpfleger.