Jesuitenmission ermöglicht CO2-Ausgleichsspenden

Wenn das schlechte Gewissen mitfliegt

Nachhaltig in den Urlaub: Wer viel Auto fährt oder viel fliegt, kann seinen CO2-Ausstoß durch Spenden ausgleichen. Auch die Jesuitenmission bietet ökologisch nachhaltige Projekte an. Doch wohin genau fließt das Geld und was wird damit gemacht?

Flugzeug nach dem Start / © Photon Catcher (shutterstock)
Flugzeug nach dem Start / © Photon Catcher ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Auf Ihrer Internetseite kann man mithilfe eines Emissions-Rechners, den CO2-Ausstoß berechnen, den man durch einen Flug verursacht hat. Wie genau funktioniert dieser Rechner?

Pater Klaus Väthröder (Direktor des Jesuiten-Missionsbüros Österreich und Deutschland): Wir haben uns für eine relativ einfache Version entschieden. Man gibt die Dauer des Fluges an, dann wird der CO2-Ausstoß berechnet, der dann einem Förderbetrag entspricht, den wir in bestimmte Projekte stecken.

DOMRADIO.DE: Bestimmte Projekte ist das Stichwort: Was passiert dann mit dem Geld?

Väthröder: Wir haben verschiedene Projekte im Bereich von nachhaltiger Entwicklung und Ökologie. Dabei haben wir uns erstmal für zwei Projekte entschieden: ein relativ normales Aufforstungsprojekt in Kambodscha und sozusagen unser Vorzeigeprojekt, das wir schon seit 30, 40 Jahren unterstützen, ein Watershed Programm in Indien.

DOMRADIO.DE: Was machen Sie bei dem Projekt in Indien?

Väthröder: Es ist ein soziales und ökologisches Projekt in Indien. Vor allem in Maharashtra, wo das Projekt von Pater Hermann Bache Ende der 70er Jahre ins Leben gerufen wurde. Es geht darum, Landwirtschaft wieder möglich zu machen. Dafür werden um einen Hügel Gräben gezogen – ein Meter tief und ein Meter breit – und damit versucht man das Wasser aufzufangen. Deswegen wird es auch das "Regenfänger-Projekt" genannt.

Normalerweise fließt das Wasser immer ab und wird nicht da gehalten. Wenn man aber Pflanzen und Bäume pflanzt, die das Wasser halten, dann steigt der Grundwasserspiegel und für die Dorfgemeinschaft, die indigene Bevölkerung wird Landwirtschaft wieder möglich, sodass sie dort überleben können. Sonst würden die Menschen abwandern, weil es keine Möglichkeit gibt, dort Landwirtschaft zu betreiben oder Geld zu verdienen.

DOMRADIO.DE: Warum ist das für die Jesuitenmission so ein wichtiges Thema?

Väthröder: Es gibt Organisationen, die ökologische nachhaltige Projekte unterstützen, aber bei uns kommen die Projekte von unseren Partnern. Das heißt, für die ist das ein wichtiges Projekt. Das Watershed Programm in Indien ist für die Dorfentwicklung, für die soziale Entwicklung und für die Jesuiten, die dort leben und sich einsetzen, sehr wichtig.

Und es hat schon weite Kreise gezogen. Wir sind eigentlich nur ein kleiner Player beim Watershed. Es gibt große Organisationen, die das System übernommen haben. Es wird in Indien, aber auch in anderen Ländern wie Afghanistan und in Haiti angewandt. Für uns ist das wichtig, weil es für unsere Partner wichtig ist.

DOMRADIO.DE: Aber ist das nicht ein bisschen wie freikaufen? Ich zahle meine 20 Euro an Sie und fliege dann trotzdem für ein Wochenende nach Mailand. Ohne schlechtes Gewissen, weil ich ja eben diese Ausgleichszahlungen getätigt habe.

Väthröder: Naja, ich würde nicht sagen, dass es freikaufen ist. Ich mache diese Ausgleichszahlungen schon, seit es das gibt. Und wenn ich da einen Obolus zahle, dann habe ich weiterhin ein schlechtes Gewissen und fliege nicht beruhigt. Es geht darum, den Leuten das Thema Fliegen und die Folgen des Fliegens ins Bewusstsein zu rufen.

Wir erwarten jetzt nicht riesige Mengen von Geld, sondern wir erwarten bei unseren Spendern eher ein Bewusstsein, dass Fliegen zum Klimawandel beiträgt. Wir zielen nicht darauf ab, dass überhaupt nicht mehr geflogen wird, sondern dass man bewusst fliegt und sich fragt, ob und wann es nötig ist.

DOMRADIO.DE: Aber da müsste sich doch noch viel mehr verändern. Da müssten doch auch Flüge teurer werden, oder?

Väthröder: Klar. Aber das ist wieder so ein zweischneidiges Schwert, wenn ich sage, die Flüge müssen teurer werden. Nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung und der Menschen in Deutschland fliegt und kann sich das leisten. Wenn wir es noch teurer machen, dann werden noch weniger Leute sich das leisten können. Und dass sich Menschen zum Beispiel über das Fliegen begegnen, ist ja ein schönes Ziel. Wenn man andere Kontinente besucht und dort nicht nur am Strand liegt, sondern die Kulturen kennenlernt und den Menschen begegnet, dann finde ich das einen sehr wichtigen Wert – auch in der Globalisierung.

Deswegen sollte man es, meiner Ansicht nach, nicht zu teuer machen, damit so etwas auch noch möglich ist. Aber es ist dahingehend möglich, indem man innerdeutsche Flüge teurer macht, indem man die Bahn ausbaut. In anderen Ländern wie Frankreich oder Schweden ist das selbstverständlich. Ich bin jetzt auch oft in China gewesen und da braucht man im Land selbst gar nicht mehr zu fliegen, weil die Bahn einfach gut funktioniert.


Quelle:
DR
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