35 Prozent aller in einem Jahr geschlossenen Ehen werden derzeit geschieden. Eine Trennung von Mann und Frau kennt auch das Alte Testament. Hier ist im Buch Deuteronomium von der "Entlassung aus der Ehe" die Rede. Doch Jesus reagiert abweisend auf diese Praxis, weil sie seiner Ansicht nach auf die Hartherzigkeit der Männer zurückzuführen ist.
Gegen das mosaische Gesetz verstößt allerdings der Ehebruch, auf welchem für alle Beteiligten die Strafe der Steinigung steht. Der spektakulärste und prominenteste Ehebruch in der Bibel ist die im 2. Buch Samuel erzählte Geschichte von David und Batseba. Das Vergehen, zu dem auch noch eine mögliche Vergewaltigung und ein Auftragsmord hinzukommen, bleibt nicht ungesühnt. Doch David bezahlt nicht mit seinem Leben sondern mit dem seines erstgeborenen Sohnes.
Einen gesetzlichen Rigorismus verurteilt Jesus im Johannesevangelium und fordert die Menge, die eine beim Ehebruch ertappte Frau steinigen will, auf, dass derjenige, der ohne Sünde ist, den ersten Stein werfen möge. Zur Frau aber sagt er, dass sie fortan nicht mehr sündigen soll. Im Matthäusevangelium ist Jesus jedoch weniger nachsichtig. Schon allein der lüsterne Blick genügt, um im Herzen Ehebruch zu begehen. Damit setzt er dem Rigorismus der Leute im Johannesevangelium einen Spiegel vor und weist darauf hin, dass Taten meist Gedanken vorangehen.
Die Kirche kennt mehrere Methoden, die Bibel zu interpretieren und auszulegen. Der fundamentalistische Zugang, welcher die Hl. Schrift wortwörtlich nimmt, zeugt jedoch von einer "geistigen Enge" und wird als "gefährlich" abgelehnt, so ein Dokument der Päpstlichen Bibelkommission aus dem Jahr 1993.
Zu besprechende Texte:
- Mt 19,3-12
- 2 Sam 11,2-17.26-27
- Joh 8,1-11
- Mt 5,27-30