Gründungsdirektor über das Katholische Institut in Berlin

"Wenn die Hälfte kommt, ist es ein ungeheurer Erfolg"

Die letzten Vorbereitungen laufen noch, doch schon jetzt wurden alle Erwartungen übertroffen: Rund 400 Menschen haben sich auf Studienplätze für das neue Katholische Institut in Berlin beworben. Woher kommt die große Nachfrage?

Gebäude der der Humboldt-Universität zu Berlin – hier werden die neuen Institute eingerichtet / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gebäude der der Humboldt-Universität zu Berlin – hier werden die neuen Institute eingerichtet / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Herr Helmrath, rund 300 Bewerber gibt es für das Fach Islamische Theologie, für die katholische Theologie sind es gut 400 Bewerber. Hat Sie dieser Ansturm überrascht?

Prof. Johannes Helmrath (Gründungsdirektor für das Katholische Institut an der Berliner Humboldt-Universität): Ja, vollkommen. Wir hatten schüchterne Schätzungen gemacht, die bei 40 bis 50 Bewerbern gelegen hätten. Dass das aber so durch die Decke schießen würde, hätten wir nicht gedacht.

DOMRADIO.DE: Was denken Sie denn, woran könnte es liegen?

Helmrath: Da denken wir auch darüber nach. Es spricht ja offensichtlich für einen Bedarf. Meiner Ansicht nach war es ohnehin überfällig, die katholische Theologie in der Hauptstadt Deutschlands auszubauen. Bei aller Anerkennung der Leistungen, die die eine Professur an der FU die letzten Jahre gemacht hat, ist diese Vergrößerung doch angemessen.

Man muss dann die Bewerbungen einzeln sichten und ich denke, dass es ein sehr heterogenes Feld sein wird. Wir bekamen auch Anfragen, zum Beispiel von einem Mathematiker, der sagt, er wollte schon lange mal ein paar Semester Theologie studieren. Es gibt aber auch etwa 40, 50 Hauptfachstudenten, die von der FU wechseln. Es wird sicherlich ein sehr interessantes Feld sein. Nicht alle Bewerber werden kommen, viele schreiben sich ja mehrfach ein. Aber wenn die Hälfte kommt, ist es schon ein ungeheurer Erfolg.

DOMRADIO.DE: Neben sonstigen Meldungen von Kirchenaustritten und Priestermangel sind das doch ziemlich überraschende Zahlen.

Helmrath: Vielleicht ist es auch das Konzept, das vor allem auf christlicher und katholischer Anthropologie beruht. Und auch die mittlerweile durchgesickerten attraktiven Namen der künftigen Professoren, die etwas dazu beitragen. Die Nähe zum Islam-Institut, wo sich sicherlich interessante Kontakte ergeben, spielt eine Rolle. Und natürlich die Stadt Berlin – der Nimbus Berlins.

DOMRADIO.DE: Die Professuren waren bisher noch nicht ganz klar – jedenfalls noch nicht alle. Das hat sich aber gestern geändert, richtig?

Helmrath: Der Senat hat jetzt erst in der Feriensitzung über die drei restlichen Professuren abgestimmt und sie sind ohne Gegenstimmen angenommen worden. Das heißt, die Listen der fünf Professoren sind jetzt durch den Akademischen Senat und können weiter an den politischen Senator Berlins gehen, der dann hoffentlich schnell die Rufe ausspricht.

DOMRADIO.DE: Für welche eine Ausrichtung der Lehre stehen denn diese Professoren?

Helmrath: Für eine Einrichtung, die auf einer anthropologischen Basis fußt. Nun ist Theologie ohnehin auch Anthropologie, wenn man an die Trinität und Christologie denkt. Es ist von vornherein deutlich, dass sie sich interreligiös orientiert, also auch mit den jüdischen, islamischen und protestantischen Institutionen zusammenarbeiten wird.

DOMRADIO.DE: Wie hier in Köln freuen uns natürlich besonders über die Entstehung dieser neuen Institute, denn, wenn meine Recherche richtig war, geht die Initiative des Ganzen auf den heutigen Kölner Erzbischof Kardinal Woelki zurück.

Helmrath: Ja und nein. Als Kardinal Woelki noch Erzbischof von Berlin war, hat er das durchaus verfolgt. Das Ganze war ohnehin schon in den 90er Jahren, also noch unter Kardinal Sterzinsky, fast schon spruchreif gewesen. Ein katholisches Institut an der HU zu eröffnen ist dann aus verschiedenen Gründen gescheitert. Aber als dann der politische Senat beschloss dieses Islam-Institut zu gründen, hat man gesagt, es muss auch für die Katholiken etwas geschehen, und dann hat man sich dieser Pläne der 90er Jahre erinnert.

DOMRADIO.DE: Das Katholische Institut wird eng mit dem Islamischen Institut verbunden sein. Wie soll denn diese Zusammenarbeit aussehen?

Helmrath: Da bestehen noch keine konkreten Pläne. Es ist klar, dass das stattfinden wird. Wir sind ja im gleichen Gebäude der ehemaligen Gerichtsmedizin mit einem Blick auf den dorotheenstädtischen Friedhof, wo Fichte, Hegel und Brecht liegen. Es wird sicher gemeinsame Veranstaltungen geben. Aber wir haben derzeit so viel damit zu tun, die einzelnen Institute aufzustellen, dass wir uns damit noch nicht konkret befasst haben. Das wird der nächste Schritt sein.

Das Gespräch führte Moritz Dege.

 

Institut für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin / © Gregor Krumpholz (KNA)
Institut für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin / © Gregor Krumpholz ( KNA )

 

Institut für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin / © Gregor Krumpholz (KNA)
Institut für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin / © Gregor Krumpholz ( KNA )
Quelle:
DR