"Man wird in Zukunft kein Ticket mehr für die Bahn brauchen. Der Zug kann dann über das Handy eines Passagiers erkennen, dass er eingestiegen ist", sagte Bahnchef Richard Lutz den Kollegen von der Bild am Sonntag.
„Digitales ticketing“ ist das Stichwort. Klar habe ich es gegoogelt. Aber nur lustlos. Schließlich will ich kein „digitales Ticketing“. Ich will meine Freiheit behalten. Und zu meiner Freiheit gehört, dass ich.kein.Handy.möchte.
Ich weiß, was Sie jetzt sagen. Natürlich werden mir seit Jahren die üblichen Einwände um die Ohren gehauen. "Aber was ist denn, wenn mal was passiert?" Wenn mal was passiert, dann finde ich immer eine Lösung: eine orangefarbene Säule an der Autobahn, eine aussterbende Telefonzelle am Bahnhof. Oder einfach einen Mitmenschen, dem ich 50 Cent gebe und frage, ob ich sein Handy benutzen könne.
Aber wenn Du mal dringend erreicht werden musst? Gegenfrage: Was soll so dringend sein, dass es nicht warten könnte, bis ich wieder zu Hause bin? Nehmen wir was richtig Schlimmes an: einer meiner Liebsten stirbt plötzlich oder ein Feuer bricht bei uns aus: wem ist geholfen, wenn ich an der Kasse im Biomarkt davon erfahre?
Nein, andersrum wird für mich ein Schuh daraus: wenn ich unterwegs bin, bin ich unterwegs. Weil ich einkaufe. Einen Termin habe. Mit Jemandem verabredet bin. Ich habe also schon etwas vor. Warum sollte ich dann erreichbar sein?
Erreichbar bin ich schon immer am Schreibtisch. Beantworte immer alle Emails. Gehe ans Telefon. Öffne die Tür, wenn es klingelt. Zu Hause bin ich immer erreichbar, immer verfügbar. Ich bin offen für spontane Besuche. Oder für Freunde, die gerne telefonieren wollen. Aber ich finde das reicht.
Wenn ich unterwegs bin, bin ich unterwegs. Frei für das, was ich vorhabe. Frei für die Menschen, die ich unterwegs treffe. Frei vom Handy.
Sehr oft, fast immer um genau zu sein, bin ich mit der Bahn unterwegs. Ich wunder mich: Sieht so aus, als würde ausgerechnet die Bahn mir meine letzte Freiheit rauben.