Das ZdK als repräsentative Vertretung katholischer Laien?

"Wenn man ganz genau hinschaut..."

Sehen sich katholische Gläubige im Land vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken gut vertreten? Agnes Wuckelt zählt zu den frisch gewählten neuen Mitgliedern im Laiengremium. Sie sieht bei dieser Frage durchaus noch Luft nach oben.

Agnes Wuckelt, stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft / © Andreas Oertzen (KNA)
Agnes Wuckelt, stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft / © Andreas Oertzen ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ZdK setzt sich für die Belange der katholischen Laien ein. Was macht die Arbeit im ZdK für Sie interessant?

Prof. Dr. Agnes Wuckelt (Stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands): Diese Arbeit ist deshalb so interessant, weil vielfältige Menschen, die sich alle als Christen und Christinnen in unserer Gesellschaft verstehen, zusammenkommen. Sie beraten in einem großen Kontext, könnte man sagen, darüber, was es eigentlich heißt, in dieser Gesellschaft als Christin, als Christ zu leben und wie man in diese Gesellschaft hineinwirken kann. Andererseits sind wir ja Teil dieser Gesellschaft in der Kirche, um hier einen Austausch von Ideen, Entwicklungen, Konfliktfelder oder auch Chancen wahrzunehmen.

DOMRADIO.DE: Es gibt auch Menschen, die schreiben, dass sie sich vom ZdK nicht vertreten fühlen. Sehen Sie die Breite der Katholiken und Katholikinnen in Deutschland abgebildet?

Wuckelt: Im Großen und Ganzen ja, weil wir ja sowohl Menschen aus den Verbänden entsenden beziehungsweise diese gewählt werden als auch Menschen aus den Räten und Gremien dabei sind, die in den Bistümern tätig sind. Aber ich denke, und das ist etwas ganz Wichtiges, dass auch Menschen jetzt erst vor Kurzem gewählt worden sind, die in unserer Gesellschaft tätig sind. Das können Künstlerinnen und Künstler sein, Menschen aus der Politik, Menschen aus der Wirtschaft und Finanzwesen, die bereit sind mitzuarbeiten.

Wenn man ganz genau hinschaut, dann müsste natürlich gefragt werden "Wo sind die Menschen, die von Hartz IV leben? Wo sind die Menschen, die in unserer Gesellschaft aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt werden?" Da müssen wir sehr kritisch hinschauen, ob und wie wir diese Menschen auch vertreten können.

DOMRADIO.DE: Es klingt so, als würden Sie sich dafür einsetzen wollen?

Wuckelt: Sehr gerne. Es ist mir ein ganz großes Anliegen. Zum einen bin ich stellvertretende Bundesvorsitzende der KfD und bin ja von der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands auch als Delegierte aufgestellt und zur Wahl gestellt worden. Das heißt, für mich sind die Belange von Frauen, die vielfältigen Frauenleben, die wir in unserer Gesellschaft haben, die Situation von Frauen, die im Moment ja auch durch Corona nochmal ins öffentliche Bewusstsein getreten ist, sehr wichtig.

Ich stehe sehr stark für Inklusion. Für mich ist es eine ganz große Frage, wie wir all die Menschen inkludieren oder ihnen helfen können, sich in unserer Gesellschaft einzuordnen, die aufgrund von Krankheit, Behinderungen, Migrationshintergrund aus der Gesellschaft und häufig auch aus der Kirche ausgeschlossen sind.

DOMRADIO.DE: Wenn wir über Frauen sprechen, sollten wir vielleicht auch über die Frauen in kirchlichen Ämtern sprechen. Welche Entwicklungen sehen Sie auf dem Gebiet?

Wuckelt: Es geht wirklich langsam voran. Ich denke, wo wir auch jetzt im Synodalen Weg, an dem das ZdK ja beteiligt ist, sehr sorgfältig nachdenken, ist, dass wir alle Mittel und Wege darlegen, die gegeben sind, Frauen in Leitungsfunktionen in unserer Kirche auch hineinzubringen und Frauen zu ermutigen, das zu tun. Wo es sehr, sehr langsam vorangeht, ist der Bereich, ob es möglich ist, dass Frauen einen Zugang zur Weihe, also zum Diakonat, zur Diakonin, zur Priesterin oder zur Bischöfin bekommen. Das ist ein schweres Unterfangen.

DOMRADIO.DE: Die Vizepräsidentin des ZdK, Claudia Lücking Michel, fordert ein Mitspracherecht der Gläubigen bei der Einsetzung und Absetzung von Bischöfen. Bislang entscheidet der Papst ja über den Rücktritt eines Bischofs. Was halten Sie von der Forderung?

Wuckelt: Das ist eine ganz alte Forderung. In der frühen Kirche war das Bischofsamt ein Wahlamt, und auch ein Bischof konnte von der gesamten Gemeinde abgewählt werden, wenn er den Ansprüchen und den Kriterien, die an das Amt gestellt wurden, nicht genügte.

Auch innerhalb der Kirchengeschichte etwa im vierten/fünften Jahrhundert wurde ganz deutlich gesagt, dass ein Bischof von denjenigen gewählt werden muss, über die er, so der damalige Sprachgebrauch, auch der Hirte ist. Dass sich das mehr und mehr in eine Chefsache hin entwickelte, ist eine Entwicklung unter vielen, der wir gerne heute entgegenwirken können.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR
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