Der Augsburger Theologe Johannes Hartl kritisiert die "Eintrittsschwellen" der Kirchen als zu niederschwellig. "Im Moment sind wir dabei, jeden zu taufen, jeden zur Kommunion zuzulassen und jeden kirchlich zu trauen - egal, was er glaubt", sagte der Gründer des Augsburger Gebetshauses der "Herder Korrespondenz". Dadurch schaffe man eine "millionengroße kirchensteuerzahlende Mitgliedschaft" bei immer weniger persönlicher Glaubenssubstanz.
In einer Sonderausgabe der Monatszeitschrift zum Thema "Pastoral unter neuen Bedingungen" sagte Hartl weiter, höhere "Eintrittsschwellen" würden mehr Leute anziehen. Beispielsweise verzeichneten Klöster, die das geistliche Leben stärker betonten, in der Regel mehr Eintritte als andere. Sprache und Willkommenskultur müssten "so niedrigschwellig sein wie möglich", die Inhalte jedoch nicht, so der Leiter des Augsburger Gebetshauses.
Gegen jede Form eines elitären Christentums
In dem Streitgespräch kritisierte der Seelsorgeamtschef des Bistums Hildesheim, Christian Hennecke, die Thesen Hartls. "Ich bin gegen jede Form eines elitären Christentums", betonte der Theologe und Buchautor. Es gehe nicht darum, ob etwas niedrig- oder hochschwellig sei, "sondern ob es mich anzieht". In der Kirche gebe es eine Vielfalt von Stilen und Kulturen, "die alle berührend sein können - von Gregorianik bis Taize".
Hennecke fügte hinzu, Christen müssten sich ihren Mitmenschen konsequent zuwenden. "Beten allein reicht nicht, deshalb tun wir als Kirche ganz viel für den sozialen Zusammenhalt in unserem Land", so der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge in der Diözese Hildesheim.