Wer übernimmt Leitung der Passionsspiele in Oberammergau?

Entscheidung schon im Herbst

Aufregungen rund um die Passion in Oberammergau sind normal. Nun will der Gemeinderat schon im Oktober den neuen Spielleiter bestimmen. Zwei Kontrahenten scheinen sich derweil anzunähern, vielleicht sogar zu verbünden.

Autor/in:
Barbara Just
Oberammergauer Passionsspiele / © Dieter Mayr (KNA)
Oberammergauer Passionsspiele / © Dieter Mayr ( KNA )

Im Streit um die Leitung der Passionsspiele 2030 hat der Gemeinderat die Bewerbungsfrist verkürzt. Statt erst im Mai 2025 will das Gremium nun schon am 16. Oktober über den neuen Spielleiter abstimmen, wie Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte. Ein entsprechender Antrag hat laut Rödl am Montag eine knappe Mehrheit von 10 zu 8 Stimmen erhalten.

Mehr Planungssicherheit 

Der Bürgermeister von Oberammergau, Andreas Rödl (CDU) und der Spielleiter der 42. Oberammergauer Passionsspielen, Christian Stückl, bei einer Pressekonferenz / © Angelika Warmuth (dpa)
Der Bürgermeister von Oberammergau, Andreas Rödl (CDU) und der Spielleiter der 42. Oberammergauer Passionsspielen, Christian Stückl, bei einer Pressekonferenz / © Angelika Warmuth ( dpa )

Der Bürgermeister sagte, damit werde mehr Planungssicherheit einziehen. Dies gelte auch für den Kultursommer 2025, der von Christian Stückl, dem viermaligen Passionsspielleiter, mitverantwortet wird. Nach den jüngsten schlagzeilenträchtigen Aufregungen im Ort sei es darum gegangen, wieder für mehr Ruhe zu sorgen. Frieden sei immer besser als Streit.

Stückl und sein Stellvertreter von 2022, Abdullah Karaca, haben nach Auskunft von Jesus-Darsteller Frederik Mayet zuletzt Gespräche geführt. Weder Stückl, der derzeit im Urlaub ist, noch Karaca waren für eine Stellungnahme zu erreichen. Spekuliert wird, dass sie nun gemeinsam antreten statt gegeneinander.

Neues Verfahren sorgte für Wirbel

Für Wirbel hatte ein Beschluss des Gemeinderats im Juni gesorgt. Demnach sollten sich erstmals überhaupt Interessenten für das Amt des Spielleiters bis Ende des Jahres bewerben. Bis 31. März 2025 hätte es eine Bürgerversammlung geben sollen, bei der vom Gemeinderat ausgewählte Personen ihre Ideen und Konzepte öffentlich vorstellen. Auf dieser Basis hätte der Gemeinderat entschieden.

Christian Stückl / © Angelika Warmuth (dpa)
Christian Stückl / © Angelika Warmuth ( dpa )

Seither bewarben sich Fabian Kernstein, Karaca sowie dessen einstiger Mentor Stückl für den Posten. Stückl gab sich in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" kämpferisch. Er habe das Gefühl, "dass noch nicht alles getan ist". Für ihn hänge sein ganzes Leben dran. Der 62-Jährige hatte über die Jahre die Passionsspiele reformiert und vor allem vom traditionellen Antisemitismus befreit. Dafür war er mehrfach auch international ausgezeichnet worden. Seit 2020 ist er Ehrenbürger von Oberammergau. Seine jüngste Inszenierung hatte der Gemeinde einen Reinerlös von rund 30 Millionen Euro beschert.

So sieht der neue Zeitplan aus: Bis 8. September müssen die Bewerbungen vorliegen, mit denen sich dann der Gemeinderat befassen wird. Am 10. Oktober sollen die ausgewählten Kandidaten ihre Konzepte bei einer Bürgerversammlung präsentieren. Am 16. Oktober steht die Entscheidung an. Falls nicht doch noch ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht wird, wie es bereits mehrmals bei wichtigen Themen rund um die Passion der Fall war.

Oberammergauer Passionsspiele

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals versprachen die Bürger des oberbayerischen Ortes regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. An Pfingsten 1634 wurde dafür erstmals die Bühne bereitet, über den Gräbern der Pesttoten. Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen.

Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips (shutterstock)
Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips ( shutterstock )
Quelle:
KNA