Bisher unbekannte Täter hätten das reich verzierte Kunstwerk in Form eines Armes und einer Hand am Dienstag zwischen 12.00 und 18.00 Uhr aus der Kapelle in dem Marienwallfahrtsort entwendet, wie die Polizei Goch am Mittwoch mitteilte.
Das etwa 30 Zentimeter hohe, versilberte, vergoldete und mit Edelsteinen besetzte Behältnis mit Knochenresten des Heiligen Petrus Canisius (1521-1597) befand sich in einem verschlossenen Wandkäfig, den die Täter aufbrachen. Der Diebstahl fand während der Öffnungszeiten der Kapelle statt. Das Armreliquiar hat einen unschätzbaren ideellen Wert, hieß es.
Bislang keinerlei Hinweise
Bis Mittwochnachmittag lagen der Kriminalpolizei in Goch noch keinerlei Hinweise vor, wie ein Sprecher auf Anfrage erklärte. Videokameras seien in der Kapelle nicht installiert. Der Diebstahl sei aufgefallen, als der Küster am Abend die Kapelle abschließen wollte.
Der Sprecher des Bistums Münster für die Region Niederrhein, Christian Breuer, sagte auf Anfrage, das Kunstwerk stamme aus der Zeit der Neoromantik zwischen Mitte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Seit 2010 seien dem Bistum 179 Diebstähle aus Kirchen gemeldet worden. Bislang habe die Diözese keine Belohnung für die Wiederbeschaffung des gestohlenen Reliquiars ausgesetzt.
Ein ähnlicher Fall vor vier Jahren
Als herausragendes Beispiel aus jüngerer Zeit verwies Breuer auf den Raub des "Borghorster Stiftskreuzes" aus dem 11. Jahrhundert. Es war am 29. Oktober 2013 aus der Kirche Sankt-Nikomedes in Steinfurt-Borghorst gestohlen worden und war inzwischen wieder aufgetaucht. Die drei Diebe wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die spektakuläre Rückgabe hatte im Frühjahr bundesweit für Aufsehen gesorgt. Ebenso wurden im Januar Krippenfiguren aus der Stiftskirche in Kleve gestohlen. Im Mai wurden sie von zwei syrischen Flüchtlingen wiederentdeckt und der Polizei übergeben.
Kaplan Christoph Schwerhoff von der Kevelaerer Gemeinde Sankt Marien zeigte sich erschüttert über den Diebstahl der Armreliquie. "Es ist die einzige Reliquie, die wir von diesem Heiligen haben", sagte er der "Neuen Ruhr-Zeitung" (Mittwoch). Die Gemeinde habe einen starken Bezug zu dem Heiligen. Auch dürften der oder die Täter "ziemlich kaltblütig gewesen sein". Denn die beiden Schlösser an dem Wandkäfig seien nicht aufgebrochen, sondern abgeschraubt worden. "Das dürfte einige Zeit gedauert haben", so der Kaplan.