DOMRADIO.DE: "Baby Sussex" ist geboren, aber unter ein wenig anderen Umständen, als die Leute gedacht haben?
Helmut Pathe (Königshaus-Experte): Ja, erstens ist es nach Aussage von Prinz Harry ein bisschen später auf die Welt gekommen, als ursprünglich vorgesehen. Außerdem meldet inzwischen die Daily Mail aus Großbritannien, dass es nicht zu der geplanten Hausgeburt gekommen ist. Sondern die Herzogin ist am Montagmorgen ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht worden. Der Kleine hat dann wohl dort das Licht der Welt erblickt. Dazu gibt es aber noch keine offizielle Bestätigung.
Allerdings könnte der zeitliche Ablauf dafür sprechen. Denn der Buckingham Palast hat gemeldet: "Die Wehen haben begonnen." Dann zögerte sich das Ganze irgendwie hinaus. Daher ist es durchaus möglich, dass dann nicht die gewünschte Hausgeburt folgte. Aber am Wichtigsten ist ja: Der Kerl ist da und gesund. Das hat sein Vater verkündet.
DOMRADIO.DE: Jetzt ist natürlich die Frage der Fragen: Wie wird der Kleine heißen? Favorisieren Sie einen Namen?
Pathe: Nein, da verlasse ich mich doch sehr auf die britischen Buchmacher. Die sehen Arthur, Alexander und James ganz vorne. Die Namensfindungs-Experten haben einen Trick ausprobiert. Sie haben nämlich auf der Seite Royal.UK probiert, den Namen Prinz-Arthur einzugeben. Das ist ganz interessant. Dann springt diese Seite nämlich zurück auf die Ursprungs-Adresse. Das ließe den Schluss zu, dass die Experten im Buckingham-Palast die Seiten für Alexander und James schon angelegt haben. Denn wenn man andere Namen eingibt, dann heißt es quasi: "Kein Anschluss unter dieser Nummer."
DOMRADIO.DE: Theresa May war eine der ersten Gatulantinnen. Sie hat sich via Twitter gemeldet. Aber kurz drauf hat auch Bischof Michael Curry aus Amerika, der die tolle Predigt bei der Hochzeit gehalten hat, gratuliert.
Pathe: Ja, der war gestern am Nachmittag auch bei den ersten Gratulanten dabei. Dessen Predigt ist uns allen noch sehr in Erinnerung. Inzwischen gibt es eine deutsche Übersetzung in Form ein kleines Büchleins. Sehr lesenswert! Da kann man sich nochmal in die Stimmung und in das, was er gesagt, hineinfinden. "The Power of Love" heißt das Ganze.
DOMRADIO.DE: Was sich jetzt bestimmt auch der eine oder andere fragt: Könnte "Baby Sussex" irgendwann in ferner Zukunft eigentlich mal US-Präsident werden?
Pathe: Das ist eine ganz lustige Geschichte. Der Kleine wird wohl auch US-Staatsbürger sein. Denn wir dürfen nicht vergessen, seine Mutter ist ja Amerikanerin. Das heißt, die Voraussetzungen wären da. Deshalb wurde das gestern Abend im Fernsehen auch schon diskutiert.
DOMRADIO.DE: Was denken Sie?
Pathe: Ich kenne mich im amerikanischen Verfassungsrecht nicht so genau aus. Aber, wenn die Kollegen das für möglich halten, dann warten wir es doch mal ab. Wobei: Ich bin dann nicht mehr dabei. Denn das dauert noch Jahrzehnte, bis er in einem entsprechenden Alter ist.
DOMRADIO.DE: Charles und Camilla sind derzeit in Deutschland unterwegs. Haben sie das Baby vorher noch zu Gesicht bekommen?
Pathe: Wenn sie gewollt hätten, ja! Heute Vormittag wäre dazu Zeit gewesen. Dazu gibt es aber auch noch keine Bestätigung.
Bestätigt ist: Sie sind in Berlin angekommen und sie haben auch schon die ersten Termine wahrgenommen. Davon gibt es bereits Bilder. Sie waren bei Kanzlerin Merkel. Am Abend gibt es dann eine Party beim englischen Botschafter. Das ist ein kleines Ritual. Da wird der Geburtstag der Queen nachgefeiert. Sie ist am 21. April 93 Jahre alt geworden. Wenn sich Gelegenheiten bietet, dann feiert man das gerne nach - und natürlich jetzt auch den Geburtstag des neuen Enkelkindes von Charles und Camilla. Daraufhin werden sicher etliche Pimms – also vom britischen Nationalgetränk – geleert. Das scheint laut Ablaufplan ein sehr entspannter Abend zu werden.
DOMRADIO.DE: Das ist wirklich ein strammes Programm, das die beiden sich da geben. Es geht ja noch weiter nach München und Leipzig. Warum kommen der britische Thronfolger und seine Frau eigentlich gerade jetzt nach Deutschland?
Pathe: Der Besuch war schon länger geplant. In Zeiten der Brexit-Diskussionen scheint es dem Auswärtigen Amt und der Regierung sehr wichtig zu sein, ihre emotional stärksten Argumente auf den Kontinent zu schicken. Das sind eben keine Politiker, sondern die Mitglieder des Hauses Windsor. Die machen allemal einen besseren Eindruck, als die Politiker aus dem Unterhaus.
Und die Mitglieder der Königsfamilie können Sympathien für Großbritannien wecken. Ob es zu einem Brexit kommt, wird man sehen. Aber wenn es dazu kommt, dann haben sie auf jeden Fall schon mal nach ihren Möglichkeiten sichergestellt, dass das Verhältnis zwischen Großbritannien und Deutschland ein freundliches bleibt.
Das Interview führte Hilde Regeniter.