DOMRADIO.DE: Die offizielle Beobachterin der Österreichischen Bischofskonferenz hatte vorab schon scharfe Kritik an dem Synodalen Weg, dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, geübt. Deckt sich das mit den Ergebnissen der österreichischen Bischöfe?
Klaus Prömpers (Journalist und Experte für die österreichische Kirche): In etwa, ja. Denn der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, sagte bei der Frage, wie er den Synodalen Weg in Deutschland bewerte, Zitat: "Ich möchte mich nicht in die Ecke drängen lassen, "Ja" oder "Nein" zu sagen. Die Themen, die in Deutschland behandelt worden sind, sind ungefähr die gleichen, die wir auch behandelt haben und die auch in Prag bei dem Kontinentalen Rat zur Sprache gekommen sind".
DOMRADIO.DE: Decken sich denn auch die Resultate und die Ergebnisse zu den Themen?
Prömpers: Nein, das kann man nicht sagen, denn offensichtlich sind sie hier sehr viel vorsichtiger als in Deutschland. Es hat hier auch nicht so einen umfassenden Prozess gegeben wie den Synodalen Weg in Deutschland. Vielmehr gab es in Vorbereitung auf die Bischofssynode Zusammentreffen in Gemeinden, in Diözesen. Das wurde dann national zusammengefasst.
Wenn man beispielsweise auf die Frage Segen für gleichgeschlechtliche Paare guckt. Gäbe es da die Idee, dass man so ähnlich wie beim Gotteslob im gesamten deutschsprachigen Raum eine Liturgie gemeinsam entwickelt, die man dann auch gemeinsam praktiziert?
Da war Erzbischof Lackner sehr zurückhaltend. Man müsse erst mit den Betroffenen reden, man müsse da sehr vorsichtig sein. Ich glaube, im Hinterkopf denkt er dabei auch daran, dass Rom dieser Idee gegenüber sehr zurückhaltend ist, um nicht zu sagen, sie ablehnt.
DOMRADIO.DE: Hatten Sie den Eindruck, dass die Österreichische Bischofskonferenz sich einig ist, es nicht so gut zu finden, was hier in Deutschland entschieden oder besprochen worden ist?
Prömpers: Nein, ich glaube, das Problem ist gerade in Österreich anders oder doch auch ähnlich zu dem in Deutschland. Es gibt mindestens zwei sehr konservative Bischöfe in der Bischofskonferenz, die mit neun Ortsbischöfen relativ klein ist. Man will den Eindruck erwecken, dass man weiter einheitlich vorgeht und möchte deswegen nicht vorpreschen und nicht nur aus der Machtvollkommenheit der Bischofskonferenz heraus sagen: "Die Deutschen machen da einen Weg, den gehen wir mit, den werden wir auch in Rom bei der Bischofssynode im Herbst mit verfechten."
Man ist da sehr vorsichtig und langsam. Man ist in vielen Dingen, auch in der Vergangenheit, vorsichtig und langsam gewesen, wenn es um Diözesanräte geht. Die Einrichtung von Diözesanräten, so wie wir sie in Deutschland kennen, gibt es nicht in allen Diözesen Österreichs. Zwar sagte Bischof Lackner, seine drei Ratgeber seien der Konsistorialrat, der Priesterrat und der Diözesanrat. Aber die gibt es eben nicht überall.
DOMRADIO.DE: Wie sieht der Synodale Weg in Österreich aus? Welche Themen gibt es dort, die vielleicht bei uns gar nicht auf der Agenda waren?
Prömpers: Eigentlich kann ich da nichts erkennen, was nicht auch bei uns auf der Agenda gewesen wäre, außer dass man nicht so prononciert die Frage der Macht und Herrschaft in der Kirche artikuliert hat. Aber man hat auch da im Diskussionsprozess, mit Blick auf die Bischofssynode schon kritisiert, dass es einen gewissen Klerikalismus hier und da gibt.
Aber das hat insofern alles zunächst einmal keine ausschlaggebende Wirkung, als daraus nicht Handlungsanleitungen gefolgert worden sind. Vielmehr sind das Botschaften, die der Delegation des österreichischen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Lackner, mit nach Rom gegeben werden. Er soll sie dann da vertreten.
Er sagt dann beispielsweise, die Rolle der Frau sei ein großes Thema. Er ist jetzt 21 Jahre Bischof und er wurde auch ganz zu Beginn seiner Amtszeit vor 20 Jahren schon gefragt, was mit der Partizipation der Frauen in der Kirche wird.
Er sagte, er werde dieses Thema, also Frauen als Diakone, nicht vertreten, aber er wische es auch nicht vom Tisch. Was immer das nun im Endeffekt heißt, ob er in Rom mehr für ein Diakonat der Frau sprechen wird oder nicht, ließ er offen.
DOMRADIO.DE: Es gab Kritik an dem, was im deutschen Reformprozess vonstatten gegangen ist. Aber gab es auch konkrete Kritik oder eher ein "Das hätten wir anders gemacht"?
Prömpers: Ich glaube, da gibt es bei dem einen oder anderen Ortsbischof durchaus auch konkrete Kritik an dem, wie es in Deutschland praktiziert worden ist und was jetzt an Forderungen auf dem Tisch liegt, mit Blick auf Rom, sowohl auf den Papst als auch auf die Bischofssynode.
Denn wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie beispielsweise, dass der Bischof von Sankt Pölten gemeinsam mit dem Abt von Heiligenkreuz unlängst bei der 90-Jahrfeier in Vallendar am Rhein war, wo der 90. Geburtstag von Kardinal Kasper begangen wurden. Kasper hatte sich vorher überaus kritisch über den Synodalen Weg in Deutschland geäußert.
Man darf also durchaus unterstellen, dass diese beiden Herren ihm da beipflichten und sagen, diese Demokratisierung hat in der Kirche überhaupt nichts zu suchen. So kommen wir nicht weiter. Auch wenn wir Männern erlauben, den Zölibat nicht einzuhalten und Priester zu werden oder Frauen gar zum Priester weihen würden, werden wir nicht automatisch mehr Gläubige haben.
Dann wird immer auf die anglikanische Kirche oder die protestantische Kirche verwiesen. Das ist im Prinzip auch nicht falsch, aber die Frauen fordern, so glaube ich, schon mehr.
Das Interview führte Dagmar Peters.