Wie der Friedensnobelpreisträger Yunus aus Bangladesch für seine Idee vom Sozialunternehmen wirbt

Joghurt à la Yunus

Als Muhammad Yunus am Freitag über seine neueste Idee spricht, wird die Stimme des sonst so ruhigen Mannes etwas lauter, und er unterstreicht fast jeden Satz mit einer raumgreifenden Geste. Großes hat der Friedensnobelpreisträger aus Bangladesch vor. Bei den größten Industriestaaten und Unternehmen bewirbt der Wirtschaftswissenschaftler derzeit seine Vorstellung von einem sogenannten Sozialunternehmen.

 (DR)

Gemeint sei damit ein Betrieb, den der Unternehmer nicht gründet, um nach einem ausschließlich persönlichen Gewinn zu streben, sondern um spezifische soziale Ziele zu verfolgen, sagt Yunus in Berlin bei der Vorstellung seines jetzt in deutscher Sprache erschienenen Buches "Die Armut besiegen". Es könne nicht genügen, nur nach Profiten zu streben. Ansonsten sehe er keinen Unterschied zu anderen Firmen, auch bei Sozialunternehmen gebe es eine Führungsstruktur und Personalpolitik.

Die Idee eines Sozialunternehmens hat Yunus in Bangladesch bereits zusammen mit dem französischen Danone-Konzern und seiner Grameen Bank umgesetzt. Das bisher einzigartige Joint Venture produziert Joghurt, der auch für die Ärmsten regelmäßig erschwinglich sein soll. Die Firma verdiene nur so viel Geld, um ihre Kosten zu decken und den Eigentümern nach einiger Zeit ihre Einlagen zurückzuzahlen, betont der 67-Jährige. Bisher ist seine von ihm 1983 gegründete Mikrokreditbank dadurch bekanntgeworden, dass sie Kleinstkredite an die hungerleidende Bevölkerung vergibt, ohne direkte Sicherheiten zu verlangen.

Vielleicht benutze der Danone-Konzern ihn, um sein Image aufzubessern, gibt Yunus zu. Vielleicht nutze er das Unternehmen aber auch einfach, um seine Interessen durchzusetzen, ergänzt Yunus mit einem verschmitzten Lächeln. Ihn treibe einfach sein Wille an, den Menschen zu helfen und neue Dinge zu schaffen, beschreibt der vielfach ausgezeichnete Unternehmer seine Motivationen. Und das sei es doch auch, was den Menschen ausmache.

Sein Werben für die Idee des Sozialunternehmens findet bei Unternehmen und Regierungen offenbar Anklang. Das Naturtextilienversandhaus Hess Natur hat angekündigt, in Bangladesch ein entsprechendes Textilprojekt aufziehen zu wollen. Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin sollen dort T-Shirts unter sozialen Standards produziert werden. Dafür zahle Hess Natur mehr Geld, welches wiederum in Projekte in Bangladesch fließe.

Dem Sprecher des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA), Peter Spiegel, zufolge bekommt die Idee in Deutschland gerade auch einen "Schub". Mit Sicherheit würden weitere Unternehmen dem Beispiel von Danone und Hess Natur folgen.

Entsprechende Projekte oder Joint Ventures sollen nach Meinung von Yunus nicht auf Bangladesch beschränkt bleiben. Schließlich vergibt die Grameen Bank auch bereits in den USA ihre ersten Kredite. Den Anfang machte ein 50 000-Dollar-Kredit an Migrantinnen im New Yorker Stadtteil Queens. Dabei soll es aber nicht bleiben. Für die kommenden fünf Jahre visiert Yunus ein Kreditvolumen von rund 176 Millionen US-Dollar allein für die Metropole New York an.

Von ddp-Korrespondentin Nadine Schimroszik