Die Mehrheit der Deutschen will offenbar Geschäften mehr Spielraum für Öffnungen an Sonntagen geben. 61 Prozent finden, dass Händler selbst darüber entscheiden sollten, ob sie sonntags öffnen oder nicht, ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der "Bild am Sonntag". 39 Prozent der Befragten sprachen sich dagegen aus.
Karstadt und Kaufhof hatten in der zurückliegenden Woche eine Initiative "Selbstbestimmter Sonntag" gegründet, die sich für mehr verkaufsoffene Sonntage einsetzt. Unterstützung bekamen sie von FDP-Chef Christian Lindner. "Der Handel braucht gegenüber der Online-Konkurrenz faire Bedingungen, sonst sterben die Innenstädte", sagte Lindner der "Bild am Sonntag". Eine Liberalisierung könne zudem Arbeitsplätze schaffen.
Im Handel selber umstritten
Im Handel sind zusätzliche Öffnungszeiten an Sonntagen allerdings umstritten. Während Kaufhof und Karstadt angekündigt haben, dass sich weitere Firmen an der Initiative beteiligen würden, gehen andere Händler auf Distanz. So sagte Erich Harsch, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Drogeriekette dm, der Zeitung: "Ich sehe keinen Anlass oder die Notwendigkeit einer bundesweit einheitlichen Regelung."
Rossmann teilte mit: "Mit der aktuellen Situation sind wir sehr zufrieden." Verkaufsoffene Sonntage würden nicht flächendeckend zu höheren Umsätzen führen. Zum Erfolg verkaufsoffener Sonntage lasse sich keine allgemeine Aussage treffen, dieser sei vom jeweiligen Standort abhängig. "So sind Citylagen an verkaufsoffenen Sonntagen meist stärker frequentiert als Stadtrandlagen."
Auch Albrecht Hornbach, Vorstandsvorsitzender der gleichnamigen Baumarkt-Kette, warnt vor überzogenen Erwartungen an zusätzliche Sonntagsöffnungen. An verkaufsoffenen Sonntagen werde stets ein besonderes Programm geboten wie etwa Vorführungen zu Heimwerkerprojekten. Hornbach: "Wäre jeder Sonntag verkaufsoffen, würde dieser besondere Charakter schwer zu halten sein."