Wie die Kirche beim klimafreundlichen Leben hilft

"Was das konkret bedeutet, war mir nicht bewusst"

Plastikfrei einkaufen, Rad fahren, Ökostrom nutzen - alles gut fürs Klima. Allerdings muss jeder erst für sich herausfinden, was für ihn machbar ist. Kurse der Katholischen Erwachsenenbildung in Bayern sollen dabei helfen.

Autor/in:
Jutta Simone Thiel
Einkauf in einem Unverpackt-Laden / © Daniel Karmann (dpa)
Einkauf in einem Unverpackt-Laden / © Daniel Karmann ( dpa )

"Zu kämpfen hatte jeder", sagt Uwe Reebs. Er ist einer von zehn Teilnehmern, die in der Münchner Pfarrei Leiden Christi den Kurs "klimafreundlich leben" besucht haben: "Oft standen uns liebgewonnene Gewohnheiten im Weg, oft stießen wir auch auf praktische Schwierigkeiten." So wie jener Mitstreiter, der plastikfrei einkaufen wollte, aber die Zahncreme im Supermarkt nur in Plastiktuben vorfand. Für Reebs wurde es herausfordernd, als er für den Urlaub in der Türkei auf den Flieger verzichtete und sich vornahm, mit der Bahn zu fahren. "Was das bedeutet, war mir nicht bewusst", gibt der Familienvater zu.

Fahrrad fahren / © Kryvenok Anastasiia (shutterstock)

Genau darum geht es: Die Teilnehmer sollen umweltfreundliche Verhaltensweisen ausprobieren und erkennen, wie es für sie möglich ist, dauerhaft entsprechend zu handeln. "Auch wenn nicht alles in den Alltag übernommen werden kann: Einiges bleibt, und das Bewusstsein für den Klimaschutz wächst enorm", versichert Kursleiterin Elisabeth Frank. Katholische Pfarrgemeinden bieten solche Kurse bayernweit an. Finanziell gefördert werden sie von der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung.

Vom Reden ins Handeln kommen

Die Gruppe trifft sich sechs Mal im Abstand von je einem Monat. Dabei beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Ernährung, Gebäude, Energie, Mobilität und Konsum. Um vom Reden ins Handeln zu kommen, entscheidet sich am Ende der Zusammenkunft jeder für eine klimafreundliche Verhaltensweise. Diese soll er oder sie bis zum nächsten Treffen durchhalten, so dass sie später zu festen Gewohnheiten werden. Während der eine vier Wochen lang mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, ersetzt der andere die Salami beim Abendbrot durch einen veganen Aufstrich.

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Erste Aha-Erlebnisse gibt es schon zu Kursbeginn, wenn der CO2-Fußabdruck der Teilnehmer gemessen wird. Dieser gilt als Maßstab dafür, wie viel klimaschädliches Kohlendioxid durch die Aktivitäten einer Person freigesetzt wird. "Ich wusste ja, dass Fliegen schlecht ist, aber dass meine Flüge nach Kanada und Tel Aviv gleich ein Drittel meiner Gesamtbilanz ausmachen, gab mir zu denken", meint Reebs. Das klimaschädliche Gas entsteht immer dann, wenn Kohle, Erdgas oder Erdöl verbrannt werden - also etwa beim Heizen, Autofahren oder eben beim Fliegen.

Papst mahnt zu ökologischer Umkehr

Der Ausstoß an CO2 weltweit ist für die Erderwärmung hauptverantwortlich. Folgen sind unter anderem anhaltende Hitzewellen und Überschwemmungen. Der Weltklimarat hat in seinem jüngsten Bericht drastische Maßnahmen dagegen gefordert und betont, es komme auf das Handeln jedes Einzelnen an.

Das Klima schützen und global denken - dafür plädiert auch Papst Franziskus in der 2015 veröffentlichten Enzyklika "Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus". Darin ermahnt er die Menschheit, nach einer Zeit irrationalen Vertrauens auf den Fortschritt und das menschliche Können, eine ökologische Umkehr einzuleiten. Jeder sei aufgerufen, "als Werkzeug Gottes an der Bewahrung der Schöpfung" mitzuarbeiten.

Fortsetzung von Umweltenzyklika geplant

Das katholische Kirchenoberhaupt will nun eine Fortsetzung seines Schreibens liefern. Diese soll am 4. Oktober, dem Namenstag des Franz von Assisi, erscheinen. Der Schutzheilige der Tiere und der Umwelt fühlte sich bereits im 12. Jahrhundert, als von Klimakrise noch keine Rede sein konnte, verpflichtet, alles zu hüten, was existiert. Nicht Intellekt oder wirtschaftliches Kalkül trieb ihn an, sondern liebevolle Verbundenheit mit der Schöpfung. Ihr ist sein berühmter Sonnengesang gewidmet, der Hymnus mit den Anfangsworten "Laudato si".

Jeder kann zum Umweltschutz beitragen / © Porapak Apichodilok (Pexels)
Jeder kann zum Umweltschutz beitragen / © Porapak Apichodilok ( Pexels )

Für den Heiligen gehörte es dazu, sich in Verzicht zu üben. Reebs probierte das auch - und reduzierte seinen Fleischkonsum. Als er begann, die fleischlosen Rezepte seiner Kindheit nachzukochen, entdeckte er ungeahnte Genüsse. "Man muss etwas ausprobieren und anders planen als gewohnt. Klimafreundlicher zu leben fängt, wie vieles, im Kopf an", ist Reebs überzeugt. Aus den Erfahrungen, die er und seine Kurskollegen gemacht haben, ist ein 68-seitiges Buch entstanden. Es soll anderen helfen, sich ebenfalls auf den Weg zu machen. "Auch kleine Verhaltensänderungen zählen."

Quelle:
KNA