DOMRADIO.DE: Sie haben sich passend für diesen Anlass gekleidet. Was ist das für ein Outfit?
Norbert Fink (Düsseldorfer Stadt- und Jugendseelsorger): Ich habe ein T-Shirt an, wo auf der ganzen T-Shirt-Seite Elvis auf einer Briefmarke zu sehen ist .
DOMRADIO.DE: Sehr schön sieht das aus. Sie sind ja seit einiger Zeit Stadt- und Jugendseelsorger in Düsseldorf. Schon sehr viel länger sind sie Elvis-Imitator. Als Kind der 1970er Jahre sind Sie eigentlich viel zu jung für so eine richtige Elvis-Euphorie. Wann und wie haben Sie denn den King of Rock 'n' Roll für sich entdeckt?
Fink: Als ich Musik für mich entdeckte, habe ich festgestellt, dass ich die 1970er und 1960er Jahre nicht so toll fand. Dafür aber die 1950er Jahre sehr mochte: Vom Outfit und von der Musik. Mir hat es ungeheuer gut gefallen, wie der Rock 'n' Roll sich dargestellt hat: Als rebellisch, gegen die Eltern aufstehend, für die eigenen Rechte kämpfend und Spaß habend. Und das ist etwas, wohinter ich mich als Jugendlicher voll stellen konnte. Die Menschen damals sahen auch toll aus: Die Frauen mit ihren Petticoats und die Männer, wie sie gekleidet waren, einfach nur cool. Und die Musik war ebenso aufsässig cool, stark, schnell und total tanzbar.
DOMRADIO.DE: Ganz besonders hat Sie ja auch der King selbst interessiert, Elvis Presley. Was fasziniert Sie heute persönlich so sehr an dieser Person?
Fink: Der Mensch und Entertainer Elvis Presley interessiert mich, weil er unglaublich viel in seinen drei Jahrzehnten und 42 Lebensjahren geschafft hat. Wie kaum ein anderer hat er in der Musikwelt Spuren hinterlassen, aber auch im Herzen von Menschen, bis heute. Und er ist ein totales Original.
Ich glaube, er hat nie jemanden kopiert, sondern alles, was er geschaffen hat, kam aus ihm selbst heraus und hat andere Menschen inspiriert. Ob das der Gesangsstil war oder die Art zu tanzen, die Art Filme zu drehen, Konzerte zu machen. Es war beeindruckend und ist beeindruckend, weil es einfach ein Original ist, das mich immer wieder dazu inspiriert, ich selbst zu sein und meine Gaben einzubringen
DOMRADIO.DE: Sie haben gerade gesagt, warum Sie der Rock 'n' Roll als Jugendlicher so fasziniert hat. Wie ist das denn heute: Jetzt sind Sie auch ein bisschen älter geworden. Trifft der Rock 'n' Roll auch noch heute Ihr Lebensgefühl?
Fink: Ja, absolut. Ich bin im Herzen immer noch Teenager geblieben, in einigen Punkten. Ich liebe Rock 'n' Roll, weil es sehr schöne, schnelle Musik ist, die klar Dinge auf den Punkt bringt und absolut tanzbar ist. Man kann sich die Texte leicht merken und Rock 'n' Roll macht einfach Spaß.
DOMRADIO.DE: Für viele junge Leute war und ist Rock 'n' Roll auch noch viel mehr als quasi ein Religionsersatz. Inwieweit spielen denn religiöse Elemente auch eine Rolle im Rock 'n' Roll?
Fink: Ich glaube, der Rock 'n' Roll ist tatsächlich auch aus religiösen Elementen entstanden, weil er eine Mischung aus dem Blues und dem Gospel ist. Die ersten Rock 'n' Roll Musiker waren auch tatsächlich Schwarze, die selbst religiös geprägt wurden und haben diese Art von Musik entwickelt. Auch die Art zu tanzen oder wie Elvis getanzt hat, indem er seine Hüften geschwungen hat, das kam tatsächlich aus den baptistischen Kirchen.
In Amerika war es durchaus üblich, gerade bei Schwarzen, dass man seinen ganzen Körpereinsatz im Gottesdienst gezeigt hat und wirklich die Hüften geschwungen hat, die Arme nach oben. Und das hat Elvis im Grunde aus der Kirche übernommen, so wie er es kannte, weil er mit der baptistischen Kirche aufgewachsen ist. Und da hat er sich immer gewundert, warum manche sagten, das wäre unangemessen, wie er tanzt, weil er das aus der Kirche kannte und übernommen hat.
DOMRADIO.DE: Sie selbst rappen schon mal ein Gebet, Sie treten auch als Elvis-Imitator auf. Inwieweit ist das für Priester heute wichtig, vielleicht gerade auch für Jugendseelsorger wie Sie es sind, dass sie die Sprache der Leute und besonders der jungen Leute sprechen?
Fink: Ich glaube, es ist wichtig die Sprache der Menschen, mit dem man es zu tun hat, zu sprechen, damit man sie mit der Botschaft, die man hat, auch erreichen kann. Damit sie erst einmal zuhören und zweitens auch das nachvollziehen können, was man meint und mitgehen können. Ich glaube, Elvis ist nicht unbedingt die Lebenswelt der Jugendlichen, aber das, wofür Elvis steht, oftmals auch für Jugend, für Spritzigkeit und so, das ist schon etwas, was Jugend prägt.
Die Überraschung, dass ein Priester gleichzeitig auch Elvis-Imitator ist, das macht zumindest neugierig: Wer ist dieser Norbert Fink? Was hat er uns zu sagen, als Priester, und warum macht er das? Und ich muss sagen: Ein tolles Eingangstor zum Leben der Menschen, wenn man nicht nur als Priester das priesterliche tut, sondern auch seinem Hobby nachgeht und dadurch vielleicht einen Menschen erreicht, in seiner Lebenswelt, die man sonst nicht erreichen würde, wenn man diese Lebenswelt nicht betritt.
DOMRADIO.DE: Und als Priester, der auch Elvis-Imitator ist, haben sie bald einen ganz besonderen Termin...
Fink: Ich freue mich schon riesig darauf, vom 17. bis 19. August in Bad Nauheim zu sein. Da treffen sich nämlich, wie jedes Jahr, mehrere Tausend Fans um den Todestag von Elvis herum, etwa am 16. August. Dort hat Elvis anderthalb Jahre als Soldat gelebt. Die Fans treffen sich, um Elvis zu gedenken, zu feiern, gemeinsam sich an ihn zu erinnern und durch Shows und Filme ihm näher zu kommen, ihn zu spüren: Sein Geist, der immer noch gegenwärtig ist, und da freue ich mich riesig darauf, die Fans zu treffen und viele Show Acts mitzubekommen.
Das Interview führte Hilde Regeniter.