Franz Niedermüller ist in Lourdes kein Unbekannter. Seit 15 Jahren fährt der Oberstabsfeldwebel aus Fürstenfeldbruck zur Soldatenwallfahrt. Auch diesmal ist der "Mann mit der gelben Schnur" wieder mit dabei. Einfach nur wallfahren, damit gibt er sich nicht zufrieden. Niedermüller hat ein besonderes Anliegen: Er verkauft in Lourdes selbst geflochtene Kreuze und sammelt so Geld für den guten Zweck.
Die Idee dafür sei ihm beim Anblick eines gelben Kreuzes in seinem Büro gekommen. "Da dachte ich mir: Jetzt besorgst du dir eine Schnur, machst daraus Kreuze und verteilst sie als Erinnerung an die Wallfahrer", erzählt der Mann mittleren Alters, während er mit einigen Kameraden nach Bartres marschiert. Der Ausflug zu der kleinen Ortschaft nahe Lourdes, in der die heilige Bernadette Soubirous aufgewachsen ist und Schafe gehütet hat, ist Teil des Wallfahrtsprogramms.
15 Euro für den guten Zweck
Die Zeit während des Sechs-Kilometer-Marsches reicht aus, um gemeinsam zu beten, zu singen und die Landschaft zu genießen. Viele der Wallfahrer tragen eines von Niedermüllers Kreuzen um den Hals. Dafür haben sie 15 Euro bezahlt - alles für einen guten Zweck: "Irgendwann kam jemand und wollte mir eines der Kreuze abkaufen, die ich zuerst nur verschenkt hatte."
Zusammen mit einem Freund habe er überlegt: "Lourdes-Wallfahrt und Geld verdienen - passt das zusammen?" Ich habe dann entschieden, das Geld zu spenden." Seitdem flechtet der Soldat Kreuze aus Schnüren. Bisher habe er damit 23.500 Euro eingenommen und an die "Aktion Sorgenkinder von Bundeswehrfamilien" gespendet.
"Leuchtendes Beispiel"
Niedermüllers Gruppe marschiert über kleine Steigungen mit Blick auf die Pyrenäen weiter in Richtung Bartres. Auf die Frage, warum Gelb die Farbe der meisten Umhänge-Kreuze sei, antwortet er: "Die Farbe hat sich irgendwie so ergeben, weil das die Schnur war, die ich vor meiner ersten Wallfahrt zu Hause gefunden habe." Weil Gelb auch eine der Farben der katholischen Militärseelsorge sei, habe er gedacht: "Das bleibt so." Die Kreuze würden sich auch gut von der Uniform abheben. So seien für jeden als "ein leuchtendes Beispiel" erkennbar.
Nach der Station am Schafstall der heiligen Bernadette kehrt die Gruppe in einen Biergarten in Bartres ein. An seiner linken Schulter trägt Niedermüller ein schwarz-rot-gelbes Kreuz, das während der Frauen-Fußball-WM entstanden ist. Mittlerweile gibt es auch Exemplare, in die er einen Draht einbindet, um sie aufrecht hinstellen zu können. Der Soldat setzt sich an einen Tisch und zeigt noch ein weiteres seiner selbst gefertigten Kreuze: ein kleines, das er an seinem Handy befestigt hat. "Je kleiner die Kreuze werden, desto eher schneiden dir die Schnüre in die Finger", schildert er die Tücken seiner Arbeit.
Schmerzende Finger
Die Kreuze fertigt Niedermüller das ganze Jahr über. Ob im Urlaub, auf Wanderungen oder während einer Messe. Sobald der Finger nicht mehr schmerzt, geht es weiter mit dem Flechten. Vor Lourdes müsse noch einmal besonders vorgearbeitet werden. "Ein großer Teil entsteht aber auch hier. Denn Lourdes ist und bleibt der Hauptabnehmer", sagt er, während eine Kundin drei Kreuze aus seiner gefüllten Tasche auswählt.
Inzwischen gehören Niedermüllers Kreuze fest zur Soldatenwallfahrt dazu. Doch trotz aller Routine vermittelt ihm der Ort Jahr für Jahr neue Eindrü
Am Ende des Ausflugs geht es mit dem Bus zurück nach Lourdes. Während der Fahrt gleiten die gelben Schnüre durch Niedermüllers Finger. "Vielleicht komme ich in den letzten drei Jahren meiner Restdienstzeit, in der ich noch mitfahren kann, auf 30.000 Euro", sagt er. Dann legt er ein weiteres fertiges Kreuz zu den anderen in die Tasche.