DOMRADIO.DE: Zum ersten Mal sollen Frauen in die Kommission zur Auswahl von Bischöfen berufen werden. Wie bedeutend könnte dann das Mitspracherecht von Frauen bei Bischofsernennungen werden?
Mario Galgano (Vatican News): Papst Franziskus will noch mehr Frauen in hochrangige Positionen am Heiligen Stuhl hieven. Er sagte ja wörtlich im Interview: "Ich bin offen dafür, ihnen eine Chance zu geben." Er will durchaus Frauen die Möglichkeit geben, auch bei Bischofsernennungen mitzureden und mitzuentscheiden. Wenn eine Frau gute Menschenkenntnis hat, dann soll sie doch auch bei Bischofsernennungen mitentscheiden.
DOMRADIO.DE: Ist es denn realistisch, dass der Papst das durchsetzt und Frauen in diese Kommission berufen werden?
Galgano: Es ist schon realistisch, dass der Papst das durchsetzen kann. Denn der Papst ist ja das Oberhaupt der Kirche und das Oberhaupt der römischen Kurie. Die Frage ist, ob er Frauen kennt, die dieses Amt oder diese Ämter führen könnten. Das ist natürlich die andere Frage.
DOMRADIO.DE: Wie könnten diese Frauen dann ausgesucht werden?
Galgano: Das Auswahlverfahren ist dann doch ein bisschen komplexer. Wir haben zwar in Rom Hunderte von Theologen und Theologinnen, die an den päpstlichen Universitäten tätig sind. Aber es geht ja nicht nur um Rom, es geht auch um die Weltkirche. Das heißt, das ist sehr wahrscheinlich etwas, was man auf internationaler Ebene führen sollte, also Frauen zu suchen, die für diese Stelle geeignet wären.
DOMRADIO.DE: Auch in Deutschland, zum Beispiel ganz konkret in Paderborn, wird diskutiert, inwiefern Frauen bei der Bischofswahl mitbestimmen könnten. Wie kommen solche Diskussionen aus Deutschland im Vatikan an?
Galgano: Deutschland ist nur eines der vielen Länder, die es auf der Welt gibt. Das steht nicht unbedingt im besonderen Fokus des Vatikan, Vielmehr schaut man, was auf weltkirchlicher Ebene geschieht. Man schaut nicht nur nach Deutschland, nicht nur nach Europa, sondern auch nach Afrika, Asien und Amerika. Da gibt es auch viele Beispiele in anderen Kontinenten, wie man mit der Rolle der Frau in der Kirche umgeht. Alles das spielt eine Rolle, nicht nur Deutschland.
DOMRADIO.DE: Derzeit ist zu beobachten, dass immer mehr Frauen Ämter im Vatikan übernehmen. Ist das eine Art Zeitenwende?
Galgano: Es ist schon eine Art Zeitenwende im Vatikan und auch für die Weltkirche. Papst Franziskus hat das immer wieder betont. Er will und er erhofft sich auch, dass die Rolle der Frau in der Kirche gewürdigt wird. Das sind nicht nur einfach schöne Worte, sondern das muss auch konkret werden. Das heißt, dass dann künftig auch bei Ernennungen sehr stark darauf geachtet wird, dass man Kompetenzen hervorheben will und weniger die Geschlechter.
DOMRADIO.DE: Kardinal Marx hat ganz konkret gefordert, dass das Diakonenamt auch für Frauen geöffnet wird. Ist das zurzeit auch ein Thema beim Papst oder im Vatikan?
Galgano: Ehrlich gesagt ist das Thema des Diakonenamtes für Frauen derzeit im Vatikan kein großes Thema. Es gibt zwar eine Kommission, die sich damit beschäftigt. Man hört aber ehrlich gesagt wenig. Es sind eigentlich eher Stimmen aus der Weltkirche, wie eben zum Beispiel aus Deutschland mit Kardinal Marx. Es ist aber kein Thema, das täglich am Mittagstisch diskutiert wird.
Das Interview führte Oliver Kelch.