Wie gehen katholische Sportvereine mit Missbrauch um?

"Stellen Mentalitätswandel fest"

Eine aktuelle Studie beleuchtet das Problem sexualisierter Gewalt im Sport. Katholische Sportverbände müssen sich damit aus zwei Richtungen befassen - dem Vereinssport und der Kirche. Von beiden wird inzwischen viel unternommen.

Sport / © matimix (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Für katholische Einrichtungen gibt es ein institutionalisiertes Schutzkonzept, das Missbrauch frühzeitig erkennen und vorbeugen soll: Der DJK ist ein christlicher Sportverband. Haben Sie auch so ein Konzept?

Sina Arnold (Beauftragte für sexualisierte Gewalt beim DJK-Sportverband): Da wir ein katholischer Sportverband sind, müssen wir natürlich die Richtlinien der Kirche sowie die des Deutschen Olympischen Sportbundes bedienen. Seitens der Kirche orientieren wir uns da an der Rahmenordnung Prävention der Deutschen Bischofskonferenz. Wohingehen wir uns als Mitgliedsorganisationen des DOSB am Stufenmodell zur Prävention sexualisierter Gewalt und Belästigung halten müssen und vor allen Dingen auch halten wollen.

DOMRADIO.DE: Doppelt hält besser. Wie sieht Ihr Konzept aus? Was gehört alles dazu?

Arnold: Unser Konzept enthält zum Beispiel einen Interventionsleitfaden. Wir haben eine Risikoanalyse vorgenommen. Wir haben uns die Veranstaltungen in unserem Sportverband angeschaut und hinsichtlich des Risikos bewertet. Und natürlich dann Verhaltensregeln abgeleitet, um Grenzverletzungen zu vermeiden.

DOMRADIO.DE: In diesen Konzepten sind ja auch regelmäßige Präventionsschulungen vorgesehen. Wie kommt das bei Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an?

Arnold: Für alle Mitarbeitenden, die bei uns im DJK-Sportverband aktiv sind, ob sie Haupt- oder Ehrenamtliche sind, ist es erst mal ganz wichtig, dass sie nicht direkt als potenzielle Täter oder Täterinnen abgestempelt werden. Unsere Mitarbeitenden machen ihren Job wirklich mit Herzblut und größtenteils ehrenamtlich und sollen das natürlich auch weiterhin mit Freude und ohne Einschränkungen machen können. Wir schulen deswegen regelmäßig. Und in solchen Schulungen werden dann bestimmte Situationen besprochen und man überlegt sich, welches Verhalten unangebracht ist und wie man alternativ handeln kann.

DOMRADIO.DE: Welche Erfahrungen hat der Sportverband der DJK jetzt insgesamt mit diesem Konzept gemacht in den vergangenen Jahren?

Arnold: Bei der großen Mehrheit der Vereine haben wir mittlerweile einen Mentalitätswandel feststellen können, was natürlich sehr zu begrüßen ist. Früher hieß es da wirklich oft: Bei uns gibt es so was nicht, das bringt ja gar nichts. Mittlerweile sehen die Vereine diese Einführung eines Schutzkonzepts wirklich als großen Vorteil, mit dem man auch aktiv an die Öffentlichkeit gehen und werben kann. Man hat halt erkannt, dass in einem Verein, in dem achtsam miteinander umgegangen wird und die Regeln ganz klar und eindeutig definiert sind, diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten, auch auffallen - und das dann eben doch was bringt.

DOMRADIO.DE: Sie sind ein christlicher, ein katholischer Sportverband, Sie haben es schon gesagt. Wäre das aber nicht auch ein Konzept für alle Sportverbände Ihrer Meinung nach?

Arnold: Es ist ja schon für alle Sportverbände verpflichtend. Wir bekommen ja Gelder vom Bund oder vom DOSB. Und um diese Gelder oder Fördermittel zu bekommen, müssen sich alle Sportverbände dem Stufenmodell unterordnen. Das heißt, es muss nachgewiesen werden, dass das Thema präsent ist und dass aktiv dagegen angegangen wird. Wenn man das nicht nachweist, bekommt man keine Zuschüsse.

Das Interview führte Michelle Olion.

DJK-Sportverband

Der DJK-Sportverband ist ein katholischer Sportverband in Deutschland mit Sitz im rheinischen Langenfeld. Er versteht sich als christlich wertorientierter Sportverband unter katholischem Dach und nimmt laut eigenen Angaben jede Person auf, der diese Orientierung mitträgt. Etwa 500.000 Sportlerinnen und Sportler betreiben in rund 1.100 DJK-Vereinen über 100 Sportarten. Präsidentin ist seit 2015 Elsbeth Beha. Geistliche Bundesbeirätin ist seit 2018 Elisabeth Keilmann, die zugleich Olympia- und Sportseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Das Logo des DJK-Sportverbandes (DJK)
Das Logo des DJK-Sportverbandes / ( DJK )
Quelle:
DR