DOMRADIO.DE: Wie feiert der Papst seinen Geburtstag?
Ludwig Ring-Eifel (KNA-Korrespondent in Rom): Eigentlich gar nicht. Er feiert Geburtstag nur so nebenbei. Und dann, wenn Leute ihm gratulieren. Aber er hat gar nicht diese Tradition. Was er feiert, ist sein Namenstag - da ist dann sogar Feiertag im Vatikan. Beim Geburtstag wird ihm gratuliert, er hält aber normal seine Audienzen.
Heute kommt der slowenische Regierungschef, es kommen ein paar Kardinäle zum turnusmäßigen Besuch, ein paar Delegationen. Da wird natürlich jedes Mal gratuliert und vielleicht werden auch ein paar Geschenke überreicht. Gestern waren ja auch die österreichischen Bischöfe da und haben ihm zum Geburtstag schon mal eine Sachertorte aus Wien mitgebracht. Also so ein bisschen gefeiert wird schon, aber nicht, wie man sich das vielleicht bei anderen Leuten vorstellt.
DOMRADIO.DE: 86 Jahre ist ja wirklich ein stolzes Alter. Wie geht es ihm gesundheitlich? Man hört mal das. Man sieht mal das.
Ring-Eifel: Ich sehe ihn jetzt schon eine Weile wieder aus der Nähe. Es ist tatsächlich auch ein bisschen tagesabhängig. Das Grundproblem ist ja das kranke Knie, das er nicht operieren lassen will. Deswegen sitzt er überwiegend im Rollstuhl. Das ist natürlich schon sehr auffällig und sehr einschränkend für seinen Alltag, aber daran hat er sich mehr oder weniger gewöhnt. Dann hatte er vor eineinhalb Jahren eine schwere Darm-Operation, von der er sich aber auch, wie es scheint, gut erholt hat.
Vor allen Dingen ist er aber geistig absolut fit. Manchmal scherzt er dann auch, wenn man ihn auf die Gesundheit anspricht: Naja, als Papst regiert man die Kirche ja nicht mit dem Knie, sondern mit dem Kopf. Und der funktioniert auch ganz gut.
DOMRADIO.DE: Was hat er im Vatikan in seinen knapp zehn Jahren des Pontifikats bislang verändern können?
Ring-Eifel: Er hat eine ganze Menge schon erreicht. Er hat strukturell einiges verändert: die ganze vatikanische Verwaltung, die ja die Zentralverwaltung der großen katholischen Weltkirche ist, hat er komplett umstrukturiert. Aber was ihm noch viel wichtiger ist als neue Strukturen und Organigramme ist für ihn ein neuer Spirit. Dass dieser Vatikan anders an seine Aufgabe herangeht. Und das scheint jetzt in der Tat zu funktionieren.
Gestern haben das die österreichischen Bischöfe erzählt, die Deutschen auch, als sie beim Besuch hier waren. Man geht anders miteinander um. Es wird offener diskutiert. Im Vatikan wird auch zugehört. Es werden nicht nur Vorschriften gepredigt. Also da hat sich wirklich in den Köpfen auch einiges verändert.
DOMRADIO.DE: Jetzt haben viele allerdings auch den Eindruck, er würde einen Zickzack-Kurs fahren, wie zum Beispiel im Umgang mit Homosexuellen. Ist das gute jesuitische Tradition oder hat er da zwischendurch dann doch seinen roten Faden verloren?
Ring-Eifel: Nein, ich glaube, er ist sich da komplett treu geblieben. Er hat ja nicht den Ansatz, dass er die katholische Lehre verändern will, sondern er hat den Ansatz, dass er die katholische Lehre flexibler und für die Seelsorge handhabbarer, für die Menschen anwendbar machen möchte, also eine Kirche mit menschlichem Antlitz, die aber dennoch die katholische Kirche bleibt. Das verstehen halt manche Leute nicht, die denken, er müsste jetzt gleich alles verändern, auch in der Lehre. Das ist nicht seine Aufgabe als Papst und so sieht er auch seine Aufgabe nicht.
DOMRADIO.DE: Es gibt ja immer mal Gerüchte, Franziskus würde wie sein Vorgänger vorzeitig sein Papstamt aufgeben. Da ist nichts dran, oder?
Ring-Eifel: Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt sicher komplett dementieren. Er ist ja noch voller Kraft und Tatendrang. Wie sich das im Laufe des nächsten oder übernächsten Jahres verändern wird, wie er körperlich und geistig dann noch dabei ist, wird man sehen. Aber er selbst scheint einen mittelfristigen Plan zu haben, der bis 2025 reicht.
Er hat ja die große Weltsynode um ein Jahr verlängert, bis Oktober 2024. Dann hat er ein großes Heiliges Jahr für die ganze Stadt Rom ausgerufen für das Jahr 2025. Also das ist, glaube ich, so der Zeithorizont, in dem er persönlich auch denkt. Und ich glaube - wenn nicht gesundheitlich was wirklich Schlimmes passiert - in der Zeit wird er auch Papst bleiben wollen.
Das Interview führte Carsten Döpp.