Passiert ist, dass ich zum dritten Advent von einem Aufruf, ein grünes Licht ins Fenster zu stellen, erzählen wollte.
Sofort hatte mir die Idee gefallen. Für die Aktion „Grünes Licht“ hat sich der Verein Campact, der politische Kampagnen organisiert, bei Menschen im polnischen Grenzgebiet inspiriert.
Wir alle kennen die Bilder, auf denen frierende, hungernde, verzweifelte Menschen in den Wäldern zwischen Belarus und Polen irren und im Grenzgebiet festsitzen.
Ein Machtspiel des belarussischen Diktators Lukaschenko, das Menschenleben kostet. Und weitere kosten kann.
Nun, die neue Regierung hat neue Hoffnung für diese Menschen in den Koalitionsvertrag geschrieben, weil sie „Leid an den Außengrenzen“ beenden und Menschen aufnehmen wolle.
An dieses Versprechen will Campact die Verantwortlichen in der neuen Regierung mahnen. Und nutzt dafür ein Zeichen von Menschen, die im Grenzgebiet wohnen.
Wer dort ein grünes Licht ins Fenster stellt, signalisiert: Geflüchtete können klopfen, wenn sie Hilfe brauchen.
Deswegen fordert Campact dazu auf, am 3. Advent ein grünes Licht ins Fenster zu stellen.
Ich dachte: schöne Aktion. Auch symbolische Solidarität hilft. Und zwar im besten Fall allen. Uns, weil wir nicht ohnmächtig bleiben. Den Menschen im eisigen Wald, weil an ihr Schicksal erinnert wird.
Also habe ich die alte E-Mail mit der Aufforderung zur Aktion herausgekramt. Und mit Schrecken gemerkt: Der dritte Advent war schon.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier. So einfach ist das eigentlich. Aber ich habe nicht, wie es im Kinderlied heißt, das Weihnachtsfest verpennt, weil das fünft Lichtlein brennt. Ich habe den dritten Advent verpennt.
Denn das dritte Dezemberwochenende ist dieses Jahr schon das vierte Adventswochenende.
Tja, ein gutes hat die Sache. Auf diese Weise habe ich die Gelegenheit hier zu berichten, dass Tausende Menschen im Land ein grünes Licht ins Fenster stellten.
Und viele Gebäude, darunter viele Theater, wie das Münchner Residenztheater und viele Kirchen, wie der Berliner Dom von außen von grünem Licht angestrahlt wurden.
So viel grünes Licht, so viel symbolische Solidarität. Fehlt nur noch die echte Solidarität.