Wie kann man den Ukrainern in Deutschland helfen?

"Die Menschen auffangen"

Auf seiner Friedenstour ist Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen in Münster angekommen. Im Schatten des Paulusdoms traf er auf die Ukrainerin Mariya Sharko, die in großer Sorge um ihre Heimat ist. Sie sagt, wie man konkret helfen kann.

Hände in den Farben der Ukraine (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Frau Sharko, Sie kommen aus der Ukraine, arbeiten aber schon seit 17 Jahren im Bereich der Weltkirche und in der ukrainischen Gemeinde. Wenn Sie jetzt auf Ihre Heimat schauen, mit welchen Gefühlen tun Sie das aktuell?

Mariya Sharko (Mitarbeiterin im Generalvikariat des Bistum Münsters): Ich habe natürlich sehr große Sorge um meine Heimat – und das schon seit über einem Jahr, seit dem 24. Februar. Eigentlich hatte ich schon 2014 Sorge, als der Krieg eigentlich begann. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine mache ich mir ganz große Sorgen, weil wir merken, dass dieser Krieg nicht, wie die Ukrainer gehofft haben, so schnell zu Ende sein wird. Alle, die hierher gekommen sind, haben gehofft, dass sie ganz schnell wieder nach Hause können. Jetzt sehen wir, dass ist nicht so und das Ende ist noch nicht in Sicht. Jetzt eskaliert es noch mehr und ich mache mir da sehr große Sorgen.

DOMRADIO.DE: Die Fachleute sprechen von einem Abnutzungskrieg, wo es um Material und letztendlich auch immer wieder um Menschenleben geht. Was hören Sie von den Leuten, mit denen Sie in Kontakt sind?

Mariya Sharko

"Die Menschen in der Ukraine glauben weiterhin an den Frieden und an das Ende dieses Krieges."

Sharko: Ja, die sagen auch, dass es wahrscheinlich ein Abnutzungskrieg ist; dass Russland versucht, die Ukraine niederzuschlagen und hofft, dass ihr irgendwann die Ressourcen fehlen, um den Krieg abzuwehren. Aber dennoch bleiben die Menschen in der Ukraine nach wie vor positiv.

Sie glauben weiterhin an den Frieden und an das Ende dieses Krieges. Sie hoffen sehr auf einen gerechten Frieden und glauben immer noch fest daran. Davon bin ich auch immer wieder überwältigt, wie sie in diesem Krieg lebend nach wie vor Hoffnung haben und diese nicht verlieren.

DOMRADIO.DE: Gerade diese Sehnsucht nach einer Gerechtigkeit ist ja auch unser christlicher Glaube. Es heißt ja: Da, wo die Gerechtigkeit zu Hause ist, wird auch der Friede zu Hause sein. Was können wir im Moment tun, damit sich der Friede in der Ukraine eines Tages wieder breitmachen kann?

Mariya Sharko

"Immer wieder an den Krieg erinnern, dass er nicht vergessen wird."

Sharko: Das erste, was man machen kann, ist, es einfach präsent zu halten. Immer wieder an den Krieg erinnern, dass er nicht vergessen wird. Ich finde es ganz toll, was sie machen. Ihre Friedens-Radtour ist eine kleine Aktion, aber sie ist ein sehr, sehr großes Zeichen, weil sie eben an den Krieg erinnert und die Menschen sehen, dass der Krieg immer noch präsent ist. Das mache ich auch in meiner Arbeit hier in Deutschland. Ich versuche einfach, das Thema präsent zu halten.

Und was man noch machen kann: Helfen – den Menschen, die hier sind, den Menschen, die in der Ukraine sind. Und alles andere werden die Ukrainer selbst schaffen.

DOMRADIO.DE: Sie haben das Netzwerk von der Weltkirche in der ukrainischen Gemeinde, das sie immer wieder nutzen können. Wir können alle für den Frieden beten, man kann spenden. Aber wie kann man sich ganz normal engagieren? Gibt es etwas im Alltag, das wir tun können? 

Mariya Sharko

"Die Ukrainer möchten die deutsche Sprache lernen, um hier gut zurecht zu kommen."

Sharko: Die Menschen auffangen. Ich habe ganz tolle Freunde hier in Deutschland, die den Ukrainern hier zum Beispiel  Sprachkurse anbieten, einfach so. Die Ukrainer möchten die deutsche Sprache lernen, um hier gut zurecht zu kommen, um ihrem Beruf nachgehen zu können, den sie in der Ukraine gelernt haben. Das ist für mich ein gutes Beispiel. Wenn sich die Menschen ehrenamtlich engagieren und sagen, ich möchte jetzt einfach mit ihnen auf Deutsch sprechen, damit sie besser Deutsch können.

Wir sammeln auch Spenden in Münster auch für die Ukraine - Sachspenden und Geldspenden. Man soll sich einfach an die ukrainische Gemeinde wenden und wir können Tipps geben, wo man ganz konkret helfen kann, entweder hier oder in der Ukraine.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen. 

Information der Redaktion: Alle Informationen zur Rad-Pilger-Tour für den Frieden finden Sie hier.

DOMRADIO.DE-Chefredakteur auf Rad-Pilger-Tour für den Frieden

Die multimediale " Rad-Pilger-Tour für den Frieden", eine Zusammenarbeit vom DOMRADIO.DE mit dem Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, führt in diesem Jahr vom Kölner Dom bis ins polnische Breslau. Für jeden gestrampelten Fahrradkilometer spendet das Bonifatiuswerk einen Euro an den Flüchtlingsdienst der Jesuiten, insgesamt also 1.225 Euro. Die Aktion unterstützten kann man bequem per Online-Spendenformular (hier klicken).

Ingo pilgert / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Ingo pilgert / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )
Quelle:
DR