Wie Kirchen Energie sparen können

Experten raten zu Transparenz

Spätestens seit der Umwelt-Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus sind die Bewahrung der Schöpfung und der Umweltschutz zentrale Themen für die katholische Kirche. Aber was sind die zentralen Aspekte kirchlichen Energiesparens?

Autor/in:
Christoph Arens
 Solaranlage im Vatikan  / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Solaranlage im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Jetzt zeigen der Krieg in der Ukraine und die drohende Energieknappheit mit neuer Dringlichkeit, dass das Einsparen von Energie nicht nur eine Frage des Klimaschutzes, sondern auch eine Sache des Portemonnaies geworden ist. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt einige zentrale Aspekte kirchlichen Energiesparens.

Energie und Kosten sparen, lautet die Devise in Unternehmen wie Privathaushalten. Wie weit sind auch die Kirchen betroffen?

Die Kirchen in Deutschland verfügen in fast jeder Gemeinde über eine Vielzahl unterschiedlicher Immobilien, darunter Kitas, Pfarrhäuser, Gemeindehäuser oder Krankenhäuser. Sie unterscheiden sich mit Blick auf das Energiesparen nicht groß von weltlichen Gebäuden. Da geht es um Wärmedämmung, Heizungstypen und technische Verbesserungen - vielleicht auch um die Schließung oder den Verkauf von Gebäuden.

Was ist mit den Gotteshäusern?

Die Gotteshäuser selbst sind ein ganz anderes Thema. Das gilt schon wegen der Größe und des Alters - aber auch, weil hier Grundvollzüge christlichen Lebens stattfinden und die Sensibilität besonders groß ist.

Welche energetischen Bedingungen gelten für die Kirchengebäude?

Keine Kirche ist wie die andere: Kirchengebäude unterscheiden sich in ihrem Alter, der Bauweise, den verwendeten Baumaterialien, der Nutzung und in ihrem Denkmalwert. Schon allein wegen der Größe haben Kirchen meist ein sehr träges Temperaturverhalten: Messungen haben gezeigt, dass massives, altes Mauerwerk durchaus zehn Stunden Zeit braucht, um nur ein Grad wärmer zu werden.

Ist auch die Luftfeuchtigkeit ein Problem?

Neben der Temperatur ist auch die Luftfeuchtigkeit entscheidend für den Erhalt von Kunstwerken oder der Bausubstanz. Typisches Beispiel ist der aus Leder bestehende Blasebalg der Orgel, der austrocknet und reißen kann, wenn die Luftfeuchtigkeit zu niedrig ist. Ähnliche Probleme können bei der Austrocknung von Holzarbeiten, Gewölben oder Stuckverzierungen entstehen.

Welche Temperaturen sollten in Kirchen herrschen?

Viele alte Kirchen wie der Kölner Dom verfügen über keine Heizung. Wenn eine alte Kirche nicht beheizt wird, stellen sich nach Angaben von Energieexperten eine Temperatur um die 8 Grad und eine relative Feuchte von rund 60 bis 70 Prozent ein. Das liegt daran, dass die meisten historischen Kirchen so undicht sind, dass das Luftvolumen je nach Witterung innerhalb weniger Stunden einmal komplett ausgetauscht wird. Daher gleicht sich in unbeheizten Kirchen das Innenklima dem Außenklima an.

Beheizbare Kirchen sind aber meist doch etwas wärmer?

Experten unterscheiden zwei Standards: die Basistemperatur auf der einen und auf der anderen Seite die Nutzungstemperatur. In vielen Kirchen wird die Temperatur zu den Sonntagsgottesdiensten einmal pro Woche auf 16 bis 18 Grad hochgefahren - vielfach ein enormer Aufwand.

Die Basistemperatur bewegt sich meist zwischen 8 und 12 Grad und sollte in erster Linie danach ausgerichtet sein, wie Orgeln, Kunstwerke und Bausubstanz am sichersten erhalten und vor Schimmel oder Austrocknung bewahrt werden können.

Welche Maßnahmen sind denkbar, um auf den drohenden Energiemangel im Herbst und Winter zu reagieren?

Unterschieden werden muss zwischen langfristigen und kurzfristig möglichen Maßnahmen. Langfristige Maßnahmen sind etwa eine neue Heizanlage, eine bessere Wärmedämmung von Decken und Mauern, der Einbau von Windfängen oder etwa eine bauliche Aufteilung der großen Kirchenräume und die Nutzung etwa von kleinen Seitenkapellen für Gottesdienste.

Wichtiger dürften derzeit die kurzfristigen Maßnahmen sein ...

Eine sehr wirkungsvolle Möglichkeit zur Steigerung der Aufenthaltsqualität ist die Verminderung der Fußkälte. Daher ist es sinnvoll, die in vielen Kirchen noch vorhandenen Holzböden unter den Kirchenbänken zu erhalten. In einigen Kirchen wurden auch gute Erfahrungen mit Sisal-Teppichböden gemacht. Auch können Sitzkissen-Heizungen für eine gezieltere Wärmesteuerung sorgen.

Kirchenbesucher können natürlich auch darum gebeten werden, sich für die Gottesdienste entsprechend warm anzuziehen. Zudem könnten Decken bereitgestellt oder mitgebracht werden. Eine hohe symbolische Bedeutung könnte der Verzicht auf die nächtliche Beleuchtung von Kirchen haben. Bistum und Stadt Speyer wollen künftig auf die Außenbeleuchtung des Speyerer Kaiserdoms verzichten. Auch in Köln soll der Dom nachts nicht mehr angestrahlt werden.

Sollte man Kirchen auch schließen?

In großen Gemeinden oder Städten könnte man sich darauf verständigen, im Winter weniger Kirchengebäude zu nutzen. Oder man könnte die Gottesdienste und die während der Weihnachtszeit so beliebten Konzerte in Gemeindesäle oder andere Räume verlagern.

Kann das nicht auch Ärger geben?

Für viele Christen haben die Kirchen eine große Bedeutung; sie sind ein Stück Heimat. Deshalb sind solche Maßnahmen sehr sensibel. Sie erfordern von den Gemeindeleitungen hohe Transparenz, viel Information und Maßnahmen der Mitbeteiligung. Kirchengemeinden müssten für Verständnis und Entgegenkommen der Gemeindemitglieder werben.

Sorge wegen steigender Preise wächst

Immer mehr Menschen in Deutschland bekommen die anhaltend hohen Preise im Alltag zu spüren. Im am Freitag veröffentlichten ZDF-"Politbarometer" gaben 40 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Inflation persönlich große Probleme bereitet, Anfang April war das erst bei 34 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fall gewesen.

Steigende Lebensmittelpreise / © Denys Kurbatov (shutterstock)
Steigende Lebensmittelpreise / © Denys Kurbatov ( shutterstock )
Quelle:
KNA