DOMRADIO.DE: War in den vergangenen zwei Jahren die Messdienerarbeit wegen Corona überhaupt möglich?
Daniel Sluminsky (Kreisjugendseelsorger St. Augustin): In St. Augustin war die Messdienerarbeit kaum möglich. In einigen Pfarreien oder Pfarrkirchen haben die Messdienerleiter noch Aufgaben ausgeführt und Kontakt zu den Jüngeren gehalten. Sie haben versucht, auch über digitale Angebote die Kinder und Jugendlichen bei der Stange zu halten. Sie haben eigentlich alles gemacht, was irgendwie möglich war - auch vieles draußen unter freiem Himmel oder in kleinen Gruppen wie Geocaching. Durch diese jungen Leiterinnen und Leiter dort in der Gemeinde blieb das Messdienerdasein auch während Corona doch am Leben, wenn auch nicht sichtbar am Altar.
DOMRADIO.DE: Es sind sozusagen nicht alle Aktionen ausgefallen, die wichtig sind für die Jugendlichen.
Sluminsky: Es sind leider viele Aktionen ausgefallen. Aber die Messdienerleiterinnen und -leiter, die in den Gemeinden teilweise sehr aktiv sind, haben alles am Leben gehalten, soweit es geht. Zwar nicht offensichtlich, weil sie sich nicht treffen konnten, aber man hat Kontakt gehalten. Das fand ich ganz beeindruckend. Da war eine Struktur vorhanden, die jetzt, dadurch, dass wir wieder anfangen, wieder sichtbar wird. Klar sind leider auch einige Leute auf der Strecke verloren gegangen, das ist traurig.
Von vielen Seiten höre ich aber auch den Wunsch, dass die Messdiener und Messdienerinnen wieder zu sehen sind, wieder in der Gemeinde vorkommen und auch wieder ihre Aktionen machen können. Was mich auch besonders gefreut hat, waren die Leute aus den Gemeinden, die mich angeschrieben und gefragt haben, wann die Messdiener endlich wieder am Altar zu sehen sind und sie auch ihre Gruppenstunden wieder abhalten können. Das haben die Leute in der Gemeinde gut mitbekommen, sich unheimlich dafür engagiert und auch gesagt, dass sie den jungen Leuten das ermöglichen möchten.
DOMRADIO.DE: Sie hatten auch schon ein erstes Treffen. Wie haben Sie die Messdienerinnen und Messdiener dazu eingeladen? War das digital oder wirklich live?
Sluminsky: Das war live. Ich habe einfach in den Pfarrnachrichten für ein Treffen der Messdiener Werbung gemacht, alle eingeladen und meine Kontaktdaten angegeben, damit sich Interessierte, die an dem Tag keine Zeit haben oder sich nicht trauen oder noch Angst vor Treffen haben, sich bei mir melden können. Ich habe Jugendliche, zu denen ich noch Kontakt hatte, angesprochen und vorgeschlagen, dass sie ihren Freunden Bescheid sagen. So haben wir über Mundpropaganda, Pfarrnachrichten und Werbung viele erreicht. Ortsausschuss, Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand waren alle sehr aktiv und so kam dann doch eine recht, wie ich finde, große Gruppe zusammen.
DOMRADIO.DE: Sie wollen die Messdienerarbeit neu strukturieren. Was haben Sie vor?
Sluminsky: Mein erster Gedanke war, erst einmal zu gucken, wer zu diesem Treffen kommt und noch bereit ist, etwas zu machen. Ich glaube, das ist eine ganz große und wichtige Frage: Was ist gewünscht? Für was ist Sehnsucht da und was ist man bereit einzubringen? Im zweiten Schritt geht es dann darum zu gucken, was davon möglich ist. Was können die Jugendlichen auch rein zeitlich gesehen einbringen? Viele sind sehr idealistisch und wollen wieder alles machen, merken dann aber, dass sie sich überfordern. Deshalb ist es wichtig zu gucken, was von den Ideen jetzt erst einmal Vorrang hat, was für sie leistbar ist, und zu überlegen, wo sie sich Hilfe herholen können. Wir sind da noch sehr am Anfang, aber was mich positiv stimmt, ist die unheimliche Freude, die sie daran haben. Das merkt man ihnen an, dass sie bereit sind, da viel zu tun.
DOMRADIO.DE: Was macht das denn attraktiv, heutzutage Messdiener oder Messdienerin zu werden? Warum lohnt es sich, dabei zu sein?
Sluminsky: Aus meiner Sicht ist es insbesondere die Gemeinschaft, die immer noch da ist. Das ist ein, wie ich finde, unheimlich toller Zusammenhalt, gerade jetzt auch, wenn sie wieder etwas zusammen unternehmen möchten. Diese Freude, auch bei vielen Älteren, wieder Dienst am Altar machen zu dürfen. Die Romwallfahrt im Herbst beispielsweise, gemeinsam unterwegs zu sein, etwas zu erleben und rauszukommen. Seit der Coronavirus-Pandemie ist der Wunsch oder die Sehnsucht, sich wieder treffen, ganz normal miteinander reden und etwas gemeinsam unternehmen zu können, unheimlich groß.
Das Interview führte Dagmar Peters.