Wie Nonnen das Iwanow-Kloster in Moskau mit Leben füllen

Zeichen des wieder erwachten Glaubens

70 Jahre lang war in Russland der Atheismus Staatsdoktrin. Das Iwanow-Kloster in Moskau diente jahrzehntelang dem Staat. Erst seit zehn Jahren wohnen wieder Nonnen in dem Komplex hinter dem Kreml. Eine ARTE-Dokumentation zeigt nun den Alltag der frommen Frauen.

Autor/in:
Monika Herrmann-Schiel
 (DR)

Hell und freundlich leuchten die Mauern des Iwanow-Klosters im Morgenlicht. Dabei sind die Restaurierungsarbeiten in den historischen Gebäuden noch lange nicht abgeschlossen. Erst seit zehn Jahren wohnen wieder Nonnen in dem Komplex hinter dem Kreml, der jahrzehntelang dem KGB und dem Innenministerium gedient hat. Stück für Stück bauen sie ihr Kloster aus und hoffen, dass ihnen irgendwann einmal das gesamte Gelände wieder übergeben wird. Über den Alltag der frommen Frauen berichtet der Film "Die neuen Nonnen von Moskau", den die Regisseurin Beate F.  Neumann im April 2009 gedreht hat. ARTE zeigt ihn am Freitag um 22.40 Uhr.

70 Jahre lang war in Russland der Atheismus Staatsdoktrin. Die Besitztümer der Kirche wurden enteignet, die Klöster aufgelöst und viele Priester verfolgt. In das jahrhundertealte Kloster hinter dem Kreml zog der Geheimdienst KGB ein. Der Kuppelraum des großen Domes diente viele Jahre als Archiv, die Keller wurden als Gefängnis benutzt. Neumann hat vor zehn Jahren noch die mit Akten gefüllten Regale in dem ehemaligen Gotteshaus gesehen. Damals lernte sie Mutter Elisaweta und Mutter Nikolaja kennen. Die beiden Nonnen waren die ersten, die hier wieder lebten. Seitdem arbeiten die beiden Frauen daran, zusammen mit der langsam wachsenden Schar ihrer Mitschwestern das Kloster in neuem Glanz wiedererstehen zu lassen.

Vertraute und gleichzeitig fremde christliche Welt
Über die Jahre hat die Regisseurin den Kontakt zu den Klosterfrauen gehalten. Dies war eine der Voraussetzungen zur Entstehung ihres Films, der den Zuschauern einen Einblick gibt in das heutige religiöse Leben in der russisch-orthodoxen Kirche. Eine vertraute und gleichzeitig fremde christliche Welt.

Neumann zeigt den Alltag der Nonnen, die alle hoch gebildet sind und vor ihrem Eintritt beruflich Karriere gemacht hatten. Mutter Elisaweta war erfolgreiche Architektin und Mutter Nikolaja, die bis heute das ganz spezielle Privileg hat, für ihre Forschungen das Kloster verlassen zu dürfen, ist eine weltweit renommierte Archäologin. Die beiden waren befreundet und auf der Suche nach einem geistigen Sinn im Leben, bis sie schließlich in der russisch-orthodoxen Kirche ihre Heimat fanden.

Das Kloster ist für die Nonnen ein Zeichen des wachsenden Glaubens.
Dass es jedoch erst ein kleiner Anfang ist, zeigt die nicht ungefährliche Erfahrung, die das Filmteam machte. Als es eine der Schwestern in der Metro filmte, hatten Fahrgäste die Polizei alarmiert, die die ganz in schwarz gekleidete Frau verhaften wollte. Man hielt sie nicht für eine Nonne, sondern für eine Terroristin.