Wie sich Pfarrer Meurer mit seiner Gemeinde um Flüchtlinge kümmert

"Wir wollen praktisch helfen"

In einer Kölner Pfarrei engagieren sich ehrenamtliche Helfer unter der Leitung von Pfarrer Franz Meurer in verschiedenen Projekten für Flüchtlinge. Kleider werden gesammelt, Fahrräder repariert und Blumen gepflanzt.

Autor/in:
Sebastian Witte
Pfarrer Franz Meurer / © Witte (DR)
Pfarrer Franz Meurer / © Witte ( DR )

In der Kleiderkammer der Pfarrei St. Theodor und St. Elisabeth in Köln-Vingst ist an diesem verregneten Morgen schon um neun Uhr Betrieb. Zwischen hunderten T-Shirts, kleinen Kinderschuhen und gespendetem Spielzeug arbeiten ehrenamtliche Helferinnen. Sie sortieren die Kleidungsstücke, die sich in großen Müllsäcken mitten im Raum stapeln. Jeden Mittwoch geben sie hier unter anderem Kleidung für Kinder und Erwachsene aus. Neben diesen offiziellen Terminen kommen auch heute immer wieder Frauen mit Kinderwagen an die Tür und erkundigen sich nach Jacken und Hosen für die kalte Jahreszeit.

Helga Gau ist die Leiterin der Kleiderkammer und engagiert sich schon seit 25 Jahren ehrenamtlich in der Sammlung. Acht weitere Helferinnen arbeiten hier. Seit August dieses Jahres habe sich die Zahl der Bedürftigen deutlich erhöht, so Gau. "Den Flüchtlingsansturm, den man in den Nachrichten sieht, kriegen wir hier auch zu spüren", sagt die Helferin. Nach einer Ausgabe sind dann die Regale oft fast leer. Aber es kämen weiterhin noch genug Spenden z.B. von einem Kölner Gymnasium, das für die Kleiderkammer sammelt.

Nebenan in der Werkstatt steht Pfarrer Franz Meurer zwischen dutzenden Fahrrädern und Werkzeugkästen. Meurer ist zuständig für die Pfarrei in den Kölner Stadtteilen Höhenberg und Vingst. In dem großen Kellergewölbe unterhalb der Kirche machen Ehrenamtler alte Fahrräder fit, um sie an Flüchtlinge und andere Bedürftige zu verschenken. "Ein Kind, das sich nicht bewegen und austoben kann, kann auch das Trauma der Flucht nicht bewältigen" erklärt der 63-Jährige mit seinem rheinischen Dialekt den Gedanken der Werkstatt. "Unser Anspruch ist nicht, die Flüchtlingspolitik zu verändern. Wir wollen praktisch helfen. Der Papst sagt ja auch: ‚Verkündigt das Evangelium notfalls mit dem Wort!‘ Der Alltag ist aber der Weg zu Gott!"

Zwischen den Kulturen vermitteln

Der Kölner läuft in Soutane durch die Werkstatt, grüßt den Helfern und Helferinnen zu und gibt im Vorbeigehen knappe Anweisungen. Auf dem Weg durch seine Kirche erzählt er, dass die Kleiderkammer und die Werkstatt nicht die einzige Projekte der Pfarrei sind. Die Gemeindemitglieder pflanzen mit den Flüchtlingen Blumen vor den Unterbringungen oder machen Stadttouren. "Da schauen wir uns aber nicht nur den Dom an, sondern gucken auch einfach wo der günstigste Supermarkt ist." Auch hier ist Meurer Pragmatiker. Vor der Kirche steht er ohne Schirm im Regen und erklärt, die Pfarrei habe schon vor einem Jahr eine Wohnung für Geflüchtete bereitgestellt. Damals war das Thema Flüchtlinge noch nicht so präsent in den Medien wie heute.

In dem Haus unweit der Kirche wohnt eine Familie aus dem Kosovo, die die Gemeinde dort untergebracht hat. "Natürlich ist das eine völlig andere Kultur!" sagt Meurer über die zehn Personen. "Wenn Sommer ist, sind deren Kinder nackt auf dem Spielplatz. Da rufen dann die türkischen Eltern an und fragen, was das soll! Da muss man dann zwischen den Kulturen vermitteln und erklären, dass das für die normal ist und für andere eben nicht."

Eines macht der Besuch bei den engagierten Christen in Vingst deutlich: Dank des ehrenamtlichen Engagements und der vielen Spenden ist die Pfarrei gut auf die steigende Anzahl von Flüchtlingen vorbereitet.


Sven repariert Fahrräder / © Witte (DR)
Sven repariert Fahrräder / © Witte ( DR )

Helferin Helga Gau / © Witte (DR)
Helferin Helga Gau / © Witte ( DR )
Quelle:
DR