Wie war der Weltjugendtag 2023?

"Habt keine Angst"

In Portugal ist an diesem Sonntag das größte katholische Jugendtreffen der Welt zu Ende gegangen. Über 600.000 junge Pilgerinnen und Pilger nahmen am Weltjugendtag in Lissabon teil. Mit welchen Eindrücken fahren sie nach Hause?

Autor/in:
Elena Hong
Betende Pilger bei der Vigilfeier des WJT / © Julia Steinbrecht (KNA)
Betende Pilger bei der Vigilfeier des WJT / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ein Teppich aus Isomatten, Luftmatratzen und bunten Fahnen. Laute Musik dröhnt durch alle Lautsprecher. Wer an diesem Sonntag zur Abschlussmesse auf den "Campo da Graça" kommt, dem strahlen müde Jugendliche entgegen, die ihr Nachtlager abbauen und zum Frühstück eine Konservendose aus ihrem Pilgerpaket ziehen.

Unter zig gelben Sonnenschirmen sitzen auch die Pilgerinnen und Pilger aus dem Erzbistum Köln. Schon um neun Uhr morgens sind es satte 26 Grad.

Vigil am Samstagabend des Weltjugendtags 2023 / © Elena Hong (DR)
Vigil am Samstagabend des Weltjugendtags 2023 / © Elena Hong ( DR )
Papst Franziskus liest das beim Abschluss des Weltjugendtags am 6. August 2023 im Tejo-Park in Lissabon   / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus liest das beim Abschluss des Weltjugendtags am 6. August 2023 im Tejo-Park in Lissabon / © Romano Siciliani ( KNA )

 

Mit einer feierlichen Abschlussmesse hat Papst Franziskus die Hunderttausenden angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltjugendtags in Lissabon verabschiedet. "Vorwärts, habt keine Angst!", sprach der 86-Jährige den jungen Menschen zu. Über anderthalb Millionen Gläubige waren gekommen, um mit dem katholischen Oberhaupt zu beten.

Jugendliche übernachten auf dem "Campo da Graça"

Die Jugendlichen waren am Abend zuvor zum Teil zu Fuß zur 26.000 Hektar großen Parkfläche gepilgert, hatten eine Abendvigil gefeiert und dann dort übernachtet. Dies gilt vielen als Höhepunkt des Weltjugendtags.

"Für mich persönlich war der Moment der Stille bei der Anbetung während der Vigil unglaublich. Eine Million Menschen haben sich niedergekniet und gebetet. Da hatte ich Gänsehaut", erzählt die 19-jährige Anne-Sophie Mainka aus Wuppertal.

Katharina Neuser aus St. Augustin freut sich über die Freundschaften, die sie in den vergangenen zwei Wochen knüpfen konnte: "Wir sind alle im Glauben vereint, weil wir an denselben Gott glauben". "Mit all diesen Erfahrungen blicke ich positiv auf die Zukunft unserer Kirche", fasst Emilie Pardula, Ministrantin aus dem Bistum Dresden-Meißen, für sich zusammen. Sie will beim nächsten Weltjugendtag wieder dabei sein.


Jugendbischof Wübbe lobt Austausch über kritische Themen

Weihbischof Dominikus Schwaderlapp im Gespräch mit Jugendlichen bei der Katechese / © Elena Hong (DR)
Weihbischof Dominikus Schwaderlapp im Gespräch mit Jugendlichen bei der Katechese / © Elena Hong ( DR )

Auch Jugendbischof Johannes Wübbe zieht am Ende der Woche in Lissabon ein positives Fazit: "Was wir uns zu Beginn vom Weltjugendtag erhofft haben, konnten wir wirklich erleben: ein positives Miteinander, aber auch ernsthafte Gespräche.“ Kontroverse Themen, wie etwa der Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche oder der Wunsch nach strukturellen Veränderungen, seien dabei nicht ausgeklammert worden, betont er.

Das Katechese-Konzept war in diesem Jahr gezielt auf Dialog und Interaktion ausgerichtet; die Jugendlichen konnten den Bischöfen Fragen stellen. Inhaltlich ging es bei den Bibelstudien um die Themen der ganzheitlichen Ökologie, Freundschaft und Barmherzigkeit.

Jugendseelsorger Schwaderlapp sieht Stärkung des Glaubens

Aus dem Erzbistum Köln waren rund 270 Jugendliche zum Weltjugendtag mitgefahren. Der Diözesanjugendseelsorger und Wallfahrtsleiter Tobias Schwaderlapp sieht im Besuch des Weltjugendtags, trotz oder gerade angesichts der Krise in der katholischen Kirche eine Stärkung des Glaubens für die jungen Pilgerinnen und Pilger: "Wir kommen aus einer permanenten Rechtfertigungssituation. Hier erleben wir, dass es auch einen Grund zur Freude gibt, zu dieser Kirche zu gehören. Wir haben eine Hoffnung, die uns trägt, wir haben einen Gott der uns liebt."

Tobias Schwaderlapp

"Hier erleben wir, dass es auch einen Grund zur Freude gibt, zu dieser Kirche zu gehören."


Gute Rahmenbedingungen

Die Wallfahrtsleiterin des Erzbistums Köln, Marianne Bauer, zeigte sich mit den Rahmenbedingungen insgesamt zufrieden: "Im Großen und Ganzen lief die Organisation gut – trotz der portugiesischen Spontanität. Viele Informationen bekamen wir erst sehr kurzfristig oder gar nicht", berichtet sie.

Organisationsteam und Wallfahrtsleitung / © Elena Hong (DR)
Organisationsteam und Wallfahrtsleitung / © Elena Hong ( DR )

So mussten etwa am Samstagabend erkrankte PilgerInnen kurzfristig in der Österreichischen Botschaft aufgenommen werden, weil die Portugiesen das offenbar in ihren Planungen nicht vorgesehen hatten: "Die Menschen hier improvisieren gerne, aber am Ende klappt fast alles", so Bauer. 

Was bleibt vom Weltjugendtag 2023?

Am Abreisetag stand die Erschöpfung vielen Pilgerinnen und Pilgern ins Gesicht geschrieben. Die ereignisreichen "Tage der Begegnung" im Bistum Aveiro, die Übernachtung in Turnhallen und die portugiesische Hitze haben bei allen Teilnehmenden Spuren hinterlassen. Es waren zwei "sehr intensive Wochen", sagt der Kölner Stadtjugendseelsorger Matthäus Hilus. Bei der Nachfrage, ob der Weltjugendtag für ihn auch ein bisschen Himmel auf Erden bedeute, schmunzelt er: "Es ist eher wie ein Bootcamp. Du lernst dich selbst kennen, du lernst deine Grenzen kennen. Alle Masken fallen. Du wirst mit Gott konfrontiert. Jetzt geht es darum, das zu Hause weiterzuleben."

Matthäus Hilus

"Du lernst dich selbst kennen, du lernst deine Grenzen kennen. Alle Masken fallen."

Vigil am Samstagabend des Weltjugendtags 2023 / © Elena Hong (DR)
Vigil am Samstagabend des Weltjugendtags 2023 / © Elena Hong ( DR )

Aber wie genau funktioniert das mit dem "Weiterleben"? Der Passauer Bischof Stefan Oster sieht keinen Grund zur Wehmut. "Hier ist jetzt Euphorie und dann kommt vielleicht der Kater danach. Aber wenn man lernt, ein persönliches Gebetsleben zu haben, sich unter den liebenden Blick Gottes stellt, in Beziehung zu ihm bleibt; wenn man sich eine Gemeinschaft Gleichgesinnter sucht und sich engagiert, bleibt etwas von der Freude und dem Frieden des Weltjugendtags – auch über diese Woche hinaus", versichert er.

Der Weltjugendtag 2027 findet in Südkorea statt / © Elena Hong (DR)
Der Weltjugendtag 2027 findet in Südkorea statt / © Elena Hong ( DR )

Außerdem winkt 2027 bereits der nächste Weltjugendtag. Der Erzbischof der südkoreanischen Hauptstadt rief allen Weltjugendtagspilgern zu: "Now it’s time for Korea. Let’s meet in Seoul!".

Quelle:
DR