In der venezolanischen Stadt Valencia sind am Sonntag (Ortszeit) zwei Salesianer Don Boscos ermordet worden. Wie die lokale Tageszeitung "El Carabobeno" auf ihrer Internetseite berichtete, handelt es sich bei den beiden Opfern um einen 79 Jahre alten Geistlichen und einen 84 Jahre alten Laien, die an einer lokalen Don-Bosco-Schule arbeiteten. Schuldirektor Jose Luis Salazar sagte dem Nachrichtenportal "Ultimas Noticias", dass gegen 10.30 Uhr Ortszeit mindestens zwei bewaffnete Täter in die Schule eingedrungen seien. Die Opfer wiesen dabei so grausame Verletzungen auf, dass die Ermittler einen Ritualmord nicht ausschlossen. Nach Informationen von "Ultimas Noticias“ hatten die Täter mindestens einem Opfer die Organe aus dem Leib gerissen.
Täter standen offenbar unter Drogen
Innenminister Miguel Rodriguez Torres gab am Sonntag die Verhaftung eines mutmaßlichen Täters bekannt. Ein weiterer ebenfalls minderjähriger Verdächtiger befindet sich noch auf der Flucht. Es gebe sehr seltsame Umstände bei diesem Doppelmord, sagte der Rodriguez: "Ich hoffe, dass die weiteren Ermittlungen die Hintergründe dieses traurigen Verbrechens ans Tageslicht bringen." Kardinal Jorge Urosa zeigte sich über den Doppelmord erschüttert, der mit einer Wut ausgeführt worden sei, wie er sie bislang noch nicht erlebt habe. Offenbar hätten die Täter bei der Tat unter Drogen gestanden, so der Erzbischof von Caracas.
Venezuela ist das gefährlichste Land des Kontinents
Die Bluttat ereignete sich nur wenige Wochen nach dem Doppelmord an der populären venezolanischen Schauspielerin Monica Spear und ihres britischen Ehemannes ebenfalls in der Nähe von Valencia. Auch damals war ein Raub das Motiv des Doppelmordes, der anschließend zu einer hitzigen Debatte in Venezuela über die hohe Kriminalitätsrate auslöste, die bis heute anhält. Venezuela ist das gefährlichste Land Südamerikas.
In Valencia versammelten sich nach Bekanntwerden des Doppelmordes hunderte von Menschen auf der Straße, um gegen die Gewalt zu protestieren und ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Der Bürgermeister von Valencia besuchte am Sonntag spontan die Don-Bosco-Schule, um den trauernden Schülern zu kondolieren.
Proteste halten an
Unterdessen gehen die Proteste in Venezuela weiter. Oppositionsführer Henrique Capriles rief seine Landsleute für Dienstag zu einer Großdemonstration gegen vom Staat geduldeten Paramilitarismus und Gewalt auf. An dem Protestmarsch will nach eigenen Angaben auch der Oppositionspolitiker Leopoldo Lopez teilnehmen, gegen den ein Haftbefehl wegen „Terrorismus“ vorliegt. Lopez soll nach Angaben der Regierung geistiger Urheber der Gewaltausbrüche bei den jüngsten Demonstrationen gewesen sein. Die Opposition wirft der Regierung vor, die überwiegend von jungen Studenten organisierten friedlichen Proteste infiltriert zu haben, um sie in Misskredit zu bringen. Am Sonntag erhoben Familienangehörige von verhafteten Studenten Foltervorwürfe gegen die Polizei.
Bischöfe stehen hinter Studentenprotesten
Venezuelas Präsident Nicolas Maduro kündigte am Sonntagabend (Ortszeit) die Ausweisung von drei US-Diplomaten an, die er verantwortlich machte, an konspirativen Treffen in den Universitäten des Landes teilgenommen zu haben. Zuvor hatte er den kolumbianischen Ex-Präsidenten Alvaro Uribe beschuldigt, für die Finanzierung der Proteste verantwortlich zu sein.
Die Venezolanischen Bischöfe stellten sich unterdessen in einer am Wochenende verbreiteten Erklärung hinter die Proteste der Studenten: „Im Angesicht der großen Herausforderungen vor der unser Land im Kampf gegen die Gewalt und für die persönliche und gesellschaftliche Sicherheit steht und angesichts der schwerwiegenden wirtschaftlichen Probleme, die uns alle berühren, ist der Protest gegen die Regierung legitim und verfassungskonform, aber er muss friedliche bleiben.“
In ganz Venezuela waren in der vergangenen Woche mehrere tausend Studenten auf die Straße gegangen, um gegen Gewalt, hohe Inflation und Lebensmittelknappheit zu demonstrieren. Die zunächst friedlichen Proteste eskalierten im Lauf der Nacht; drei Menschen kamen ums Leben. Opposition und Regierung machten sich anschließend gegenseitig verantwortlich.