Träger des Wilhelm-Weber-Preises 2017 ist der Unternehmer, Wissenschaftler und Publizist Dr. Dr. Thomas Rusche (Oelde/Berlin). Der Preis erinnert an den Theologen und Sozialwissenschaftler Professor Dr. Wilhelm Weber, langjähriger Inhaber des traditionsreichen Lehrstuhls für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster. Der Wilhelm-Weber-Preis 2017 wurde am 27. April im Rahmen eines nicht-öffentlichen Symposiums in Düsseldorf übergeben.
An der Veranstaltung im privaten Rahmen nahmen der Preisträger, seine Ehefrau, Vertreter der Familie Kiefer (Gründer und Stifter des Preises), die Mitglieder des Kuratoriums für die Vergabe des Preises sowie ausgewählte Gäste aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft teil.
Ein profilierter Sozial-, Unternehmens- und Wirtschaftsethiker
Thomas Rusche ist Geschäftsführender Gesellschafter des Textilunternehmens SØR. Das Familienunternehmen, das Rusche in vierter Generation führt, hat über 60 Niederlassungen in Deutschland und gilt als Marktführer im Bekleidungs-Premium-Segment. Darüber hinaus ist der neue Preisträger des Wilhelm Weber-Preises ein profilierter Sozial-, Unternehmens- und Wirtschaftsethiker, vielfach ausgewiesen durch wissenschaftliche Publikationen und mehrere Lehraufträge an Hochschulen und Universitäten.
In der übergebenen Preisurkunde lautet die Begründung: "In Anerkennung seiner Verdienste als ökonomisch erfolgreicher und zugleich ethisch verantwortungsvoller Unternehmer, als profilierter Wirtschafts- und Sozialethiker, als Dozent und Publizist und als ausgewiesener Förderer der Katholischen Soziallehre verleiht das Kuratorium seinen diesjährigen Preis an Dr. Dr. Thomas Rusche".
Preisgeld gespendet
Das mit der Auszeichnung verbundene Preisgeld wurde auf Wunsch des Geehrten dem "Hilfswerk Schwester Petra" zugeleitet, das die Arbeit von Ordensschwestern zugunsten von Armen und Notleidenden in Indien unterstützt (www.hilfswerk-schwesterpetra.de).
Die Laudatio zur Würdigung des neuen Trägers der Wilhelm-Weber-Preises, hielt Monsignore Professor Dr. Peter Schallenberg, Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle n Mönchengladbach. Charakteristisch für Thomas Rusche sei die Zusammenschau von Individuum, regionalem Kontext und globaler Perspektive, in denen die Sozialprinzipien Anwendung finden müssen. Dieser Ansatz dien der engen Verzahnung von Tugendethik und Institutionenethik. Besonderen Ausdruck finde das sozialethische und wirtschaftsethische Engagement des Preisträgers insbesondere in seiner Tätigkeit in der päpstlichen Stiftung "Centesimus annus", eine weltweit operierende Stiftung zur Förderung der Inhalte der großen Sozialenzyklika von Johannes Paul II. aus dem Jahre 1991 mit der Betonung eines ethisch gelenkten Kapitalismus.
Christliche Gesellschaftslehre als eine großartige Tradition
Der Vorsitzende des Kuratoriums des Wilhelm-Weber-Preises, Professor Dr. Markus Kiefer, ging auf die Motive der Preisverleihung ein: "Die Veranstaltungen zur Verleihung des Wilhelm-Weber-Preises sollen einerseits eine deutliche öffentliche Anerkennung des Preisträger sein. Zugleich wollen wir das Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit dafür stärken, daß die Christliche Gesellschaftslehre nicht nur eine großartige Tradition ist, die unseren Staat, unsere Gesellschaft und Wirtschaft grundlegend geprägt hat, sondern weiterhin geeignet ist, positive Impulse für die gegenwärtige Gestaltung von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu setzen. In Dr. Dr. Thomas Rusche ehren wir eine beeindruckende Unternehmerpersönlichkeit, die durch vielfältiges Wirken bewiesen hat und unverändert beweist, dass die Christliche Gesellschaftslehre nicht nur ein Schatz mit großer Vergangenheit ist, sondern zugleich gültige ethische Leitplanken für unsere Zeit bietet."
Gegen eine aufgeheizte Optimierungsethik
In seiner Dankesrede ging der neue Preisträger darauf ein, wie ihn das Ideen- und Prinzipiengerüst der Christlichen Gesellschaftslehre beeinflusst und welche Konsequenzen dies in unterschiedlichen Feldern heute fordert. Dabei ging Rusche auch auf aktuelle ökonomische Themen ein und analysierte diese zum Teil kritisch im Licht der Christlichen Gesellschaftslehre. So bewertete er beispielsweise eine rein ökonomisch motivierte, fortschreitende, alle Gesellschaftsbereiche durchdringende Digitalisierung pointiert skeptisch: "Die sozialethische Verantwortung von Unternehmen umfasst im digitalen Zeitalter nicht nur eine humane Ausgestaltung der Veränderungsprozesse im Unternehmen, sondern auch der Rahmenordnung selbst. Es sind Unternehmen, die den Digitalisierungsprozeß aus ökonomischen Gründen vorantreiben. Wie kann dabei der Bildung von Monopolen (und Kartellen) vorgebeugt werden? Welche Möglichkeiten bestehen, um die digitalen Wettbewerbsbedingungen fair auszugestalten?" Und weiter: "Die christliche Gerechtigkeitsethik unbedingter Mitmenschlichkeit wendet sich gegen eine durch den erfolgversprechenden Einsatz digitaler Technologie aufgeheizte Optimierungsethik, die zulasten von ausgegrenzten, weil digital unqualifizierten Minderheiten geht." Rusche forderte eine digitale Grundrechts-Charta auf internationaler Ebene. Hier könne eine dialogfähige Katholische Soziallehre hilfreich sein, wie sie schon Wilhelm Weber gefordert habe.