Williams: Anglikaner brauchen Strukturreform

Zwischen Bangen und Hoffen

Das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, hat sich vorsichtig optimistisch zur Lösung der Krise seiner Kirche geäußert. "Langsam wächst der Sinn dafür, dass wir besser dastehen, wenn wir zusammen bleiben", sagte Williams bei der Lambeth-Konferenz in Canterbury.

 (DR)

Zugleich begrüßte er Forderungen nach einer Strukturreform. Eine Arbeitsgruppe hochrangiger Bischöfe hatte unter anderem die Schaffung einer Art anglikanischer Glaubenskongregation vorgeschlagen.

Die inneranglikanischen Konflikte über Autoritäts- und Moralfragen seien nicht zuletzt eine Strukturfrage, sagte Williams. «Wir sind weder eine Föderation, noch eine Kirche wie die römisch-katholische - wir müssen klären, was wir sind.»

Williams hatte die «Windsor Continuation Group» im Februar eingerichtet. Ziel war eine Bestandsanalyse der Strukturen in der anglikanischen Gemeinschaft mit ihren 38 Kirchenprovinzen. Diese sind in ihrer Rechtsfindung unabhängig. Die Ergebnisse werden zurzeit auf der Lambeth-Konferenz vorgestellt. Das wichtigste Beratungsgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft tagt nur alle zehn Jahre.

Die diesjährige Konferenz steht unter den Vorzeichen einer drohenden Spaltung der anglikanischen Gemeinschaft mit weltweit rund 78 Millionen Gläubigen. Hintergrund sind Auseinandersetzungen über die Weihe von Homosexuellen und Frauen zu Bischöfen. Mehr als 200 konservative Bischöfe, zumeist aus afrikanischen Ländern, boykottieren die Konferenz aus Protest gegen eine ihrer Ansicht nach zu starke Liberalisierung der anglikanischen Kirche.

Kardinal: Anglikaner müssen ihr Kirchenverständnis klären
Der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy-O'Connor, hat die Anglikaner zur Klärung ihres Kirchenverständnisses aufgerufen. Derzeit sei der ökumenische Prozess ins Stocken geraten, sagte er am Freitag bei einer Ökumene-Sitzung der Lambeth-Konferenz der Anglikaner in Canterbury. Als Gründe nannte er zunehmende Fälle der Weihe von Frauen zu Bischöfen und Moralfragen.

«Unser künftiger Dialog wird nicht einfacher sein, bis die fundamentalen Probleme mit größerer Klarheit gelöst sind», so der Kardinal. Als eigentliches Problem nannte er die Unklarheit der Anglikaner über die eigene Kirchenstruktur: «Ist es eine lose Föderation mit einer Art Familiensinn oder ein stärker geschlossener Körper mit ausgebildeten Strukturen der Autorität?» Eine Klärung könne helfen, auch in moralischen Fragen eine Linie zu finden.