Willibert Pauels zur Aufregung um Plüsch-Hasen am Kreuz

"Gott kann man nicht beleidigen"

Aufruhr um den Osterhasen. Grund ist ein ans Kreuz genagelter Plüsch-Hase in der ZDF-Satire "heute show". Dies verletzte die religiösen Gefühle eines Sozialarbeiters, der Anzeige erstattete. Das sei übertrieben, findet Diakon Willibert Pauels.

 (DR)

DOMRADIO.DE: ZDF-Satiriker Oliver Welke hat sich in der ZDF "heute-show" über die Passionsgeschichte lustig gemacht und aus dem Abendmahl ein "Hasenmahl" gemacht hat. In der Satire-Show wurde anstelle von Jesus ein Plüsch-Hase ans Kreuz genagelt. Welke erklärte: Der Hase sei "nach drei Tagen aus dem Osterei auferstanden“ und er bezeichnete den Osterhasen "als die zentrale Figur der christlichen Mythologie". Das wiederum hat einen Sozialarbeiter aus Bad Kreuznach so sehr in seinen religiösen Gefühlen verletzt, dass er den ZDF-Satiriker anzeigte. Ist es nachvollziehbar, dass man als Christ einen Groll verspürt, wenn so etwas gezeigt wird?

Willibert Pauels (Diakon und Büttenredner): Nachvollziehen kann ich das. Aber ich halte diese ganzen Empörungswellen, die vor allem im Rahmen der politischen Korrektheit immer wieder durch das Land rollen, für übertrieben.

Ich versuche immer, bevor ich selber in die Empörungsfalle tappe, mir den wunderbaren Satz des Düsseldorfers Heinrich Heine wie ein Mantra aufzusagen: "Mein Fräulein, seien Sie munter. Morgens geht die Sonne auf, abends geht sie unter".

Natürlich kann man Gefühle von Menschen verletzen. Natürlich ist das nie gut. Gott kann man aber nicht beleidigen. Das ist unmöglich. Damit entgöttlicht man ihn im Grunde. Beleidigen kann man nur Menschen.

Deshalb gehört auch der Blasphemieparagraf meines Erachtens aus jedem Gesetzbuch gestrichen. Wohin er führen kann, sieht man in den islamischen Ländern wie beispielsweise Pakistan, wo man für Blasphemie hingerichtet werden kann.

DOMRADIO.DE: Verspüren Sie persönlich denn als jemand, der auch gerne freche Sprüche macht, in diesem Fall Ärger?

Pauels: In diesem konkreten Fall nun ärgere ich mich gar nicht über den eigentlichen Sketch mit dem Hasen, sondern über die "heute show" selber, weil sie ein typisches Mainstream-Linkskabarett ist. Beim linken Kabarett ist das Feindbild immer klar. Das Feindbild sind die Konservativen, damit auch ich. Also sie verfahren nach dem Motto, dass konservativ doof ist, Bayern ganz doof ist und auch Gläubige doof sind. Und das kommt von einer öffentlich-rechtlichen Anstalt mit sehr gutem, kapitalistischem Gehalt.

DOMRADIO.DE: Ist man denn mit einer Klage gegen diesen Sketch über das Ziel hinausgeschossen?

Pauels: Was den Sketch angeht, fürchte ich, dass der gute Sozialarbeiter zu spät den Fernseher eingeschaltet hat, denn es war ja gar kein Angriff auf das Christentum, sondern auf die AfD, die gesagt hatte, der Hase sei ein christliches Symbol und deshalb müsste man das Abendland retten, indem man den Osterhase schützt. Im Namen des Christentums müsste der Osterhase geschützt werden.

Das ist natürlich so dumm, weil der Osterhase alles Mögliche ist, nur kein christliches Symbol. Um das satirisch aufzuspießen, haben Welke und sein Team den Hasen satirisch in die Passionsgeschichte eingefügt. Also nicht, um den Glauben anzugreifen, sondern um Dummheit anzugreifen.

Das ist das wichtigste Ziel von Satire, die Dummheit an den Pranger zu stellen. Von daher ist diese Klage des Sozialarbeiters am Ziel vorbei geschossen.

Das Interview führte Verena Tröster.


Willibert Pauels / © Michael Schopps (privat)
Willibert Pauels / © Michael Schopps ( privat )

ZDF "heute-show" mit Oliver Welke / © Sascha Baumann/ZDF (dpa)
ZDF "heute-show" mit Oliver Welke / © Sascha Baumann/ZDF ( dpa )
Quelle:
DR