Papst ruft Polen zu "großem Herzen" auf

Wink mit dem Zaunpfahl

Es ist kein direkter Appell, den Migranten an der polnisch-belarussischen Grenze zu helfen, den der Papst an die polnischen Gläubigen richtet. Doch worauf sollte der Papst seine Aufforderung zu Großherzigkeit sonst beziehen?

Papst Franziskus bei Generalaudienz am 10. November 2021 / © Alessandra Tarantino (dpa)
Papst Franziskus bei Generalaudienz am 10. November 2021 / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Papst Franziskus hat polnische Gläubige zu Großherzigkeit aufgefordert. "Heute braucht Polen Menschen mit großem Herzen, die in Demut dienen und Liebe; die behüten und nicht verdammen", sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch bei der Generalaudienz.

Unabhängigkeit Polens

Als Anlass nannte er das Fest der polnischen Unabhängigkeit am Donnerstag. Dabei mahnte Franziskus in Erinnerung an seinen Vorgänger Johannes Paul II., dass Freiheit auf Basis der Liebe Gottes und im Sinne des Vaterlandes und der Brüder verwaltet werden müsse. "Danken wir dem Herrn für die Freiheit", so der 84-Jährige wörtlich.

Tausende an Grenze gestrandet

Obwohl nicht ausdrücklich angesprochen, dürfte sich der Appell des Papstes auch auf die aktuelle Situation an der polnisch-belarusischen Grenze beziehen. Dort nimmt die Zahl der Migranten seit Wochen zu; Schätzungen gehen von mehr als 3.000 Menschen aus, die im einsetzenden Winter in Zelten im Grenzgebiet festsitzen.

Streit mit Belarus

Polen und die EU machen Belarus für die Flüchtlingsbewegung verantwortlich. Sie werfen dem Regime vor, Zehntausende Menschen aus Krisenländern im Nahen Osten und anderswo per Flugzeug nach Minsk und dann an die Grenze zu den EU-Staaten Polen, Litauen und Lettland gebracht zu haben. Machthaber Alexander Lukaschenko reagiere damit auf Sanktionen gegen sein Land und versuche, die EU zu destabilisieren, heißt es.

EU-Flüchtlingspolitik

An der Grenze weigert sich Polen indes, die Migranten ins Land zu lassen. Die Regierung in Warschau steht in der Kritik, weil sie ihnen ein Asylverfahren verwehre und sie stattdessen gewaltsam nach Belarus zurückdränge. Laut Regierungsangaben sind inzwischen rund 15.000 Sicherheitskräfte im Grenzgebiet im Einsatz. In der Nacht zum Mittwoch sei es zu einem Grenzdurchbruch mehrerer Migranten gekommen. Sie seien allerdings inzwischen fast vollständig wieder zur Grenze zurückbefördert worden. Hilfswerke sprechen von katastrophalen sanitären und humanitären Zuständen in dem Gebiet, erhalten nach eigenen Angaben aber keinen Zugang.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema