Der Vorsitzende des Islamverbands Ditib in Niedersachsen und Bremen, Yilmaz Kilic, plädiert für eine weitere Kooperation mit der Türkei. "Im theologischen Bereich arbeiten wir mit der Türkei zusammen. Das muss auch so sein. Wir brauchen die Imame aus der Türkei", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Anerkennung von Ditib als Religionsgemeinschaft nötig
In Deutschland gebe es schlicht keine ausgebildeten Imame, die in Ditib-Moscheen arbeiten könnten, so Kilic: "Natürlich ist es ein Traum, irgendwann mal eigene Theologen hier zu Imamen auszubilden. Das wollen sowohl der Ditib-Landes- als auch der Bundesverband". Dazu sei aber die Anerkennung von Ditib als Religionsgemeinschaft nötig. Zudem müsse man über die Bezahlung der Imame sprechen.
Heute erreichten türkische Imame die Gemeinde noch, ergänzte er, doch "in zehn, zwanzig Jahren kann die Situation anders aussehen. Dann werden wir hier eine Generation haben, die nur noch wenig Kontakt zur Türkei hat und die türkische Sprache nicht mehr spricht."
Ausnahmeregelung für Islamlehrer
Darüber hinaus forderte Kilic eine Ausnahmeregelung für Islamlehrer: "Ich wünsche mir, dass es künftig auch Lehrkräfte gibt, die nur ein Fach, nämlich islamische Religion, unterrichten dürfen. Da könnte das Kultusministerium eine Ausnahme machen." Auch wenn es im Großen und Ganzen gut laufe, gebe es noch zu wenig Lehrkräfte für den islamischen Schulunterricht.
Eine Ausnahmeregelung könne auch islamischen Theologen, die gerade ihren Masterabschluss an der Uni Osnabrück gemacht haben, eine Perspektive bieten. "Den Absolventen fehlt im Prinzip nur die pädagogische Ausbildung", so Kilic: "Außerdem haben wir deutsche Theologen, die in der Türkei ausgebildet wurden und die auch hier an Schulen eingesetzt werden könnten."
Keine weitere Förderung aus Bundeshaushalt
Ende August hatte die Bundesregierung angekündigt, die wegen ihrer Nähe zur türkischen Regierung umstrittene Türkisch-Islamische Union Ditib nicht mehr aus dem Bundeshaushalt zu fördern. Ditib ist die mit Abstand größte islamische Organisation in Deutschland mit rund 900 Moscheevereinen.
Der Verband untersteht der türkischen Religionsbehörde Diyanet, die letztlich das Führungspersonal bestimmt und Imame im Rotationsverfahren nach Deutschland entsendet und besoldet. Kritiker bemängeln, dass die Vorbeter quasi Staatsbeamte seien, oft nicht Deutsch könnten und einen streng konservativen Islam predigten, der die Integration nicht fördere oder sogar auf Abgrenzung setze. (KNA)