Maite Kelly ist stolze Nikolaus-Patin des Bonifatiuswerks

"Wir brauchen Leuchtfiguren"

Das Bonifatiuswerk startet seine bundesweite Nikolausaktion unter dem Motto "Tat.Ort.Nikolaus - Gutes tun, kann jeder." Patin der Aktion ist Maite Kelly, die den heiligen Nikolaus für eine Leuchtfigur hält, die aktueller denn je sei.

Schlagersängerin Maite Kelly / © Christoph Schmidt (dpa)
Schlagersängerin Maite Kelly / © Christoph Schmidt ( dpa )

DOMRADIO.DE: "Tat.Ort.Nikolaus" - so heißt die Auftaktveranstaltung des Bonifatiuswerks in diesem Jahr. Klingt nach Krimi.

Kelly: Ich glaube, der heilige Nikolaus ist aktueller denn je. Es gab schon eine große Aktion in Hamburg. Im Hafen war ein wunderbarer Nikolaus, der Schokolade verteilt hat. Wenn man sich die Legende vom heiligen Nikolaus genauer anschaut, gibt es tatsächlich zwei legendäre Figuren, die Nikolaus heißen.

Ein Nikolaus hat sich für die Flüchtlinge, die in Hamburg gestrandet sind, eingesetzt und dafür gesort, dass sie Decken, Essen und Hilfe vor Ort überhaupt erhalten und die Menschen erst einmal aufgenommen wurden in ihrer Not. Wie können wir als Christen mit Taten sprechen und nicht mit Worten?

Deswegen auch dieses Wortspiel mit dem Tatort. Diese Aktion wollen wir auch sehr modern nach vorne bringen und merken auch mit den vielen Nikolausschokoladen, die mittlerweile auch kommerzialisiert worden sind, dass das seit mittlerweile zehn Jahren schon etwas bewegt hat.

DOMRADIO.DE: Was ist Ihr Part bei der Nikolaus-Veranstaltung aktuell?

Kelly: Leider können wir die Veranstaltung wegen der aktuellen Corona-Lage und der Unsicherheiten nicht so durchführen, wie wir es wollten. Aber wir sind nach wie vor aktiv vor Ort als Bonifatiuswerk. Wir sind eine riesige Laiengemeinschaft. Es ist einer der schönsten Vereine, die es gibt. Wir sind vor allem dort, wo der Glaube, wie ich es sage, in der Minderheit ist und den wir auch stärken. Ich tue das gerade eher durch meine Worte und deswegen versuche ich auch durch das Interview etwas zu bewegen, weil ich beruflich auch gewisse Richtlinien sehr rigoros beachten muss und möchte.

DOMRADIO.DE: Warum hat der Nikolaus es verdient, dass man ihn heute noch kennt und dass man sozusagen lebt wie er? Dass man das tut, wie er das auch gemacht hat?

Kelly: Ich glaube, jedes Kind, egal aus welcher Familie es kommt, braucht Leuchtfiguren in der Gemeinschaft. Ich glaube wirklich an die Kraft der Gemeinschaft. Ich glaube, Gottes Wort spricht am stärksten durch die Gemeinschaft. Es gibt keine perfekte Familie. In den "perfekten Familien" gibt es oft Kinder, die erst recht aus dieser Perfektion oder Zwanghaftigkeit herausbrechen müssen. Wir brauchen Leuchtfiguren in unserer Gemeinschaft. Das Zurückschauen ist historisch wichtig, um auch die Zuversicht und eine aufrechte Haltung im Leben zu stärken.

Leuchtfiguren, Menschen, die etwas vorgelebt und mit ihren Taten gesprochen haben, haben einen Nachklang, der uns bis heute tragen und in die Zukunft weisen kann. Gelebte Weisheit ist etwas ganz anderes als nur das schön Gesagte. Deswegen können wir in der Kirche auf die Leuchtfiguren in unserer Gemeinschaft stolz sein.

DOMRADIO.DE: Sie haben eben von den Kindern gesprochen. Aber für wen ist der heilige Nikolaus heute noch Vorbild? 

Kelly: Ich glaube, Nikolaus ist so etwas wie ein Entdeckungsheiliger. Ich habe ihn auch erst entdeckt, als ich schon älter war. Als ich klein war, war die Schokolade etwas ganz Wunderbares. Aber als erwachsene Frau habe ich erst durch die Recherchen und die Auseinandersetzung mit der Person wirklich das Staunen über diesen Menschen für mich entdecken dürfen.

Die Geschichte ist ja brutal. Die Kinder haben keine Angst vor der Brutalität, sie leben schon mit Gemeinheiten beispielsweise in der Schule. Deshalb kann man ihnen auch die wahre Geschichte erzählen. Menschenhandel ist ein Problem, das aktueller und schlimmer denn je ist. Gerade Kinderhandel ist verheerend, ein Thema, wo wir hinschauen müssen.

Der Nikolaus hat damals drei kleine Mädchen davor bewahrt, verkauft zu werden. Das ist eine sehr realistische Geschichte. Nikolaus ist nicht wie die US-amerikanische Coca-Cola-Figur Santa Claus, sondern wirklich aus dem wahren, harten Leben.

Die Kinder sind sich sehr bewusst, was auf der Welt passiert. Sie spüren ja auch die Gefahren. So modern wie unsere Welt auch wirken mag, sie ist es gar nicht. Gerade diese essenziellen, wirklich menschenverachtenden und menschenrechtswidrigen Themen werden global in der Außenpolitik völlig außer Acht gelassen. Dabei sind sie wirklich schlimmer denn je. Deswegen bin ich auch wirklich eine stolze Patentin des Nikolaus.

DOMRADIO.DE: "Lasst uns froh und munter sein" ist ein typisches Nikolauslied, das jedes Kind kennt. Es gibt aber auch ein ganz neues, das ein Kinder- und Jugendchor für das Bonifatiuswerk einstudiert hat. Wie finden Sie das moderne Nikolauslied?

Kelly: Das finde ich sehr gut, weil jede Zeit hat ihre Sprache. "Lasst uns froh und munter sein" - darin geht es um die Freude des Lebens, aber das ist eine Sprache, die wir heute, jetzt so in unserem Alltag nicht leben. Ich glaube, es ist die Aufgabe der Dichter und Musiker, immer wieder neu die wahre Geschichte zu erzählen oder die Kernbotschaft dieses Heiligen in die jetztige Sprache zu übersetzen. Die Bibel wird ja auch immer wieder neu übersetzt und das ist ja auch gut. Der Mensch ist im Wandel. Aber in diesem Wandel sieht man letztendlich, wenn es um die gelebten Taten geht, sind wir in der Nächstenliebe doch letztendlich durch die ganze Geschichte verbunden.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR