Kölner Tafel richtet Bringservice für Senioren ein

"Wir brauchen noch fitte junge Helfer"

Etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind auf Lebensmittelausgaben angewiesen. Doch in der Corona-Krise scheuen Risikogruppen den Gang zur Tafel. Für sie plant die Kölner Tafel einen Bringdienst. Allein, es fehlen noch Helfer.

Mit Lastenrädern Lebensmittel zu Bedüftigen bringen, will auch die Kölner Tafel / © Fabian Sommer (dpa)
Mit Lastenrädern Lebensmittel zu Bedüftigen bringen, will auch die Kölner Tafel / © Fabian Sommer ( dpa )

DOMRADIO.DE: Mehr als 940 gemeinnützige Tafeln gibt es in Deutschland. Hier sorgen Ehrenamtliche dafür, dass Menschen mit Lebensmitteln versorgt werden, die es sich sonst nicht leisten könnten. So auch in Köln. Die Corona-Pandemie hat es Ihnen nicht leicht gemacht, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, oder?

Karin Fürhaupter (Vorsitzende der Kölner Tafel): Das war natürlich am Anfang eine große Herausforderung. Es hatten 40 Prozent der Lebensmittelausgaben geschlossen, weil sie mit der Situation nicht umgehen konnten und selber Helfer hatten, die ja schon etwas älter sind. Bis die Regelungen, die aufgestellt wurden, umgesetzt wurden, hat es gedauert. Aber seit ein paar Wochen sind wieder alle Ausgaben am Laufen. Es läuft jetzt eigentlich so gut wie zuvor.

DOMRADIO.DE: In den letzten Wochen und Monaten sind vermehrt junge Menschen auf die Tafeln angewiesen gewesen, weil ihnen der Job weggebrochen ist. Aber vor allem ältere Menschen hatten es schwer. Als Risikogruppe haben sie oft einen Bogen um die Tafeln gemacht. Gibt es trotzdem die Möglichkeit, ihnen zu helfen?

Fürhaupter: Das ist natürlich ein Problem. Einige Ausgabestellen können das, indem sie Tüten packen und zu diesen Menschen nach Hause bringen - nicht nur zu alten, auch zu kranken Menschen. Trotzdem, die Krise hat uns gezeigt, dass es schwer ist, gehbehinderte, kranke Menschen zu unterstützen.

DOMRADIO.DE: Und da haben Sie sich etwas einfallen lassen...

Fürhaupter: Ja, wir haben uns dieser Gruppe angenommen und eine Idee entwickelt, wie wir diesen helfen können. Wir werden versuchen, eine Bringdienst aufzubauen.

DOMRADIO.DE: Wie genau soll der funktionieren?

Fürhaupter: Wir haben elektrische Lastenräder erhalten. Das hat uns auf die Idee gebracht, mit diesen Lastenrädern und einem Team Lebensmittel zu Menschen innerhalb Kölns zu bringen.

DOMRADIO.DE: Doch es fehlt noch etwas...

Fürhaupter: Uns fehlt noch die Idee, wie wir an die Menschen, die wir erreichen wollen, drankommen. Das heißt, über welche Kanäle verbreiten wir den geplanten Bringdienst. Und natürlich brauchen wir noch fitte junge Helfer, die bereit sind, mit den Lastenrädern durch Köln zu fahren.

DOMRADIO.DE: Die Verunsicherung und Sorgen waren sicher groß in den letzten Wochen, auch bei Ihrem Team. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Fürhaupter: Es war erstaunlich, wie viele Ehrenamtler doch weiterhin ihren Dienst getan haben. Natürlich sind ein paar zuhause geblieben, aus Rücksicht auf die Familie und auf ihre eigene Gesundheit. Ich würde mal sagen, es fehlen noch fünf, sechs Ehrenamtler, die zu Hause geblieben sind. Die Ehrenamtler an den Ausgabestellen, die natürlich mit vielen Menschen konfrontiert sind, sind inzwischen alle wieder am arbeiten. Ich bin der Meinung, wir haben es gut hingekriegt. Die Ehrenamtler kommen wieder und langsam kommt bei uns wieder Normalität auf.

 

Quelle:
DR
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