DOMRADIO.DE: Sie sind einer der Hauptberuflichen, die zusammen mit vielen Ehrenamtlichen als Touristenseelsorger für die Menschen auf Texel da sind. Mit wie vielen Leuten werden Sie denn in diesem Jahr vor Ort sein?
Kaplan Maximilian Strozyk (Bistum Essen): Jedes Team besteht immer aus drei ehrenamtlichen und einem hauptamtlichen Seelsorgenden. Wir freuen uns schon wie Bolle, auf der Insel sein zu dürfen.
DOMRADIO.DE: Das, was Sie bis Ende August anbieten, das sind traditionell deutschsprachige Gottesdienste, Gespräche und Freizeitangebote. Was ist denn in diesem Jahr anders?
Strozyk: Ja, gefühlt eigentlich alles. Es ist schon eine große Unsicherheit für uns. Wir haben erst letztendlich vor zwei Wochen entschieden, dass wir wirklich nach Texel fahren. Viele Sachen, die uns sehr lieb geworden sind, werden in diesem Jahr anders sein müssen. Beispielsweise das Strandsingen wird nicht stattfinden können.
Wir werden nicht wie sonst üblich im Wohnwagen in der Düne sitzen und unsere Spiel- und Buchausleihe anbieten, sondern haben all das in die Kirche integriert. Seit Tagen bauen Helfer und Helferinnen vor Ort die Bücher und alles auf. Alleine die organisatorischen Fragen der Nachverfolgbarkeit sind schon ein großer Themenkomplex, mit dem wir uns sonst nie auseinandersetzen mussten.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie machen sich auch als Ansprechpartner fit für all die Menschen, die vielleicht Fragen zu Rückreise und Quarantäne haben?
Strozyk: Ganz genau. Wir werden quasi täglich die deutschen als auch die holländischen Regelungen im Auge behalten, um natürlich für uns auch immer zu gucken, was ist eigentlich das, was tagesaktuell geht. Deshalb wird Touristenseelsorge in diesem Jahr tatsächlich immer nur auf Sicht fahren. Das macht es total spannend und flexibel.
Wir wissen eigentlich selber gar nicht so richtig, was dieses Jahr passiert. Wichtig war uns aber, dass wir auch in diesem Jahr für die Menschen vor Ort sein und mit ihnen Glauben leben wollen, dass wir für Gespräche da sein und einfach ein kleines Bisschen von dem Freiheitsgefühl wieder vermitteln wollen, was sonst in all den Jahren die Touristenseelsorge geprägt hat. Ich bin da sehr gespannt und freue mich auch wahnsinnig darauf. Ich kriege das auch von ganz vielen Touristen jetzt schon zurückgespiegelt, die sagen, wie gut dass ihr kommt.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie haben auch quasi über die Jahre schon so eine Art Stammkundschaft aufgebaut, die immer nach Texel fährt und Sie aufsucht?
Strozyk: Ja, auf jeden Fall. Es gibt so einen großen Stamm an Touristen, der tatsächlich immer sehr gezielt zur Touristenseelsorge kommt. Da kennt man sich schon. Da sind tatsächlich richtige Freundschaften entstanden, auch über Bistumsgrenzen hinaus. Den Menschen, die man da kennengelernt und mit denen man intensive Gespräche geführt hat, denen ist man teils schon sehr nahe gekommen.
DOMRADIO.DE: Der Wohnwagen am Strand, wo in einem kleinen Vorzelt immer Gespräche stattfanden, ist in diesem Jahr zu eng. Sie weichen in die Bonifatiuskirche in De Koog aus, die aber gar keine richtige Kirche mehr ist. Was hat es mit diesem Haus auf sich?
Strozyk: Genau das war früher eine katholische Kirche und gehört jetzt seit einigen Jahren der Gemeinde und wird als Bingosaal und Versammlungsort genutzt. Wir nutzen die Kirche in den neun Wochen, die wir vor Ort sind, als Kirchenraum. Wobei wir unsere Gottesdienste nicht nur im Kirchraum selber feiern, sondern auch auf der Wiese draußen. Das bietet sich natürlich auf der Insel total an.
Die Kirche ist in diesem Jahr der zentrale Anlaufpunkt, wo wir quasi jeden Tag als Team vor Ort sein werden - außer montags. Wir freuen uns, wenn Menschen auch einfach mal nur auf einen Kaffee oder auf einen Krümel Tee oder was auch immer vorbeikommen, sich Spiele ausleihen und einfach mal einen kurzen Schnack halten wollen. Der Wohnwagen ist tatsächlich dieses Jahr aufgrund der schwierigen Lage und der Größe tatsächlich nicht als Touristenseelsorgeort angedacht.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.