"Angesichts der katastrophalen Situation der Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland muss Deutschland sich bereit erklären, mehr Menschen, insbesondere Kinder aus Griechenland, aufzunehmen," sagte der Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, am Freitag in Berlin. "Es sei unverantwortlich, dass die Lager in Griechenland weiter völlig überfüllt bestehen bleiben. Die Menschen werden in ihrer katastrophalen Lage allein gelassen und müssen dort weiter ausharren."
Lager in Griechenland noch immer völlig überfüllt
In Kassel wurden am Freitag 243 kranke Kinder mit ihren Familien erwartet, die von Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln kommen. Die Innenminister der Bundesländer hatten im Juni zugestimmt, 243 kranke Kinder aufzunehmen. Mitte April hatte erstmals ein Flugzeug 47 Kinder und Jugendliche von den griechischen Inseln nach Deutschland geholt. Weitere 6 Kinder waren in den vergangenen Wochen gefolgt. Damit kommt die EU ihrem Ziel näher, insgesamt 1.600 Kinder von den griechischen Inseln zu holen. Auch in Luxemburg sind bereits Kinder eingetroffen.
Aktuell sind ungefähr 40.000 Geflüchtete auf den griechischen Inseln - bei einer Kapazität von nur 6.000 Plätzen. Darunter befinden sich fast 6.000 unbegleitete Minderjährige.
"Einfach zu wenig"
Es sei "einfach zu wenig", jetzt knapp 1.000 Menschen aufzunehmen, so Loheide: "Wir haben hier in Deutschland - auch bei uns in der Diakonie - viel mehr Kapazitäten, um die Menschen aufzunehmen und ihnen zu helfen." Allein 151 Kommunen hätten sich bereit erklärt, mehr Geflüchtete aufzunehmen.
Ähnlich äußerte sich die Kinderhilfsorganisation World Vision. Es sei wieder nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, so deren Vorstandsvorsitzender Christoph Waffenschmidt. Durch die heutige Aufnahme setze Deutschland ein positives Signal. Der Aufnahmeprozess müsse fortgesetzt werden: Angesichts von mehr als 30.000 Schutzsuchenden allein auf den griechischen Inseln könne die Aufnahme einiger hundert Menschen nur ein Anfang sein.