Pfarrer aus Saalfelden sucht neuen Einsiedler

"Wir hatten die verschiedensten Leute"

Die Einsiedelei im österreichischen Saalfelden liegt in einer Felswand in rund 300 Metern Höhe. Im Sommer wohnt dort ein Eremit, der nächste wird aktuell gesucht. Doch die Person sollte ein paar Anforderungen erfüllen, sagt der zuständige Pfarrer.

Einsiedelei in Saalfelden / © N.N. (Stadtgemeinde Saalfelden)

DOMRADIO.DE: Eine Einsiedelei - wie sieht das dort aus?

Pfarrer Alois Moser (Saalfelder Dechant): Die Einsiedelei ist sicherlich unterschiedlich von dem, was man sich sonst vorstellt. Sie klebt sozusagen am Felsen ungefähr dreihundert Meter über Saalfelden. Und man hat einen wunderschönen Ausblick auf dieses Becken: kann Richtung Leogang schauen; kann Richtung Zell am See schauen; sieht das ganze wunderschöne Tal, wo die Leute leben. Man selbst ist davon getrennt und über den Menschen beheimatet.  

Das heißt, man muss sein Wasser selbst den Berg hinauftragen; muss mit Holz, das die Gemeinde zur Verfügung stellt, selber Herd und Ofen einheizen; muss sich mit Essen versorgen und muss schauen, wie man mit dem Mobilfunk und dem Solarstrom sein Handy und den Laptop betreibt. Lebensmittel gibts dann zum Beispiel vom Wochenmarkt, die kann man dann mit der Tasche hinauftragen. 

DOMRADIO.DE: Was sind denn die Aufgaben des Menschen, der von April bis November in der Klause lebt? 

Moser: Er hat einfach dort zu sein. Das ist natürlich schon ein besonderes Leben. Man ist gewissermaßen abgeschieden und doch mittendrin. Denn man wohnt an einem schönen Ausflugspunkt für die Menschen. Und es ist ein Kraftplatz. So hat ein ehemaliger Einsiedler das genannt, weil der Ort die Leute wirklich berührt. Darüber kommt man dann auch immer wieder ins Gespräch mit den Leuten, die kommen. Die wollen natürlich wissen, was da los ist? Und wie das geht? 

Da können sich auch sehr tiefgehende Gespräche entwickeln. Deswegen sind wir darauf aus, dass der neue Eremit damit umgehen kann. Außerdem ist eine christliche Einstellung wichtig und jemand, der für den Glauben einsteht. Nachts ist es dann wieder sehr ruhig da oben. Da ist dann die Einsamkeit zu spüren. Das ist ein sehr abwechslungreiches Leben da oben. 

DOMRADIO.DE: Also es braucht eine christliche Grundeinstellung. Muss es denn ein geweihter Priester sein? 

Moser: Nein, muss es nicht. Wir hatten schon verschiedenste Leute oben, die einfach aus ihrem Lebensumfeld wollten und sich den Weg und die Zeit dafür genommen haben, eine Auszeit aus dem üblichen Alltag zu nehmen. Es ist ja auch symbolisch ein Heraufsteigen aus dem Alltäglichen, wenn man da oben ist. 

Vor unserem letztem Einsiedler sind ein Bruder aus einem Kloster, ein ständiger Diakon, und Bruder Stan aus Belgien oben gewesen. Und unser letzter Einsiedler war der Matthias. Er ist evangelischer Lektor aus Bad Ischl. In seiner Heimat war er in der evangelischen Christengemeinde tätig und hilft mit. Es war auch schon mal ein Priester oben, für ein Jahr. Der hat sich eine Auszeit genommen. Also wir sind da schon relativ breit begleitet worden und hatten die verschiedensten Leuten in dieser Aufgabe. 

DOMRADIO.DE: Könnte es denn auch eine Frau sein? 

Moser: Es haben sich in den letzten Jahren zwar auch immer Frauen beworben, wenn wir gesucht haben, aber wir - ich sage deswegen wir, weil die Einsiedelei von der Stadtgemeinde und von der Pfarrgemeinde, also Bürgermeister und Pfarrer gemeinsam, besetzt wird – wir möchten die Tradition beibehalten, die  seit 300 Jahren besteht. In dieser Zeit ist eben immer ein männlicher Einsiedler da oben gewesen. Es gibt eine Einsiedelei, wo auch Frauen leben. Aber die Einsiedelei Saalfelden ist derzeit noch auf der Männerlinie. 

DOMRADIO.DE: Seit dem 16. Jahrhundert wird in der Einsiedelei ein Bildnis des heiligen Georg verehrt, dem Schutzpatron der Tiere. Dürfte der neue Eremit denn seine Tiere mitbringen? 

Moser: Ja, das hatten wir schon. Bruder Stan hatte seinen Hund mit dabei. Das ist grundsätzlich möglich, aber die Einsiedelei hängt mehr oder weniger in der Felswand. Es gibt dort nur eine kleinen Aussichtsplattform. Sonst ist da nicht viel Platz. 

DOMRADIO.DE: Der Mensch, der die Einsiedelei bewohnt, muss für seinen Lebensunterhalt selbst aufkommen. Wie macht er das? 

Moser: Das Thema Lebensunterhalt ist bisher nie das große Thema gewesen. Die Leute, die zum Einsiedler hinaufsteigen, bringen auch immer etwas mit, versorgen so auch den Einsiedler. Das gibt es so als guten Brauch. Daher war das nie ein großes Thema mit dem Unterhalt. Ich meinte es gibt auch eine pauschale Hilfe von der Gemeinde, aber das ist jetzt nicht die große Sache. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt. 


Blick von der Einsiedelei auf die Stadt Saalfelden / © N.N. (Stadtgemeinde Saalfelden)
Quelle:
DR