"Die Bilder, die uns in diesen Tagen aus den USA erreichen, beunruhigen und zerstören", so Picken mit Blick auf der Tötung des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz im US-Bundesstaat Minnesota. Dass Menschen überall auf der Welt nun lautstark gegen Rassismus und Diskriminierung protestierten, verdeutliche, dass Ungleichbehandlung für sie in keiner Weise akzeptabel sei.
"Wenn die Würde des Menschen angegriffen wird, können wir nicht schweigend zusehen, sondern wir müssen reagieren", forderte Picken. Es brauche die Achtsamkeit der Gesellschaft und auch den Staat, um die Würde des einzelnen Menschen kompromisslos zu schützen.
"Jeden Respekt vor dem Menschen verloren"
Die Szenen der Polizeigewalt aus Amerika zeigten auf, wie tief sich der Rassismus unter der Oberfläche einer scheinbar liberalen Gesellschaft eingenistet habe, kritisierte Picken in seiner Predigt. Die "Exekution" George Floyds mache deutlich: "Hier hat man jede Gewissensregung und jeden Respekt vor dem Menschen verloren, nur weil er eine andere Hautfarbe hat. Man würde nicht einmal ein Tier so zur Strecke bringen."
Der Bonner Stadtdechant verurteilte auch die Reaktion von US-Präsident Donald Trump auf die Geschehnisse. Dieser polarisiere auch in einer solchen Situation weiter statt zu deeskalieren. "Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir es mit einem Präsidenten zu tun haben, an dessen Geisteszustand intensive Zweifel berechtigt sind", so Picken.
"Die Linie ist überschritten"
Mit Blick auf Trumps Foto-Auftritte mit einer Bibel und vor einer Statue Papst Johannes Pauls II. betonte der Geistliche: "Uns Christen macht die von Trump gewählte Bildspreche deutich, dass die Linie bei weitem überschritten ist und wir gefordert sind, Widerstand zu leisten." Sich derart abbilden zu lassen, habe "perverse Züge".
"Wegsehen ist keine Lösung"
Picken richtete zudem den Fokus auf Deutschland - auch hier gebe es Ungleichheit und Rassismus. Jugendliche und Kinder mit Migrationshintergrund hätten nicht annähernd die gleichen Bildungschancen, extreme Parteien trügen rassistisches Gedankengut in Parlamente, in Polizei und Bundeswehr, die Anzahl radikaler Gewalttaten aus der rechtsradikaler Richtung nehme konstant zu. "Wegsehen und stillhalten sind hier keine Lösung", betonte Picken.
Das Virus des Rassismus stellt nach den Worten des Stadtdechanten eine weit größere Bedrohung dar als die Corona-Krise. Es gehe um Infestkionsschutz gegen Diskriminierung und radikales Gedankengut, so Picken und forderte "Null Toleranz für Rassismus".