160 Millionen leisten Kinderarbeit

"Wir können nicht tatenlos zusehen"

​Weltweit ist die Zahl der Kinder in Kinderarbeit nach einem neuen Bericht auf 160 Millionen gestiegen. Dies bedeute eine Zunahme um 8,4 Millionen Kinder in den vergangenen vier Jahren, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef in Köln mit.

Autor/in:
Paula Konersmann
Kinderarbeit / © Doidam 10 (shutterstock)

Nach dem Bericht von Unicef und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind Millionen weitere Kinder durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie von Kinderarbeit bedroht.

Die Fortschritte im Kampf gegen Kinderarbeit seien erstmals seit 20 Jahren ins Stocken geraten, heißt es in dem Bericht namens "Child Labour: Global Estimates 2020, trends and the road forward" (dt. "Kinderarbeit: Globale Schätzungen 2020, Trends und der Weg in die Zukunft"), der zum Welttag gegen Kinderarbeit am Samstag vorgestellt wurde.

Die bislang positive Entwicklung habe sich umgekehrt: Zwischen 2000 und 2016 war die Zahl der Mädchen und Jungen in Kinderarbeit noch um 94 Millionen gesunken, so die beiden Organisationen.

Die Zahl der betroffenen Kinder zwischen fünf und elf Jahren sei zuletzt deutlich angestiegen, heißt es weit. Sie stellen nun weltweit etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen. Die Zahl der Kinder von fünf bis 17 Jahren, die besonders gefährliche Tätigkeit verrichten, ist demnach seit 2016 um 6,5 Millionen auf 79 Millionen angestiegen. Dazu zählen Arbeiten, die ihre Sicherheit, körperliche oder seelische Gesundheit bedrohen.

Kreislauf von Armut und Kinderarbeit durchbrechen

ILO-Direktor Guy Ryder bezeichnete die Zahlen als Weckruf. "Wir können nicht tatenlos zusehen, wie eine neue Generation von Kindern in Gefahr gerät", mahnte er. Es brauche umfassende Schutzmaßnahmen für Familien, verstärkte Investitionen in die ländliche Entwicklung und menschenwürdige Arbeit in der Landwirtschaft.

Derzeit stehe die Welt an einem entscheidenden Punkt. "Es ist Zeit für neues Engagement und Energie, um die Trendwende zu schaffen und den Kreislauf von Armut und Kinderarbeit zu durchbrechen."

Nach dem Bericht könnten bis Ende kommenden Jahres neun Millionen weitere Kinder durch die Pandemie in Kinderarbeit gedrängt werden. Die Corona-Krise habe zudem das Risiko für diejenigen Kinder erhöht, die schon vorher Kinderarbeit leisten mussten: Die Bedingungen hätten sich verschlechtert, schlimmere Formen von Kinderarbeit hätten sich ausgebreitet, während viele Eltern ihre Einkommensmöglichkeiten verloren hätten.

Dies zwinge viele Familien zu "tragischen Entscheidungen", sagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Regierungen müssten in Programme investieren, die Kinder aus der Kinderarbeit herausholten und ihnen einen Schulbesuch ermöglichten.

Lage in Subsahara-Afrika besonders schlimm

Insbesondere in Subsahara-Afrika hat sich die Lage den Angaben zufolge verschärft. Bevölkerungswachstum, Krisen, extreme Armut und unzureichende Schutzmaßnahmen hätten in den vergangenen Jahren zu zusätzlichen 16,6 Millionen Mädchen und Jungen in Kinderarbeit geführt.

70 Prozent der Jungen und Mädchen in Kinderarbeit sind demnach im Agrarsektor tätig, 20 Prozent im Dienstleistungsbereich und zehn Prozent in der Industrie. Rund ein Drittel der Betroffenen gehen nicht zur Schule.


Quelle:
KNA