DOMRADIO.DE: Sie kommen ja selber aus Sri Lanka. Haben Sie schon etwas von Freunden oder Verwandten gehört?
Pfarrer Regamy Thillainathan (Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral im Erzbistum Köln): Wir haben natürlich Kontakt zu unseren Verwandten dort. Bis jetzt sieht es so aus, als wäre unsere Familie nicht direkt betroffen. Einige von unseren Familienmitgliedern waren zwar auch bei den Ostergottesdiensten ganz in der Nähe, aber nicht in den betroffenen Kirchen, die von den Anschlägen heimgesucht wurden.
DOMRADIO.DE: Was berichten die von der Stimmung in Sri Lanka gerade?
Pfarrer Regamy: Momentan gibt es eine Informations- und Ausgangssperre. Die Regierung versucht die Lage unter Kontrolle zu halten, zumal noch weitere Explosionen erfolgt sind und man noch nicht genau weiß, wo und wie es mit den Anschlägen noch weitergehen könnte. Daher ist es momentan ziemlich ruhig. Aber die Medien sind natürlich voll von Spekulationen und auch die Nachrichtenagenturen berichten diverses, vor allem, dass schon Verdächtige verhaftet worden seinen und dass es bei einer Ermittlungssituation zu weiteren Todesopfern unter Polizisten gekommen sei.
DOMRADIO.DE: Ein Anschlag an Ostern in Sri Lanka: War so etwas irgendwie zu erwarten oder abzusehen?
Pfarrer Regamy: Überhaupt nicht. Zumindest nicht in diesem Kontext. Erst vor zehn Jahren hat sich Sri Lanka offiziell von dem Bürgerkrieg verabschiedet, es gab eine Friedensvereinbarung. Jetzt kommen diese Anschläge für alle Beteiligten unerwartet. Aber sie deuten auch darauf hin, dass es diesmal wohl nicht um einen ethnischen Konflikt geht, sondern bewusst die christliche und westliche Kultur getroffen werden sollten. Daher die Anschläge auf die Kirchen – symbolisch während der Ostergottesdienste – und die Hotels, wo ganz viele Touristen einkehren.
DOMRADIO.DE: Sie sind zurzeit in Hannover zum Ostergottesdienst bei einer katholischen Gemeinde aus Sri Lanka. Wie wirken sich die Nachrichten aus Sri Lanka auf die Osterfeierlichkeiten aus?
Pfarrer Regamy: Man merkt, dass die ganzen Kommunitäten (Anm. d. Red.: Christliche Gemeinschaft) aus Sri Lanka – ganz gleich ob singhalesischsprachig oder tamilsprachig – von dieser Tragödie geprägt sind. Die Städte sind uns allen bekannt, viele von uns waren schon in diesen Kirchen und haben dort Gottesdienste mitgefeiert. Daher hat diese Nachricht unsere Festtagsstimmung überschattet. Zwar freuen wir uns, dass wir Ostern feiern dürfen, aber wir sind in dieser schweren Stunde mit all jenen verbunden, die um geliebte Menschen trauen und die in Sri Lanka noch Angst haben und in einer Schockstarre verhaftet sind, weil sie nicht wissen, wie es weitergehen wird.