Kirchenvertreter fordern Ausstieg aus fossilen Brennstoffen

"Wir tragen Verantwortung füreinander"

Weltweit haben 70 Bischöfe und Ordensleute eine Forderung unterzeichnet, dass die Politik schneller aus fossilen Brennstoffen aussteigt. Einer von ihnen ist der Freibuger Erzbischof Stephan Burger, der auch die Kirche in der Verantwortung sieht.

Ausstieg aus fossilen Brennstoffen / © I. Noyan Yilmaz (shutterstock)
Ausstieg aus fossilen Brennstoffen / © I. Noyan Yilmaz ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Es haben sich 70 katholische Bischöfe und Ordensleute in einem internationalen Appell an die Politikerinnen und Politiker gewandt. Sie fordern, dass man schneller aus fossilen Brennstoffen aussteigt. Was genau fordern Sie in dieser Unterschriftensammlung?

Erzbischof Stephan Burger (Erzbistum Freiburg): Ich denke, für uns ist entscheidend und wichtig, dass wir generell international mit der gesamten Klimaentwicklung weiterkommen, sprich dass sich die Erderwärmung nicht weiter verschlimmert. Da ist es uns als Bischöfe, als kirchliche Verantwortliche, ein großes Anliegen, alles daran zu setzen, dass wir unsere internationale Verantwortung als Kirche wahrnehmen und uns dafür einsetzen, dass der CO2-Ausstoß maßgeblich eingeschränkt und gebremst wird.

Das geht am besten, wenn möglichst schnell auch der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen stattfindet.

DOMRADIO.DE: Es gibt Menschen, die sagen, dass die Kirche sich aus der Politik heraushalten soll. Warum sehen Sie das anders und mischen sich dann auch direkt mit dieser konkreten Forderung ein?

Burger: Wir leben in dieser einen Welt. Ich denke, darauf macht uns Papst Franziskus immer wieder neu aufmerksam. Wir tragen füreinander Verantwortung. Uns kann es in unserer westlichen Welt oder in der europäischen Welt nicht egal sein, wie es andernorts zugeht, wie es anderen Menschen geht, die natürlich unter dieser Klima-Verschlechterung massiv leiden.

Wir erleben es ständig durch die Nachrichten, was sich an Umweltkatastrophen auftut, was dieser Klimawandel alles bewirkt. Da dürfen wir nicht tatenlos zusehen. Wir können die Leute nicht einfach leiden lassen, sie ihrem Schicksal überlassen, sondern sollten unseren Beitrag leisten, dass sich die Lage verbessert beziehungsweise nicht verschlimmert.

DOMRADIO.DE: Insgesamt haben 70 Bischöfe und Ordensleute unterschrieben. Das Ganze findet weltweit statt. Dann scheint das auf den ersten Blick gar nicht so viel. Hatten Sie sich mehr Unterstützung gewünscht oder sind Sie mit der Anzahl der Leute zufrieden?

Burger: Ich denke, es kann ein Anfang sein. Die Kirche ist schon länger dabei, sich für diese Klimagerechtigkeit einzusetzen. Ich darf nur daran erinnern, wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" deutlich gemacht hat, wie wir in diesem einen Haus, in dieser einen Welt miteinander leben und verbunden sind; dass wir da auch füreinander diese Verantwortung tragen und wahrnehmen.

Es ist nicht bloß ein Anliegen von ein paar Bischöfen weltweit, sondern es ist ein Anliegen, das die ganze Kirche mitträgt. Ich denke, da wird auch Papst Franziskus nicht müde, dass wir unserer Verantwortung gerecht werden.

DOMRADIO.DE: Er äußert sich auch oft zu dem Thema "Schöpfung bewahren". Wie groß sehen Sie denn generell den politischen Einfluss der Kirche?

Burger: Der ist sicherlich sehr unterschiedlich, je nachdem, wie auch in einzelnen Ländern Kirche handeln kann und wie die Arbeit der Kirche wahrgenommen wird. Die Kirche versucht sich wirklich international für die Ärmsten der Armen einzusetzen.

Ich bekomme das selber über Misereor und andere bischöfliche Hilfswerke mit, wie die Kirche an der Basis ist und wirklich versucht hier Bewusstseinsbildung voranzubringen, gerade diesen Schöpfungsgedanken ins Bewusstsein zu heben, diese gegenseitige Verantwortlichkeit neu zu verstärken. Da sind wir wirklich ein Sprachrohr.

Durch meine Auslandsreisen habe ich selber auch zur Genüge schon mitbekommen, wie es Menschen konkret geht, wie sie da auch unter diesen erschwerten Klimabedingungen leiden. Das lässt mich persönlich auch nicht in Ruhe. Insofern war für mich auch klar, dieses Anliegen konkret zu unterstützen.

DOMRADIO.DE: Es heißt auch immer, man solle mit gutem Beispiel vorangehen, wenn man so eine Forderung stellt. Was kann denn die Kirche tun in Sachen alternative Energien zum Beispiel? Gehen die da mit einem gutem Beispiel voran?

Burger: Ich denke, da sind auch die Diözesen in Deutschland gut unterwegs. Ich merke es auch aufgrund unserer Partnerschaft mit Peru. Wir versuchen hier der Klimagerechtigkeit nachzukommen. Das heißt eben auch schon bei uns, wie wir unsere Fahrmöglichkeiten optimieren, wie wir unsere Gebäude optimieren, wie wir versuchen mit unseren ganzen Hightech-Möglichkeiten da Verbesserungen hinzubekommen. Da läuft sehr vieles.

Es engagieren sich sehr viele, auch in unseren Gemeinden. Wenn ich an unsere Kindertagesstätten oder Schulen denke, wie man da versucht klimabewusst zu handeln und zu leben. Das heißt für uns, in der Erzdiözese Freiburg für unseren Handel fair einzukaufen. Wie gehen wir damit um? Wir versuchen wirklich die verschiedenen Potenziale zu nutzen, um klimagerecht unterwegs sein zu können. Da versucht die Kirche einen wesentlichen Beitrag zu leisten und sie leistet ihn auch.

Das Interview führte Michelle Olion.


Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR