Wie das Libori-Fest in diesem Jahr Corona trotzt

"Wir versuchen, das Beste daraus zu machen"

Das Libori-Fest in Paderborn ist sonst ein Dreiklang aus Kirche, Kirmes und Kultur. Durch die Corona-Pandemie wird in diesem Jahr nun vieles anders. Wie das Libori-Fest trotz Krise ablaufen soll, erklärt der Paderborner Dompropst Joachim Göbel.

Figur des Heiligen Liborius in Paderborn / © Andreas Kühlken (KNA)
Figur des Heiligen Liborius in Paderborn / © Andreas Kühlken ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie sehr schmerzt es Sie persönlich, dass Libori in diesem Jahr nicht wie normal stattfinden kann?

Monsignore Joachim Göbel (Paderborner Dompropst): Ach, das tut schon sehr weh. Einmal sind die Feiern im Dom natürlich ganz reduziert. Aber auch, dass das Libori-Leben in der Stadt so schmal ist und dass viele der Marktbeschicker und der Schausteller, die man natürlich über die Jahre auch gut kennt, ja nun wirklich so an den Rand der Existenz kommen, das tut schon weh.

DOMRADIO.DE: Aber die Absage gilt ja nur für den weltlichen Teil der Veranstaltungen, also der Kirmes, zu der normalerweise 1,8 Millionen Menschen immer kommen. Der religiöse Kern, der bleibt aber auch in diesem Jahr 2020 bestehen. Wie genau haben Sie vor, Libori zu feiern?

Göbel: Wir werden natürlich die drei großen Gottesdienste im Dom feiern, also die Erhebung der Reliquien am Samstag um 15 Uhr. Dann feiern wir das Pontifikalamt am Sonntag um 10 Uhr, eine Stunde später, weil die Prozession durch die Stadt ausfallen muss. Am Dienstag feiern wir dann die Rückführung der Reliquien zurück in die Krypta – aber auch ohne die Prozession über den Markt. (DOMRADIO.DE überträgt die Gottesdienste aus Paderborn live im Internet, Anm. der Red.)

Es ist natürlich das Programm des Domchores reduziert. Statt 60 haben wir acht Sänger. Die Bläser für den Libori-Tusch sind auch sehr zusammengeschrumpft in der Anzahl. Das wird schon alles ein bisschen ausmachen. Und natürlich können wir allerhöchstens 120 bis 130 Menschen in den Dom lassen. Das haben wir schon über eine persönliche Anmeldung geregelt, damit es keine großen Staus gibt oder wir nicht viele zurückschicken müssen.

DOMRADIO.DE: Diese Situation, dass alles irgendwie anders läuft als normal, ist aber auch nicht einmalig. Das gab es ja schon einmal. Im Jahr 1945, da war Libori auch rein kirchlich geprägt. Wieso war das damals so?

Göbel: Das war so, weil ja durch den letzten großen Bombenangriff am 27. März damals die Stadt vollkommen zerstört war – also zu 85 Prozent. Auch der Dom hat sehr viel abbekommen und gelitten. Es gab tatsächlich damals nur das sogenannte 40-stündige Gebet. Das fand in der Krypta statt. An einem Not-Altar hat der Erzbischof ein Pontifikalamt gefeiert. Das war aber sehr unbequem. Es war kalt und windig. Es wird beschrieben, dass nicht einmal die Kerzen auf dem Altar an geblieben sind. Ich glaube, das war für die Paderborner sehr schmerzlich.

DOMRADIO.DE: Umso schöner, dass der kirchliche Teil zumindest auch da stattfinden konnte. Aber auch die Teile Kirmes und Kultur haben sich in diesem Jahr etwas ausgedacht. Die lassen Libori digital stattfinden. Was bedeutet das? Heißt das, man kann virtuell zum Pottmarkt?

Göbel: Zum Beispiel, ja. Man kann virtuell zum Pottmarkt und man kann virtuell zum Bierbrunnen. Man kann verschiedene kulturelle Veranstaltungen besuchen. Es gibt so einen Kultursommer hier in der Libori-Woche, wo man mit vielen kleinen Veranstaltungen versucht, Akzente zu setzen.

Die Schausteller haben in Schloss Neuhaus vor den Toren Paderborns, so eine Art Tivoli jetzt schon eröffnet, wo man ein bisschen Kirmesgefühl bekommen kann. Wir versuchen also, das Beste daraus zu machen, aber es ist halt nicht Libori wie sonst.

Das Interview führte Verena Tröster.


Dompropst Monsignore Joachim Göbel / © Pressestelle Paderborn (KNA)
Dompropst Monsignore Joachim Göbel / © Pressestelle Paderborn ( KNA )

Libori-Schrein / © Thomas Throenle (Erzbistum Paderborn)
Quelle:
DR