Außerdem solle jede Kirchengemeinde ihrer Toten gedenken. "Und jede Familie wird sich mit den Priestern auf eine Andacht für ihre Angehörigen einigen", so Beschi gegenüber der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt".
Die Kirche organisiere derzeit eine Reihe von Online-Aktivitäten, sagte Beschi weiter. "Ich hoffe, das hilft, um die Gemeinde zu versammeln und den Willen am Leben zu halten, dass wir uns alle wiedersehen." Im Priesterseminar von Bergamo seien 50 Zimmer für Ärzte und Pflegekräfte zur Verfügung gestellt worden, die von außerhalb kämen oder derzeit nicht bei ihren Familien leben könnten.
Särge in Kirchen zwischengelagert
Zudem gebe es eine Telefon-Hotline für Menschen, die Trost suchten. Ferner hätten Gemeinden zuletzt Unterbringungen eingerichtet, "in denen Obdachlose und Migranten in Sicherheit Obdach bekommen".
Zuletzt waren die Särge von Verstorbenen in der Region in Kirchen zwischengelagert worden, weil Krematorien mit ihrer Arbeit nicht hinterherkamen. "Wir wollen damit ein Zeichen setzen", betonte Beschi. In den Kirchen könnten die Leichname zur Ruhe kommen. "So schlimm es ist, aber vielleicht kann das ein Zeichen der Zärtlichkeit denjenigen Personen gegenüber sein, die alleine sterben und deren Leichname sich andernfalls andernorts stapeln würden."
In Italien sind bislang besonders viele Menschen an Covid-19 gestorben. Bergamo gilt als eine der am stärksten betroffenen Städte.
Corona-Krise zeigt den Wert von Anteilnahme
Beschi beobachtet unterdessen in der Corona-Pandemie " ein enormes Bedürfnis nach Nähe".
Die Menschen hätten sich in den vergangenen Jahren "in gewisser Weise in die Selbstisolation gesperrt", sagte er weiter. Jeder habe nur an sich selbst gedacht. "Jetzt, wo wir eine unfreiwillige Ausgangssperre erleben, merken wir, wie essenziell Anteilnahme ist", so Beschi. Er hoffe, dass diese Erfahrung die momentane Krise überdauern werde.
Derzeit könnten viele Menschen in Norditalien ihre verstorbenen Angehörigen nicht bestatten, sagte der Bischof. Und weiter: "Sobald ein Patient mit dem Krankenwagen zu Hause abgeholt und ins Krankenhaus eingeliefert wurde, auf die Intensivstation, können seine Angehörigen ihn nicht mehr sehen und sprechen. Sie können ihn nicht einmal anrufen." Durch den "immensen Schmerz" der Betroffenen werde auch deutlich, wie wichtig "Momente menschlicher und christlicher Pietät" seien.
Die Frage sei, ob die Menschen bereit seien, aus der Krise zu lernen, fügte Beschi hinzu. "Ich denke, es gibt zwei Aspekte. Das Zusammenleben in Solidarität, um diese Krise zu überwinden. Und das Übernehmen persönlicher Verantwortung." Es gelte, nach den Grenzen des Menschen zu fragen und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, "für die Mitmenschen, aber auch für die Natur und den Planeten". Wenn dies nach Corona gelinge, hätte die Krise "wenigstens etwas Gutes hervorgebracht", so Beschi.