Wird deutsch-polnischer Briefwechsel Weltdokumentenerbe?

Beiderseitige Vergebung

Er gilt als einer der ersten und bedeutendsten Schritte der deutsch-polnischen Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Nun soll der berühmte Briefwechsel der katholischen Bischöfe der beiden Länder Weltdokumentenerbe werden.

Alte katholische Kirche in Polen / © Kazyaka Konrad (shutterstock)
Alte katholische Kirche in Polen / © Kazyaka Konrad ( shutterstock )

Ein als historisch geltender Briefwechsel der polnischen und deutschen katholischen Bischöfe aus dem Jahr 1965 soll in das Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen werden.

Einen entsprechenden Antrag hat das polnische Nominierungskomitee bei der Unesco eingereicht, wie das Erzbistum Köln am Dienstag mitteilte. Eine Entscheidung falle voraussichtlich im Frühjahr 2025.

"Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung"

Der Briefwechsel zwischen den Bischöfen gilt als einer der ersten und bedeutendsten Schritte der deutsch-polnischen Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg.

Deckblatt der Botschaft der polnischen Bischöfe 1965 (Historisches Archiv des Erzbistums Köln bzw. AEK, CR III 352)
Deckblatt der Botschaft der polnischen Bischöfe 1965 / ( )

In ihrem Schreiben an die deutschen Amtsbrüder vom 18. November 1965 formulierten die polnische Bischöfe unter anderem die berühmten Worte: Sie beziehen sich damit einerseits auf den Überfall Deutschlands auf Polen 1939 und die Kriegsgräuel sowie andererseits auf die Vertreibung der Deutschen am Kriegsende 1945.

Initiative polnischer und deutscher Bischöfe

Der Antrag wurde laut Erzbistum angeregt vom Zentrum "Erinnerung und Zukunft" in Breslau (Wroclaw) und geht auf eine Initiative der Erzbischöfe von Breslau, Warschau und Köln zurück. Der Briefwechsel besteht aus drei Dokumenten. Er beinhaltet die Botschaft der polnischen Bischöfe, die sich heute im Historischen Archiv des Erzbistums Köln befindet.

Daneben gehören zu dem Briefwechsel das Entwurfsmanuskript des damaligen Breslauer Bischofs Boleslaw Kominek für den polnischen Brief, der im Archiv der Erzdiözese Breslau aufbewahrt wird, sowie die Antwort der deutschen Bischöfe vom 5. Dezember 1966, die im Archiv der Warschauer Erzdiözese zu finden ist.

Die drei Dokumente sind den Angaben zufolge neuerdings auch auf der Internetseite des Zentrums "Erinnerung und Zukunft" einsehbar.

Kardinal Woelki mit Worten des Dankes

Rainer Maria Woelki / © Julia Steinbrecht (KNA)
Rainer Maria Woelki / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Ich bin dankbar, dass dieser Brief, der von der Hoffnung auf Versöhnung zeugt, besonders in Zeiten von globalen Spannungen, zur Aufnahme in das internationale Register des UNESCO-Weltdokumentenerbes vorgeschlagen ist", erklärte der Kölns Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki. "Wir bewahren in unserem Archiv ein bedeutendes Stück europäischer Erinnerungskultur, das wesentlich zur deutsch-polnischen Völkerverständigung beigetragen hat. Trotz des schweren Leids infolge des von Nazi-Deutschland begangenen Unrechts, haben unsere polnischen Mitbrüder uns die Hand gereicht."

Das Weltdokumentenerbe vereint Buchbestände, Handschriften, Partituren, Bild-, Ton- und Filmaufnahmen von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte. Das Unesco-Register "Memory of the World" zählt aktuell 496 Einträge. Darunter befinden sich 28 Beiträge aus Deutschland, von denen viele als internationale Gemeinschaftsprojekte erarbeitet wurden.

Quelle:
KNA