Bischöfe fordern ökonomisches Umdenken

Wirtschaft muss Ausbeutung von Mensch und Umwelt beenden

Die Politik muss aus kirchlicher Sicht Unternehmen und internationale Konzerne zur Einhaltung von Menschenrechten und zum Umweltschutz verpflichten. Das haben mehr als 100 Bischöfe aus 30 Staaten in einem gemeinsamen Appell gefordert.

Bischöfe fordern wirtschaftlichen Wandel / © ParabolStudio (shutterstock)
Bischöfe fordern wirtschaftlichen Wandel / © ParabolStudio ( shutterstock )

Die Corona-Krise biete die Chance, eine fairen Wandel in Gang zu setzen und einem neuen Wirtschaftssystem den Weg zu bahnen. "Wenn Unternehmen zur Verschmutzung von Böden, Luft und Grundwasser, zu Menschenrechtsverletzungen oder Kinderarbeit beitragen, müssen sie dafür zur Verantwortung gezogen werden", forderte der für die katholische Entwicklungsorganisation Misereor verantwortliche Erzbischof Stephan Burger in Freiburg.

Er rief die Bundesregierung dazu auf, entsprechende nationale Gesetze zu verabschieden und internationale Initiativen etwa auf EU-Ebene zu unterstützen. So solle ein sogenanntes Lieferkettengesetz die Wahrung von Arbeits- und Umweltstandards garantieren. Ziel eines Lieferkettengesetzes ist vor allem, ausbeuterische Arbeitsbedingungen bei Zulieferern im Ausland zu verhindern. "

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor (Aachen), erinnerte Unternehmen an ihre Verantwortung gegenüber Textilarbeiterinnen in Bangladesch, Kakaopflückern in Westafrika oder indigenen Gemeinschaften in Brasilien. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie verwundbar gerade die Beschäftigten am Beginn internationaler Lieferketten seien.

Corona-Krise als Chance

Die Kirchenvertreter fordern, die Corona-Krise als Chance für einen solidarischen und ökologischen Umbau der Wirtschaftsregeln zu nutzen. Das "profitgetriebene System und die damit verbundene Wegwerfmentalität" müssten enden.

So kritisieren die Bischöfe, dass zu viele Unternehmen und Konzerne Menschen und Umwelt ausbeuteten. Sie vermieden Steuern, die für Gemeinschaftsaufgaben wie Gesundheitswesen oder Bildungseinrichtungen nötig wären und seien mitschuldig an Menschenrechtsverletzungen wie Zwangs- und Kinderarbeit, heißt es in dem Appell. "Als Bischöfe fühlen wir uns moralisch und spirituell in der Pflicht, eine Neuordnung von Prioritäten für diese Krise und die Zeit danach anzumahnen."

Politik in der Pflicht

Ein echtes Umdenken sei aber, so die Bischöfe, nur durch klare nationale und internationale Gesetze zu erreichen. "Durch Leitlinien und freiwillige Ansätze gelingt es nicht, Menschen und den Planeten vor Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen zu schützen." Zudem müssten alle Arbeitnehmer das Recht und die Chance erhalten, bei Gesetzesverstößen klagen zu können. Die Bischöfe verweisen etwa auf Landraub, die Ermordung von Menschenrechtsaktivisten, Kinder- und Zwangsarbeit, geschlechterspezifischer Gewalt sowie Umweltzerstörung und die Abholzung von Wäldern.

Der von der internationalen Allianz katholischer Entwicklungsorganisationen Cidse unterstützte Aufruf wurde von 110 Bischöfen aus weltweit 30 Staaten unterzeichnet. Unterschrieben haben aus Deutschland der Vorsitzende der Bischofskonferenz Georg Bätzing (Limburg) sowie die Bischöfe Stephan Ackermann (Trier), Franz Josef Bode (Osnabrück), Stephan Burger (Freiburg), Stefan Oster (Passau), Ludwig Schick (Bamberg) und Heiner Wilmer (Hildesheim).


 

Erzbischof Stephan Burger / © Andreas Kühlken (KNA)
Erzbischof Stephan Burger / © Andreas Kühlken ( KNA )


 

Pirmin Spiegel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pirmin Spiegel / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
epd , KNA