Der Weltkirchenrat hat Politiker und Unternehmer beim Weltwirtschaftsforum in Davos aufgerufen, sich für Frieden und soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Die Führungspersönlichkeiten in Staat und Firmen hätten eine besondere Verantwortung für die Menschheit, erklärte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, zum Auftakt des Forums am Dienstag.
Die Schwachen hätten das Recht, von den Mächtigen einen großen Beitrag für das Wohlergehen der Gesellschaften zu verlangen. Tveit, der selbst nach Davos gereist war, betonte dort während einer Friedens-Veranstaltung in der reformierten Kirche St. Johann, dass alle Menschen auf der Welt die Schöpfung Gottes bewahren müssten.
Entwicklungspolitische Themen
In Davos debattieren bis Freitag 3.000 Geschäftsleute, Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft über "Responsive and Responsible Leadership" (Reaktionsschnelle und verantwortliche Führung). Dabei sollen die Teilnehmer Ideen über eine verstärkte weltweite Kooperation, eine Wiederbelebung der globalen Wirtschaft und eine Reform der Marktwirtschaft austauschen. Rund die Hälfte der 400 Sitzungen des Forums werden soziale und entwicklungspolitische Themen behandeln. Zudem stehen die globalen Krisen und Konflikte wie in Syrien und im Irak auf der Agenda. Das Forum ist keine Entscheidungsinstanz.
Kritiker bemängeln seit Jahren eine mangelnde Transparenz bei dem Treffen der wirtschaftlichen und politischen Elite: Die Mächtigen kämen in der Abgeschiedenheit der Schweizer Alpen zusammen, um unkontrolliert Absprachen über die globale Zukunft zu treffen.
Krisensymptome der Wirtschaft
Der Leiter der Abteilung Kirche und Wirtschaft im Erzbistum Freiburg, Sebastian Friese, sieht Trumps Wahl, den Brexit und den Aufstieg von populistischen Parteien als Krisensymptome der Wirtschaft. Für ihn stehen deshalb besonders Unternehmer, Geschäftsführer und Firmeninhaber in der Verantwortung, erklärte er im Interview mit domradio.de.
Bei aller Firmenpolitik sollten die Unternehmer ihre Mitarbeiter nie aus den Augen verlieren und sie beispielsweise auch am Wachstum des Unternehmens beteiligen. Auch sollte das Umfeld der Firma davon profitieren, so Friese. Auch der Papst ist beim Dialog mit dabei. Schon beim letzten Weltwirtschaftsgipfel hat er ein Grußwort verfasst. "Papst Franziskus möchte die Kirche auch im Dialog über Wirtschaft positionieren und die prophetische Botschaft, die Armen nicht zu vergessen, weiterreichen", so Friese. Das mache den Papst zu einem wichtigsten Impulsgeber für das Weltwirtschaftsforum.
Rösler fordert mehr Koooperation
Die Herausforderungen der Globalisierung können nach Überzeugung von Philipp Rösler, dem Vorstand des Weltwirtschaftsforums, nur gemeinsam gelöst werden. "Die Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung ist: globale Kooperation, nicht weniger, sondern mehr", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Ohne direkt auf die protektionistischen Äußerungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump einzugehen, fügte er hinzu: "Wir glauben, dass in einer komplexen Welt einfache, schlichte Antworten wahrscheinlich nicht ausreichend sein werden."
Rösler, der als FDP-Politiker von 2011 bis 2013 selbst deutscher Wirtschaftsminister war, stellte die Chinesen als gutes Beispiel heraus. Der chinesische Präsident Xi Jinping werde in Davos über die "Globalisierung und die Notwendigkeit für offenen und fairen Wettbewerb" reden. "Es ist ein klares Statement seitens der Chinesen, erstmalig hier mit dem Staatsoberhaupt vertreten zu sein, und dann eine Rede zum Thema Welthandel und Globalisierung zu halten", sagte Rösler.